Als reiner Geweihter Krsnas war König Pariksit bereits
befreit, doch weil er
einige Unklarheiten beseitigen
wollte, stellte er Sukadeva Gosvami eine
Reihe Fragen.
Im vorangegangenen Kapitel hatte König Pariksit gefragt:
"Was ist das endgültige Ziel der
Veden?" Und Sukadeva
Gosvami antwortete ihm, indem
er die autoritativen
Erklärungen der Schülernachfolge
vortrug, die von
Sanandana ausging und über Narayana Rsi, Narada und
Vyasadeva bis zu
ihm selbst
herabreichte. Die
Schlußfolgerung lautete, daß hingebungsvoller
Dienst,
bhakti, das endgültige Ziel der
Veden ist. Ein neuer
Gottgeweihter könnte nun fragen: "Wenn
es das höchste
Lebensziel und die Schlußfolgerung der
Veden ist, daß
man sich auf die Ebene des
hingebungsvollen Dienstes
erhebt, wie kommt es dann, daß ein Geweihter Sri Visnus
meist materiell
nicht besonders
wohlhabend ist,
wohingegen ein Geweihter Sivas in
der Regel ziemlich
reich ist?" Um diesen Punkt zu
klären, fragte Maharaja
Pariksit Sukadeva Gosvami:
"Mein lieber Sukadeva
Gosvami, für
gewöhnlich kann
man sehen, daß
diejenigen, die Siva
verehren, seien es Menschen,
Dämonen oder Halbgötter, materiell sehr
wohlhabend
sind, obwohl Siva selbst in Armut
lebt. Auf der anderen
Seite scheinen die Geweihten Sri Visnus,
des Herrn der
Glücksgöttin, nie sehr reich zu sein, und manchmal sieht
man sogar, daß sie überhaupt keinen
Reichtum besitzen.
Siva lebt unter einem
Baum oder im Schnee des
Himalaya. Er baut sich nicht einmal
ein Haus, und
dennoch sind die Verehrer Sivas
sehr reich. Krsna, Sri
Visnu, dagegen lebt sowohl in Vaikuntha als auch in der
materiellen Welt in aller Pracht,
und trotzdem scheinen
Seine Geweihten in Armut zu leben. Warum ist dies so?"
Maharaja Pariksits Frage ist sehr
intelligent. Die
Geweihten Sivas und die Geweihten Visnus sind sich stets
uneinig. Selbst heute noch kritisieren sich in Indien diese
beiden Arten von Geweihten, und vor allem in Südindien
halten die Anhänger Ramanujacaryas und
die Anhänger
Sankaracaryas hin und wieder
Versammlungen ab, bei
denen sie die vedischen Schlußfolgerungen
erörtern. Die
Anhänger Ramanujacaryas gehen in der Regel aus solchen
Begegnungen siegreich hervor. Daher
stellte Maharaja
Pariksit nun diese Frage an
Sukadeva Gosvami, um zu
erfahren, wie der ganze Sachverhalt zu verstehen sei. Die
Tatsache, daß Siva in
Armut lebt, während seine
Geweihten stets über großen Reichtum verfügen, und daß
Sri Krsna, oder Sri Visnu, unvorstellbar reich ist, während
Seine Geweihten
in Armut
leben, muß dem
Außenstehenden widersprüchlich
und verwunderlich
erscheinen.
Um König Pariksits Frage nach
diesen scheinbaren
Widersprüchen zu
beantworten, begann Sukadeva
Gosvami sogleich mit seinen Erklärungen.
Siva ist der
Herr über die materielle Energie.
Die materielle Energie
wird von der Göttin Durga
verkörpert, und sie ist die
Gemahlin Sivas. Die Göttin Durga
befindet sich völlig
unter Sivas Kontrolle, und deshalb
ist Siva der Herr der
materiellen Energie. Die materielle
Energie manifestiert
sich in drei
Erscheinungsweisen, nämlich Tugend,
Leidenschaft und Unwissenheit, und somit
ist Siva der
Herr über diese drei Erscheinungsweisen.
Obgleich sich
Siva zum Wohl der
bedingten Lebewesen mit den
materiellen Erscheinungsweisen
befaßt, bleibt er ihr
Lenker und wird nicht von ihnen beeinflußt. Die bedingte
Seele wird von den drei
Erscheinungsweisen beherrscht,
doch weil Siva ihr Meister ist, gerät er niemals unter ihren
Einfluß.
Aus den Erklärungen Sukadeva Gosvamis geht hervor,
daß die
Ergebnisse der
Verehrung verschiedener
Halbgötter nicht, wie
es von einigen unintelligenten
Menschen behauptet wird, die gleichen
sind wie die der
Verehrung Sri Visnus. Er sagt ganz
deutlich, daß man
durch die Verehrung Sivas einen
anderen Gewinn erhält
als durch die Verehrung Sri Visnus.
Das gleiche wird in
der Bhagavad-gita
bestätigt: Diejenigen,
die die
Halbgötter verehren,
bekommen ihren Wünschen
entsprechend das, was die jeweiligen Halbgötter gewähren
können. Ebenso erhalten diejenigen, die
die materielle
Energie oder die pitas verehren,
ein dementsprechendes
Ergebnis. Aber diejenigen, die sich
im hingebungsvollen
Dienst beschäftigen und den Höchsten Herrn, Visnu, oder
Krsna, verehren, gelangen auf die
Vaikuntha-Planeten
oder nach Krsnaloka. Man kann dem
transzendentalen
Bereich, dem paravyoma oder spirituellen Himmel, nicht
näherkommen, indem man Siva, Brahma oder irgendeinen
anderen Halbgott verehrt.
Weil die materielle
Welt ein Erzeugnis der
drei
Eigenschaften der materiellen Natur ist,
sind all die
vielfältigen Manifestationen aus diesen drei Eigenschaften
entstanden. Mit Hilfe der
materialistischen Wissenschaft
hat die moderne
Zivilisation viele Maschinen und
Annehmlichkeiten geschaffen, doch
auch diese Errungenschaften sind nichts
anderes als verschiedene
Erzeugnisse, die
aus den
Wechselwirkungen der
materiellen Erscheinungsweisen entstanden sind. Obwohl
die Geweihten Sivas oft viele materielle Güter bekommen,
sollten wir doch bedenken, daß sie
nur Erzeugnisse
ansammeln, die von den drei
Erscheinungsweisen der
materiellen Natur hervorgebracht
wurden. Die drei
Erscheinungsweisen
unterteilen
sich wiederum
sechzehnfach, nämlich in
die zehn Sinne (die fünf
Arbeitssinne und die fünf
wissenserwerbenden Sinne),
den Geist und die fünf
grobstofflichen Elemente (Erde,
Wasser, Feuer, Luft und Äther). Diese sechzehn Elemente
sind einfach nur weitere Ausdehnungen der drei Erscheinungsweisen.
Materielles Glück
oder materieller
Wohlstand bezieht sich auf die
Möglichkeiten, die Sinne
zu befriedigen, insbesondere die
Genitalien, die Zunge
und den Geist. Mit Hilfe unseres
Geistes schaffen wir
viele Annehmlichkeiten, die ausschließlich für den Genuß
der Genitalien und der
Zunge bestimmt sind. Der
Reichtum eines Menschen in der
materiellen Weit wird
daran gemessen, inwieweit er von
seinen Genitalien und
seiner Zunge Gebrauch machen kann
oder, mit anderen
Worten, wie gut er es vermag,
seinen Geschlechtstrieb
auszuschöpfen und seinen
verwöhnten Gaumen mit
köstlichen Speisen zu
befriedigen. Zum materiellen
Fortschritt der Zivilisation gehört unbedingt, daß man alle
möglichen genußvollen Dinge erfindet, die einen auf der
Grundlage dieser beiden Prinzipien
glücklich machen
sollen: Freuden für die Genitalien
und Freuden für die
Zunge. Dies war also Sukadeva
Gosvamis Antwort auf
König Pariksits Frage, weshalb die
Verehrer Sivas so
reich sind.
Die Geweihten Sivas sind nur in
bezug auf materielle
Eigenschaften reich. Im Grunde ist
solch sogenannter
Fortschritt der Zivilisation
nur die Ursache weiterer
Verstrickung ins materielle Dasein. Es ist kein wirklicher
Fortschritt, sondern
Erniedrigung. Zusammenfassend
kann man also sagen, daß Siva
der Meister der drei
Erscheinungsweisen ist und daß deshalb seine Geweihten
für die Befriedigung ihrer Sinne nur Güter bekommen, die
durch die Wechselwirkung dieser
Erscheinungsweisen
geschaffen wurden. Sri Krsna jedoch gibt
uns in der
Bhagavad-gita die
Anweisung, das
von den drei
Erscheinungsweisen beeinflußte Dasein zu transzendieren.
Nistrai-gunyo bhavarjuna: Es ist die
Bestimmung des
menschlichen Lebens, daß man transzendental zu den drei
Erscheinungsweisen
wird.
Solange man
nicht
nistrai-gunyah ist, kann man nicht
von der materiellen
Verstrickung freikommen. Mit
anderen Worten, die
Segnungen Sivas sind in Wirklichkeit
für die bedingten
Seelen nicht von Nutzen, obwohl sie scheinbar zu großem
Reichtum führen.
Sukadeva Gosvami
fuhr fort:
"Die Höchste
Persönlichkeit Gottes, Hari, ist transzendental zu den drei
Erscheinungsweisen der materiellen
Natur." In der
Bhagavad-gita wird gesagt, daß jeder, der sich Ihm ergibt,
dem Einfluß
dieser drei
Erscheinungsweisen der
materiellen Natur entkommt.
Und wenn schon die
Geweihten Haris
transzendental zum
Einfluß der
materiellen Erscheinungsweisen sind, dann
ist auch Hari
Selbst zweifellos
transzendental zu
den Erscheinungsweisen. Im Srimad-Bhagavatam heißt
es deshalb,
daß Hari, d.h. Krsna, die
ursprüngliche und Höchste
Persönlichkeit ist. Es gibt zwei
Arten von prakrtis oder
Energien, nämlich die innere und die äußere Energie, und
Krsna ist der Herr von beiden. Er ist sarva-drk, das heißt,
Er wacht über alle Tätigkeiten der
inneren und der
äußeren Energie, und Er ist auch
der upadrasta, der
höchste Ratgeber. Weil Er der höchste Ratgeber ist, steht
Er über allen Halbgöttern, die
lediglich Seinen Befehlen
folgen. Wenn man deshalb direkt den
Anweisungen des
Höchsten Herrn folgt, wie sie in
der Bhagavad-gita und
dem Srimad Bhagavatam
enthalten sind, wird man
allmählich nirguna,
d.h. transzendental
zu den
Wechselwirkungen der materiellen Erscheinungsweisen.
Nirguna zu sein bedeutet, keine
materiellen Reichtümer
zu besitzen, denn materieller Reichtum
bedeutet, wie
bereits erklärt wurde, eine Vergrößerung
der Aktionen
und Reaktionen der drei materiellen Erscheinungsweisen.
Wenn wir jedoch die
Höchste Persönlichkeit Gottes
verehren, werden wir nicht wegen
irgendwelcher materiellen Reichtümer eingebildet,
sondern wir machen
spirituellen Fortschritt und
erlangen Krsna-bewußtes
Wissen. Nirguna zu werden bedeutet,
ewigen Frieden,
Furchtlosigkeit, Religiosität, Wissen und
Entsagung zu
erreichen. All dies sind Merkmale der Befreiung von der
Verunreinigung, die
durch die
materiellen Erscheinungsweisen verursacht wird.
Als Antwort auf
Pariksit Maharajas Frage sprach
Sukadeva Gosvami als nächstes über eine
historische
Begebenheit, die mit Maharaja Pariksits Großvater, König
Yudhisthira, zusammenhing.
Er sagte, daß
König
Yudhisthira, nachdem er das
asvamedha-Opfer beendet
hatte, an der großen Opferstätte in Gegenwart bedeutender
Autoritäten die gleiche Frage stellte wie später sein Enkel
- wie es nämlich komme, daß
die Geweihten Sivas
materiell wohlhabend seien,
die Geweihten Visnus
dagegen nicht. Sukadeva
Gosvami bezeichnete dabei
König Yudhisthira als "dein Großvater",
um Maharaja
Pariksit daran zu erinnern, daß er mit Krsna verwandt sei
und daß seine Großväter
eine enge Beziehung zur
Höchsten Persönlichkeit Gottes hatten.
Krsna ist bereits von Natur aus stets zufrieden, doch als
Er Maharaja Yudhisthiras Frage hörte,
wurde Er noch
zufriedener, denn Fragen solcher Art
und die Antworten
darauf sind für die gesamte
Krsna-bewußte Gesellschaft
von großer Bedeutung. Immer wenn Sri Krsna mit einem
Gottgeweihten über etwas spricht, sind Seine Worte nicht
nur für den
betreffenden Gottgeweihten bestimmt,
sondern für die gesamte Menschheit. Die Unterweisungen
der Höchsten Persönlichkeit Gottes sind
selbst für die
Halbgötter, einschließlich ihrer Anführer
Brahma und
Siva, von großem
Wert, und jemand,
der die
Unterweisungen der Höchsten Persönlichkeit
Gottes, die
zum Wohl aller
Lebewesen in die
materielle Welt
herabsteigt, nicht nutzt, ist zweifellos sehr zu bedauern.
Sri Krsna beantwortete Maharaja Yudhisthiras
Frage
wie folgt: "Wenn Ich einem
Gottgeweihten sehr günstig
gesinnt bin und ihm ganz besonders
helfen möchte,
nehme Ich ihm als erstes allen Reichtum fort." Wenn der
Gottgeweihte dann bettelarm wird oder
zumindest in
verhältnismäßig große Armut
gerät, verlieren seine
Verwandten und Familienangehörigen das
Interesse an
ihm, und in den meisten Fällen geben sie ihre Beziehung
zu ihm gänzlich auf.
Auf diese Weise wird der
Gottgeweihte doppelt unglücklich: Zuerst einmal
wird er
unglücklich, weil
ihm von Krsna
aller Reichtum
genommen wurde, und dann wird er noch unglücklicher,
weil ihn die Verwandten seiner
Armut wegen im Stich
lassen. Wenn ein Gottgeweihter auf
diese Weise in Not
gerät, so müssen wir uns im klaren sein, daß dies nicht auf
seine sündhaften
Tätigkeiten, die
karma-phala,
zurückzuführen ist; vielmehr
wird die Armut des
Gottgeweihten von der
Persönlichkeit Gottes Selbst
geschaffen. Ebenso ist es nicht auf
die frommen Tätigkeiten des Gottgeweihten zurückzuführen,
wenn er
materiell reich wird. Ob ein
Gottgeweihter ärmer oder
reicher wird - immer geschieht es
durch die Fügung der
Höchsten Persönlichkeit Gottes.
Krsna schafft solche
Situationen für Seinen Geweihten, um ihn völlig von Sich
abhängig zu machen und
ihn von allen materiellen
Pflichten zu befreien. Dann kann der
Gottgeweihte seine
Energien, seinen Geist und seinen
Körper - alles - dem
Dienst des Herrn
widmen, und dies
wird reiner
hingebungsvoller Dienst genannt. Das Narada-pancaratra
erklärt
deshalb,
daß
der Gottgeweihte
sarvopadhi-vinirmuktam, "von
allen Bezeichnungen
befreit", ist. Alles,
was man für die
Familie, die
Gesellschaft, die Gemeinschaft, die
Heimat oder die
Menschheit tut, ist mit Bezeichnungen
verbunden wie
"Ich gehöre zu dieser Gesellschaft", "Ich gehöre zu dieser
Gemeinschaft", "Ich gehöre zu dieser
Nation" oder "Ich
gehöre
zu
dieser
Lebensform". Solche
Selbstidentifizierungen sind jedoch nichts
anderes als
äußerliche Bezeichnungen. Wenn sich ein
Gottgeweihter
durch die Gnade des Herrn von
allen Bezeichnungen
befreit, wird sein hingebungsvoller
Dienst tatsächlich
naiskarma. Die jnanis fühlen sich
sehr zur Stufe des
naiskarma hingezogen, auf der die
Tätigkeiten, die man
ausführt, keine materiellen Folgen
erzeugen. Wenn die
Tätigkeiten eines Gottgeweihten von allen
materiellen
Reaktionen frei sind, gehören sie nicht mehr zur Kategorie
des karma-phalam, der fruchtbringenden Tätigkeiten. Wie
von den Veden in Person bereits
erklärt wurde, werden
das Glück und Leid des Gottgeweihten von der Höchsten
Persönlichkeit Gottes für ihn geschaffen,
und deshalb ist
es dem Gottgeweihten gleichgültig, ob
er sich in Glück
oder Leid befindet. Er
erfüllt einfach weiter seine
Pflichten im hingebungsvollen Dienst. Und obwohl seine
Tätigkeiten scheinbar den
Aktionen und Reaktionen
fruchtbringender Tätigkeiten unterworfen sind,
ist der
Gottgeweihte in Wirklichkeit davon befreit.
Aber warum wird ein Gottgeweihter
überhaupt von
der Höchsten Persönlichkeit Gottes in
Schwierigkeiten
gebracht? Die Antwort ist, daß man dieses Verhalten des
Herrn mit dem eines Vaters
vergleichen kann, der sich
seinen Söhnen gegenüber manchmal streng
zeigt. Der
Gottgeweihte ist eine hingegebene Seele, und der Höchste
Herr hat Sich seiner persönlich
angenommen. Wenn der
Gottgeweihte deshalb in
bestimmte Lebensumstände
versetzt wird - seien sie nun glücklich oder leidvoll -, muß
man verstehen, daß hinter jeder
Fügung der große Plan
der Persönlichkeit Gottes steht. So
ließ Sri Krsna zum
Beispiel die Pandavas in solche Not
geraten, daß selbst
Großvater Bhisma nicht
begriff, wie dies geschehen
konnte. Er klagte, daß die Pandava-Familie all diese Nöte
ertragen müsse, obwohl sie von
König Yudhisthira, dem
frömmsten König, und
von den beiden mächtigen
Kriegern Bhima und Arjuna beschützt werde und obwohl
die Pandavas
darüber hinaus
enge Freunde und
Verwandte Sri
Krsnas seien. Später jedoch stellte
sich heraus, daß
dies alles ein Plan der Höchsten
Persönlichkeit Gottes,
Krsna, gewesen war, nämlich als
Teil Seiner großen
Mission, die
Gottlosen zu
vernichten und die
Gottgeweihten zu beschützen.
An dieser Stelle könnte
sich eine weitere Frage
erheben: Worin besteht
der Unterschied, wenn ein
Gottgeweihter durch den Willen der
Höchsten Persönlichkeit Gottes
in glückliche
bzw. unglückliche
Situationen versetzt wird und wenn
ein gewöhnlicher
Mensch als Ergebnis seiner früheren Tätigkeiten in solche
Lebensumstände gerät? In welchem Sinne
befindet sich
der Gottgeweihte in
einer besseren Lage als
der
gewöhnliche karmi? Die Antwort lautet,
daß sich die
karmis und die Gottgeweihten niemals
auf der gleichen
Ebene befinden. Ganz gleich in welcher
Lebenslage sich
der karmibefindet, er bleibt in jedem Fall dem Kreislauf
von Geburt und Tod unterworfen, da der Same des karma,
der fruchtbringenden Tätigkeiten, in ihm liegt und keimt,
sobald sich die Gelegenheit bietet. Durch das Gesetz des
karma ist der gewöhnliche Mensch
fortgesetzt an wiederholte Geburten und Tode gefesselt,
wohingegen das
Glück und Leid eines Gottgeweihten,
das nicht dem
Gesetz des karma
untersteht, Teil einer zeitweiligen
Fügung der Höchsten Persönlichkeit Gottes
ist, die den
Gottgeweihten nicht
fesselt. Solche
zeitweiligen
Fügungen läßt der Herr nur für
einen ganz bestimmten
Zweck geschehen. Wenn ein karmi
segensreiche Werke
vollbringt, wird er zu den himmlischen Planeten erhoben,
und wenn er gottlos
handelt, wird er in
höllische
Lebensumstände versetzt. Doch ob ein Gottgeweihter auf
scheinbar fromme oder unfromme Weise handelt - er wird
nicht erhoben und fällt auch nicht,
sondern er gelangt in
das spirituelle Königreich. Deshalb
befinden sich das
Glück und Leid eines Gottgeweihten und das eines karmi
nicht auf der gleichen Ebene. Diese Tatsache wird auch in
den Unterweisungen Yamarajas bestätigt,
die er einst
seinen Dienern im Zusammenhang mit
der Befreiung
Ajamilas erteilte. Dabei trug Yamaraja
seinen Schergen
auf, alle Menschen zu ergreifen, die niemals den Heiligen
Namen des Herrn ausgesprochen und auch niemals an die
Gestalt, die Eigenschaften und die
Spiele des Herrn
gedacht haben. Gleichzeitig gab Yamaraja seinen Dienern
auch die Anweisung,
niemals die Gottgeweihten zu
bedrohen. Darüber hinaus
befahl er ihnen, jedem
Gottgeweihten, dem sie begegneten, ihre
achtungsvollen
Ehrerbietungen darzubringen. Es steht somit außer Frage,
daß ein Gottgeweihter innerhalb der
materiellen Welt
erhoben wird oder
herabfällt. Ebenso
wie ein
himmelweiter Unterschied besteht, ob man von der Mutter
oder von einem Feind bestraft wird,
so ist auch die
Notlage eines Gottgeweihten etwas völlig anderes als die
eines gewöhnlichen karmi.
Eine weitere Frage, die man stellen
könnte, lautet:
Wenn Gott allmächtig
ist, warum sollte Er
dann
versuchen, Seinen Geweihten zu bessern, indem Er ihn in
Schwierigkeiten bringt? Die Antwort darauf lautet, daß es
nicht ohne Absicht geschieht, wenn
der Höchste Herr
Seinen Geweihten in eine schwierige
Situation bringt.
Manchmal besteht der Grund darin,
daß sich bei einem
Gottgeweihten, der in eine Notlage gerät, die Gefühle der
Anhaftung an Krsna noch mehr steigern.
Als Krsna zum
Beispiel einmal die Hauptstadt der
Pandavas verlassen
wollte und Seine Angehörigen um die Erlaubnis bat, nach
Hause zurückzukehren, sagte Kuntidevi:
"Mein lieber
Krsna, wenn wir uns in Not befinden, weilst Du stets bei
uns; nun aber, wo wir zu
Königswürden gelangt sind,
verläßt Du uns. Deshalb würde ich lieber weiterhin in Not
leben als Dich verlieren." Wenn ein Gottgeweihter in Not
gerät, steigern sich seine Bemühungen
im hingebungsvollen Dienst.
Deshalb versetzt
der Herr Seinen
Geweihten manchmal in Not, um ihm
eine besondere
Gunst zu erweisen. Außerdem ist, wie man sagt, die Süße
des Glücks süßer für diejenigen,
die Bitterkeit gekostet
haben. Der Höchste Herr kommt in
die materielle Welt
herab, nur um Seine Geweihten aus Notlagen zu erretten,
mit anderen Worten, der Herr müßte
nicht erscheinen,
wenn sich Seine Geweihten nicht in
Not befänden. Was
die Vernichtung der Dämonen und
Atheisten betrifft, so
kann dies ohne weiteres von Seinen
vielfachen Energien
erledigt werden; zum Beispiel werden viele asuras durch
die äußere Energie, die Göttin
Durga, getötet. Der Herr
braucht also nicht persönlich zu
erscheinen, um die
Dämonen zu töten. Er fühlt Sich
jedoch verpflichtet zu
kommen, wenn Sein
Geweihter in Not
ist. Sri
Nrsimhadeva erschien nicht, um
Hiranyakasipu zu töten,
sondern um Prahlada zu sehen und
ihn zu segnen. Der
Herr erschien also, weil sich
Prahlada Maharaja in Not
befand.
Wenn nach der finsteren Nacht schließlich am Morgen
die Sonne aufgeht, ist dies sehr angenehm. Bei sengender
Hitze empfindet man kaltes Wasser
als sehr wohltuend,
und in der eisigen Kälte des Winters freut man sich über
warmes Wasser. Wenn ein Gottgeweihter auf diese Weise
die Bedingungen der materiellen Welt
erfahren hat und
dann die spirituelle Glückseligkeit
kostet, die ihm der
Herr schenkt, wird sein Dasein noch
glückseliger und
freudvoller.
Der Herr fuhr fort: "Wenn
Mein Geweihter aller
materiellen Güter beraubt
ist und wenn ihn seine
Verwandten, Freunde und Familienangehörigen verlassen
haben, sucht er rückhaltlos bei den Lotosfüßen des Herrn
Zuflucht, da er niemanden sonst
hat, der sich seiner
annimmt." Srila Narottama dasa Thakura
sagt deshalb in
einem seiner Lieder: "Mein lieber Sri
Krsna, o Sohn
Nanda Maharajas, nun bist Du
zusammen mit Srimati
Radharani, der Tochter
König Vrsabhanus, vor mir
erschienen. Ich gebe mich Dir hin. Bitte nimm Dich meiner an. Bitte stoße mich nicht
von Dir. Ich habe keine
andere Zuflucht als Dich."
Wenn ein Gottgeweihter in scheinbar
beklagenswerte
Umstände gerät und ohne
Familie und materiellen
Reichtum dasteht, versucht er zunächst,
seinen früheren
materiellen Wohlstand wiederzuerlangen, doch obwohl er
es immer wieder versucht, nimmt ihm Krsna seinen Besitz
immer wieder weg. So wird der Gottgeweihte schließlich
all seiner materiellen Bemühungen müde,
und auf dieser
Stufe der Enttäuschung,
nachdem er in materieller
Hinsicht versagt hat,
kann er sich der
Höchsten
Persönlichkeit Gottes vollkommen
hingeben. Solchen
Menschen gibt der Herr von innen
her den Rat, die
Gemeinschaft von Gottgeweihten aufzusuchen. Wenn sie
dann mit Gottgeweihten zusammen sind,
entwickeln sie
ganz von selbst die Neigung, dem
Höchsten Herrn zu
dienen, und
bekommen sogleich
von Ihm alle
Möglichkeiten, im Krsna-Bewußtsein
Fortschritte zu
machen. Die Nichtgottgeweihten dagegen sind sehr darauf
bedacht,
ihren
materiellen
Lebensstandard
aufrechtzuerhalten. Für gewöhnlich kommen sie nicht zu
dem Punkt, wo sie die Höchste
Persönlichkeit Gottes
verehren, sondern
sie verehren Siva
und andere
Halbgötter, um sich
schnell materiellen Gewinn zu
verschaffen. In der Bhagavad-gita wird
deshalb gesagt:
kanksantah karmanam siddhim yajanta iha devatah. "Die
karmis verehren die verschiedenen Halbgötter, um in der
materiellen Welt zu Erfolg zu
gelangen." Sri Krsna sagt
auch, daß diejenigen, die die
Halbgötter verehren, keine
reife Intelligenz besitzen. Deshalb begehen die Geweihten
Krsnas aufgrund ihrer starken Zuneigung
zu Ihm nicht
den törichten Fehler, die Halbgötter zu verehren.
Sri Krsna sagte weiter zu König
Yudhisthira: "Mein
Geweihter läßt sich durch widrige Lebensumstände nicht
beirren; er bleibt immer fest und stetig. Daher schenke Ich
ihm Mich Selbst, und Ich erweise
ihm Meine Gunst, so
daß er den höchsten Erfolg im Leben erreichen kann." Die
Gnade, die die Höchste
Persönlichkeit Gottes dem
Gottgeweihten, der sich in dieser
Prüfung bewährt hat,
erweist, wird als
brahman beschrieben, was darauf
hinweist, daß die Größe dieser Gnade nur mit der Größe
des alldurchdringenden Brahmans
verglichen werden
kann. Brahman bedeutet "grenzenlos groß"
und "sich
grenzenlos ausdehnend". Krsnas
Barmherzigkeit wird
auch als parama beschrieben, denn sie kann mit nichts in
der materiellen Welt verglichen werden,
und manchmal
wird sie auch als suksmam
bezeichnet, was "höchst
vortrefflich" bedeutet. Die
Barmherzigkeit des Herrn
gegenüber dem bewährten Gottgeweihten ist
nämlich
nicht nur groß und dehnt sich grenzenlos aus, sondern sie
ist auch von der vortrefflichsten
transzendentalen Liebe
durchdrungen, die der
Gottgeweihte und der Herr
füreinander empfinden. Diese Barmherzigkeit wird weiter
als cinmatram, "völlig spirituell",
bezeichnet. Das Wort
matram bezieht sich auf etwas
absolut Spirituelles, das
nicht von der geringsten Spur
materieller Eigenschaften
verunreinigt ist. Krsnas Barmherzigkeit wird auch als sat
(ewig) und anantakam (unbegrenzt)
bezeichnet. Warum
sollte der Gottgeweihte,
dem ein solch grenzenloser
spiritueller Segen zuteil
wird, noch die Halbgötter
verehren? Ein Geweihter Krsnas verehrt weder Siva noch
Brahma, noch irgendeinen
anderen untergeordneten
Halbgott. Er weiht sich
ganz dem transzendentalen
liebevollen Dienst der Höchsten Persönlichkeit Gottes.
Sukadeva Gosvami fuhr fort: "Die
Halbgötter wie
Indra, Candra, Varuna und andere,
die von Brahma und
Siva angeführt werden,
neigen dazu, sehr schnell
Wohlgefallen zu zeigen, wenn sie
von ihren Geweihten
verehrt werden, und sehr schnell zornig zu werden, wenn
diese Fehler
begehen. Aber bei
der Höchsten
Persönlichkeit Gottes, Visnu, ist dies nicht der Fall." Dies
bedeutet, daß jedes Lebewesen in
der materiellen Welt,
einschließlich
der
Halbgötter,
von den drei
Erscheinungsweisen der materiellen Natur
gelenkt wird,
und deshalb herrschen
in der materiellen Welt
die
Erscheinungsweisen der Unwissenheit und
Leidenschaft
vor. Diejenigen, die die Halbgötter
verehren und nach
ihren Segnungen
streben, sind
ebenfalls von den
materiellen Erscheinungsweisen verunreinigt,
vor allem
von Leidenschaft und Unwissenheit. Sri Krsna erklärt deshalb in der Bhagavad-gita, daß es
nicht besonders klug
ist, die Halbgötter um Segnungen zu
bitten, denn die
Ergebnisse solcher Segnungen sind vergänglich. Es ist ein
leichtes, durch
die Verehrung der
Halbgötter zu
materiellem Reichtum zu gelangen, doch die Folgen sind
oftmals verhängnisvoll. Deshalb werden
die Segnungen
der Halbgötter
nur von
unintelligenten Menschen
geschätzt. Diejenigen,
die Segnungen
von den
Halbgöttern empfangen, werden mit der
Zeit stolz auf
ihren materiellen Reichtum und mißachten ihre Gönner.
Sukadeva Gosvami erklärte
König Pariksit: "Mein
lieber König, Brahma, Visnu und Siva, die drei führenden
Persönlichkeiten der materiellen Schöpfung, können jeden
segnen oder verdammen. Brahma und
Siva sind sehr
leicht zufriedenzustellen, aber
sie werden auch sehr
schnell zornig. Wenn sie zufrieden sind, erteilen sie ohne
viel Überlegung ihre Segnungen, und
wenn sie in Zorn
geraten, verfluchen sie ihren Geweihten ohne Überlegung.
Sri Visnu dagegen ist
sehr bedachtsam. Wenn ein
Gottgeweihter etwas von Sri Visnu haben möchte, erwägt
Sri Visnu zuerst, ob die Segnung
für Seinen Geweihten
wirklich gut ist. Sri Visnu gewährt niemals eine Segnung,
die sich letzten Endes
für den Gottgeweihten als
verhängnisvoll erweist.
Er ist
aufgrund Seines
transzendentalen Wesens stets voller Barmherzigkeit, und
deshalb überlegt Er vor der
Erteilung einer Segnung, ob
diese für Seinen Geweihten auch
tatsächlich vorteilhaft
ist. Weil der Herr, die Höchste
Persönlichkeit Gottes,
immer Barmherzigkeit zeigt, ist Sein
Verhalten immer
segensreich, selbst wenn Er einen Dämon tötet oder wenn
Er auf einen Gottgeweihten scheinbar zornig wird. Krsna
wird deshalb als absolut gut bezeichnet. Alles, was Er tut,
ist gut."
Was die Segnungen der Halbgötter wie Siva betrifft, so
gibt es in diesem
Zusammenhang eine historische
Begebenheit, von der die großen
Weisen berichten. Es
geschah einmal, daß Siva, nachdem
er dem Dämon
Vrkasura, dem Sohn Sakunis, eine
Segnung erteilt hatte,
selbst in eine äußerst gefahrvolle
Lage geriet. Vrkasura
trachtete nach einer
ganz bestimmten Segnung, und
deshalb versuchte er herauszufinden,
welche der drei
führenden Gottheiten er
verehren müsse, damit sein
Wunsch erfüllt werde. Eines Tages
traf er den großen
Weisen Narada, und er fragte ihn, an wen er sich wenden
solle, um so schnell wie möglich
die Ergebnisse seiner
Entsagung zu erhalten.
Er fragte: "Welche der
drei
Gottheiten Brahma, Visnu und Siva
ist am schnellsten
zufriedenzustellen?" Narada durchschaute die Absicht des
Dämons, und deshalb riet er ihm:
"Das beste ist, du
verehrst Siva; dann wirst du sehr
schnell das ersehnte
Ergebnis bekommen. Siva ist sehr
schnell zufrieden und
wird auch sehr schnell
zornig. Versuche also Sivas
Wohlgefallen zu erringen." Narada führte
auch Beispiele
von Dämonen wie Ravana und Banasura
an, die zu
großem Reichtum kamen, einfach weil
sie mit ihren
Gebeten Siva zufriedenstellten. Weil der große Weise das
Wesen des Dämons Vrkasura kannte,
riet er ihm nicht,
sich an Visnu oder Brahma zu
wenden; denn Menschen
wie
Vrkasura,
die sich
in der
materiellen
Erscheinungsweise der Unwissenheit befinden, sind nicht
in der Lage, sich der Verehrung Visnus zu weihen.
Nachdem der Dämon Vrkasura Naradas Unterweisung
vernommen hatte, begab er sich nach Kedaranatha. Dieser
Pilgerort, der in der Nähe von
Kaschmir liegt, existiert
noch heute. Er ist fast immer
von Schnee bedeckt, doch
einmal im Jahr, während des Monats Juli, ist es möglich,
dort die Bildgestalt Sivas zu
besuchen. Dann pilgern die
Geweihten Sivas dorthin, um der
Bildgestalt ihre Verehrung darzubringen. Kedaranatha ist nur für die Geweihten
Sivas bestimmt. Die vedischen Prinzipien
schreiben vor,
daß man Speisen, die man einer Bildgestalt opfern will, in
einem Feuer darbringen
muß. Deshalb ist bei
allen
Zeremonien ein Opferfeuer notwendig. Wenn
man den
Halbgöttern Speisen opfern will, so
weisen die sastras
besonders nachdrücklich darauf hin, daß
dieses Opfer
durch das Feuer geschehen muß. So
begab sich der
Dämon Vrkasura nach Kedaranatha und entfachte dort ein
Opferfeuer, um Siva zu erfreuen.
Als das zu Sivas Verehrung bestimmte Feuer brannte,
machte sich Vrkasura daran, sein
eigenes Fleisch zu
opfern, indem er es aus seinem Körper schnitt. So wollte
er Sivas besonderes Wohlgefallen
erwecken. Dies ist ein
Beispiel für Verehrung in der
Erscheinungsweise der
Unwissenheit. In der Bhagavad-gita werden verschiedene
Arten von Opfern aufgeführt. Einige befinden sich in der
Erscheinungsweise der Tugend, andere in
Leidenschaft
und wieder andere
in der
Erscheinungsweise der
Unwissenheit. Es gibt verschiedene Arten der tapasya und
der Verehrung, weil es auf der Welt so viele verschiedene
Arten von Menschen gibt. Doch die
reinste Form der
tapasya, das Krsna-Bewußtsein, ist der höchste yoga und
das höchste Opfer. Wie in der
Bhagavad-gita bestätigt
wird, besteht der höchste yoga
darin, ständig im Herzen
an Sri Krsna zu denken, und diese
höchste Form von
yajna ist der sankirtana-yajna.
In der Bhagavad-gita wird gesagt, daß die Verehrer der
Halbgötter ihre Intelligenz verloren haben. Wie wir später
in diesem Kapitel erfahren werden, wollte Vrkasura Siva
zufriedenstellen, um eine
materielle Segnung dritten
Ranges zu erhalten, die vergänglich und ohne wirklichen
Nutzen war. Nur die asuras und
die Menschen in der
Erscheinungsweise der Unwissenheit sind
bestrebt, von
den Halbgöttern solche Segnungen zu
bekommen. Im
Gegensatz zu diesem Opfer in der Erscheinungsweise der
Unwissenheit ist
der
arcana-viddhi-Vorgang der
Verehrung Visnus oder Krsnas sehr
einfach. Sri Krsna
sagt in der Bhagavad-gita, daß Er von Seinem Geweihten
schon eine kleine Frucht, eine Blume oder etwas Wasser
annimmt, was sich jeder, ob arm oder reich, ohne weiteres
beschaffen kann.
Natürlich sollten
Menschen, die
wohlhabend sind, dem Herrn nicht nur ein wenig Wasser,
eine kleine Frucht oder ein Blatt opfern. Wenn ein reicher
Mann ein Opfer darbringen will, dann sollte dieses Opfer
seiner
Stellung
entsprechen.
Doch wenn
ein
Gottgeweihter in großer Armut lebt,
wird der Herr von
ihm auch die
bescheidenste Gabe annehmen. Die
Verehrung Sri Visnus, Krsnas, ist sehr
einfach und kann
von jedem auf dieser Welt
durchgeführt werden. Die
Verehrung in der Erscheinungsweise der
Unwissenheit
dagegen, wie sie von Vrkasura
durchgeführt wurde, ist
nicht nur überaus schwierig und
leidvoll, sondern sie ist
auch eine sinnlose
Zeitverschwendung. Aus diesem
Grunde sagt die Bhagavad-gita, daß
die Verehrer der
Halbgötter jeglicher Intelligenz beraubt sind. Ihr Vorgang
der Verehrung ist äußerst schwierig,
und die Ergebnisse,
die sie dafür erhalten, sind unstet und vergänglich.
Obgleich Vrkasura sein
Opfer sechs Tage lang
fortsetzte, gelang es ihm nicht, Siva persönlich zu Gesicht
zu bekommen, was sein Ziel gewesen war. Er wollte aber
Siva unmittelbar vor sich sehen, um ihn um eine Segnung
zu bitten. Hier sehen wir einen
weiteren Unterschied
zwischen den Dämonen und den
Gottgeweihten. Ein
Gottgeweihter hat volles Vertrauen darin, daß alles, was er
der Bildgestalt mit Liebe und
Hingabe darbringt, vom
Herrn angenommen wird. Der Dämon
dagegen möchte
die von ihm verehrte Gottheit von Angesicht zu Angesicht
sehen, damit er sich die gewünschte Segnung direkt geben
lassen kann. Der Gottgeweihte verehrt
Visnu, Sri Krsna,
nicht um einer Segnung willen, und
deshalb wird ein
Gottgeweihter als akama oder "frei von allen Wünschen"
bezeichnet, der
Nichtgottgeweihte
hingegen als
sarva-kama, "voll von den verschiedensten
Wünschen".
Am siebten Tag schließlich beschloß der Dämon, sich den
Kopf abzuschlagen und
ihn zu opfern, um Siva
zufriedenzustellen. Er
nahm also
ein Bad im
nahegelegenen See, und ohne zuvor
Körper und Haare
abzutrocknen, schickte er sich an,
sich zu enthaupten.
Nach den vedischen Vorschriften muß ein Tier, das man
als Opfer darbringen will, zuerst gebadet werden, und es
muß geopfert werden, während es noch naß ist. Als Siva
sah, wie sich der Dämon den
Kopf abschlagen wollte,
empfand er großes Mitleid. Mitleid
ist ein Merkmal der
Erscheinungsweise der Tugend.
Siva wird trilinga
genannt, und deshalb war es ein
Zeichen seiner Tugend,
daß er mit dem Dämon Mitleid hatte. Sivas Mitleid wurde
erregt, weil der Dämon sein eigenes Fleisch im Opferfeuer
darbrachte. Solches Mitleid ist ganz natürlich, und es ist in
jedem Lebewesen zu finden. Selbst
ein gewöhnlicher
Mensch sieht es als seine Pflicht
an, einen Menschen zu
retten, der sich gerade das Leben
nehmen will, und er
wird dies von sich aus tun, ohne daß man ihn erst darum
zu bitten braucht. Als daher Siva
schließlich aus dem
Feuer erschien, um den Dämon am
Selbstmord zu hindern, bedeutete dies nicht, daß der Dämon eine besondere
Gunst erlangt hatte.
Der Dämon wurde durch die Berührung Sivas vor dem
Selbstmord bewahrt; seine Wunden heilten sogleich, und
sein Körper wurde
wiederhergestellt, wie er zuvor
gewesen war. Darauf sprach Siva zu dem Dämon: "Mein
lieber Vrkasura, du
brauchst dir nicht den
Kopf
abzuschlagen. Du kannst mich bitten,
worum du willst,
und ich werde dir jeden Wunsch
erfüllen. Es ist mir
unverständlich, warum du
dir den Kopf abschlagen
wolltest, um mich zu erfreuen, denn
ich bin schon
zufrieden, wenn man mir nur ein
wenig Wasser opfert."
Tatsächlich ist es so, daß nach
vedischem Brauch die
Siva-linga, die Form Sivas im
Tempel, nur durch das
Opfern von Gangeswasser verehrt wird, denn es heißt, daß
Siva sehr erfreut ist, wenn
Gangeswasser auf sein Haupt
gegossen wird. Deshalb opfern ihm
seine Geweihten
gewöhnlich Gangeswasser und die Blätter des bilva-Baumes, die ganz besonders als Opfer für Siva und die Göttin
Durga gedacht sind. Auch die
Früchte dieses Baumes
werden Siva dargebracht. Siva erklärte
Vrkasura, daß er
schon mit einer sehr
einfachen Art der Verehrung
zufrieden sei; warum
also wolle er sich
den Kopf
abschlagen, und warum füge er sich
so großen Schmerz
zu, nur um seinen Körper in
Stücke zu schneiden und
diese im Feuer
zu opfern? Es
bestehe keine
Notwendigkeit, sich
solch schweren
Bußen zu
unterziehen. So kam es, daß sich
Siva aus Mitleid und
Zuneigung bereit erklärte, dem Dämon
Vrkasura jede
Segnung zu erteilen, die er sich wünschte.
Als Siva dem Dämon jede beliebige
Segnung anbot,
sprach dieser einen
furchtbaren und niederträchtigen
Wunsch aus. Der Dämon Vrkasura war sehr sündhaft, und
Menschen, die ständig Sünden begehen,
wissen nicht,
welche Segnungen man
von der verehrten Gottheit
erbitten soll. Deshalb bat er Siva, mit der Kraft gesegnet
zu werden, den Kopf eines jeden einfach dadurch, daß er
ihn mit seiner Hand berühre, in
Stücke zerspringen zu
lassen, um den
Betreffenden dadurch zu
töten. Die
Dämonen werden in der Bhagavad-gita als duskrtina oder
Schurken bezeichnet. Krti bedeutet "sehr
lobenswert",
doch wenn die Vorsilbe dus hinzugefügt wird, ergibt sich
die Bedeutung "abscheulich". Statt sich
der Höchsten
Persönlichkeit Gottes zu ergeben, verehren die duskrtinas
Halbgötter, um abscheuliche materielle
Segnungen zu
erhalten. Manchmal erfinden solche
Dämonen, wie zum
Beispiel
die
materialistischen Wissenschaftler,
todbringende Waffen; statt anerkennenswerte Fähigkeiten
zu zeigen, indem sie etwas entdecken, was den Menschen
vor dem Tod rettet, erfinden sie Waffen, die den Tod nur
noch beschleunigen. Da Siva so
mächtig ist, daß er jede
Segnung gewähren kann, hätte der Dämon ihn um etwas
bitten können, was der gesamten
Menschheit zum Wohl
gereicht hätte, aber aus Selbstsucht wünschte er sich, daß
jeder, dessen Kopf er mit der Hand berühre, auf der Stelle
sterben werde.
Siva erkannte nun die Beweggründe
des Dämons und
bereute es, daß er versprochen
hatte, ihm jeden Wunsch
zu erfüllen. Er nahm sein Versprechen nicht zurück, aber
im Herzen tat es ihm sehr
leid, daß er Vrkasura eine
Segnung geben mußte,
die für die Menschheit
so
bedrohlich war. Die Dämonen werden als duskrtinas oder
Schurken bezeichnet, weil sie die
Intelligenz und die
Fähigkeiten, die
sie besitzen,
dazu gebrauchen,
abscheuliche Handlungen zu begehen. So
erfinden zum
Beispiel die materialistischen Dämonen
manchmal neue,
tödliche Waffen; die wissenschaftliche
Forschungsarbeit
für solche Erfindungen
erfordert unzweifelhaft viel
Intelligenz, doch statt etwas zu
erfinden, was dem Wohl
der gesamten Menschheit dient, schaffen
sie etwas, was
den Tod, der ohnehin bereits jedem Menschen gewiß ist,
nur noch schneller
herbeiführt. Genau dasselbe tat
Vrkasura: Statt Siva um etwas zu
bitten, was für alle
Menschen segensreich gewesen
wäre, zog er eine
Segnung vor, die der Menschheit sehr gefährlich werden
konnte. Deshalb
war Siva sehr
bekümmert. Die
Geweihten der Persönlichkeit Gottes
jedoch bitten Sri
Visnu, oder Krsna, niemals um eine
Segnung, und wenn
sie Ihn doch einmal um etwas
bitten, ist es für die
Menschheit in keiner Weise gefährlich.
Darin zeigt sich
der Unterschied zwischen
den Dämonen und den
Gottgeweihten, bzw. zwischen den
Verehrern Sivas und
den Verehrern Visnus.
Als Sukadeva Gosvami die Geschichte von
Vrkasura
erzählte, nannte er Maharaja Pariksit "Bharata", womit er
an König Pariksits
Geburt in einer
Familie von
Gottgeweihten erinnerte. Maharaja Pariksit war einst von
Krsna gerettet worden, als er sich
noch im Schoß seiner
Mutter befunden hatte. Ebenso hätte
er nun Krsna bitten
können, ihn vor dem Fluch des brahmana zu retten, doch
er tat es nicht. Der Dämon dagegen wollte jeden durch die
Berührung mit seiner Hand töten und dadurch unsterblich
werden. Siva wußte dies, doch weil
er sein Versprechen
gegeben hatte, erteilte er ihm die gewünschte Segnung.
Der Dämon jedoch, verrucht wie er
war, beschloß
sogleich, mit seiner neuen Kraft Siva zu töten, um Gauri*
zu entführen und ihre Gemeinschaft
zu genießen. Er
wollte deshalb sofort seine Hand auf Sivas Kopf legen. So
geriet Siva, bedroht durch seine
eigene Segnung, die er
einem Dämon erteilt hatte, in
äußerste Bedrängnis. Dies
ist ein weiteres Beispiel dafür,
wie ein materialistischer
Halbgottverehrer die von
seiner verehrten Gottheit
erhaltene Macht mißbraucht.
Ohne lange zu überlegen, trat Vrkasura auf Siva zu, um
ihn am Kopf zu berühren. Großer
Schrecken durchfuhr
Siva, und zitternd ergriff er sogleich die Flucht - von der
Erde in den Himmel und dort
von einem Planeten zum
anderen, bis er
schließlich hoch über
den höchsten
Planetensystemen die Grenzen des Universums erreichte.
Obwohl Siva von einem Ort zum anderen floh, konnte er
den Dämon nicht abschütteln. Selbst
die Halbgötter, die
über die verschiedenen Planeten
herrschen, wie Brahma,
Indra und Candra, sahen keine Möglichkeit, um Siva aus
der drohenden Gefahr zu retten. Überall, wo Siva hinkam,
verharrten sie in Schweigen.
Zuletzt wandte sich Siva an Sri Visnu, der in unserem
Universum auf dem Planeten namens
Svetadvipa weilt.
Svetadvipa ist
ein Vaikuntha-Planet
in unserem
Universum, der sich jedoch jenseits
des Einflußbereichs
der äußeren Energie befindet. Sri Visnu
befindet Sich in
Seinem alldurchdringenden Aspekt überall; aber dort, wo
Er Sich persönlich
aufhält, ist Vaikuntha.
In der
Bhagavad-gita heißt es, daß der
Herr im Herzen aller
Lebewesen weilt. Er befindet Sich
also auch im Herzen
der niederen Lebewesen, was jedoch
nicht bedeutet, daß
Er ebenfalls von niedriger Geburt ist. Jeder Ort, an dem Er
Sich aufhält, wird in Vaikuntha
verwandelt. Der Planet
Svetadvipa in unserem Universum ist
deshalb ebenfalls
Vaikunthaloka. Wie in den sastras
erklärt wird, befindet
sich das Wohnen im Wald in der
Erscheinungsweise der
Tugend, das Wohnen in Großstädten, Städten und Dörfern
in der Erscheinungsweise
der Leidenschaft, und das
Wohnen in einer Umgebung, in der
die vier sündhaften
Tätigkeiten, nämlich unzulässige Sexualität, Berauschung,
Fleischessen und die Veranstaltung von
Glücksspielen
vorherrschen, in der Erscheinungsweise der Unwissenheit.
Wer jedoch in einem Tempel Visnus, des Höchsten Herrn,
wohnt, lebt in Vaikuntha. Es ist
nicht wichtig, wo der
Tempel steht - der Tempel selbst, wo auch immer er sich
befindet, ist Vaikuntha. Ebenso ist
auch der Planet Svetadvipa Vaikuntha, obwohl er sich in der materiellen Welt
befindet.
Siva gelangte
also schließlich
nach Svetadvipa, Vaikuntha. Auf Svetadvipa leben große Heilige, die vom
Neid der materiellen Welt völlig
frei sind und die über
dem Bereich der vier Prinzipien des materiellen Lebens -
Religiosität, wirtschaftlicher Fortschritt,
Sinnenbefriedigung und Befreiung -
stehen. Jeder, der
einmal auf diesen Planeten gelangt, kehrt nie wieder in die
materielle Welt zurück. Sri Narayana ist
dafür berühmt,
daß Er Seine Geweihten sehr liebt;
sobald Er deshalb
erkannte, daß Siva in großer Gefahr
schwebte, nahm Er
die Gestalt eines brahmacari an und ging Siva persönlich
entgegen, um ihn von weitem zu begrüßen. Der Herr sah
aus wie ein echter brahmacari. Er trug einen Gurt um die
Hüfte, eine heilige
Schnur, eine Hirschhaut, einen
brahmacari-Stab und eine raudra-Perlenkette** . Auf diese
Weise erschien Sri Narayana vor Siva als brahmacari. Die
leuchtende Ausstrahlung, die von Seinem Körper ausging,
zog nicht nur Siva an, sondern auch den Dämon Vrkasura.
Sri Narayana erwies
Vrkasura sogleich Seine
Ehrerbietungen, nur um
dessen Aufmerksamkeit und
Wohlwollen zu gewinnen. Auf diese
Weise hielt Er den
Dämon auf und sagte zu ihm: "Mein lieber Sohn Sakunis,
du siehst sehr müde aus, als habest du einen weiten Weg
hinter dir. Was ist dein Anliegen? Warum bist du von so
weit hergekommen? Ich sehe, daß du sehr erschöpft bist,
und deshalb bitte Ich dich - ruhe dich doch ein wenig aus!
Du solltest deinen Körper nicht
unnötig überanstrengen.
Jeder weiß, wie wertvoll der Körper ist, denn nur mit dem
Körper kann man sich alle Wünsche des Geistes erfüllen.
Wir sollten daher den Körper nicht unnötig plagen."
Der brahmacari sprach Vrkasura als "Sohn
Sakunis"
an, um ihm so das Gefühl zu
geben, Er kenne seinen
Vater Sakuni. Vrkasura betrachtete Ihn
tatsächlich als
einen Bekannten seiner Familie, und
die freundlichen
Worte des brahmacari sprachen ihn sehr
an. Ehe der
Dämon einwenden konnte,
er habe keine Zeit, sich
auszuruhen, machte der Herr ihn auf die Wichtigkeit des
Körpers aufmerksam, was den Dämon
überzeugte. Jeder
Mensch, besonders wenn er ein Dämon
ist, sieht den
Körper als etwas überaus Wichtiges
an, und so ließ sich
auch Vrkasura überzeugen.
Um den Dämon weiter zu
beschwichtigen, sagte der
brahmacari: "Mein lieber Herr, wenn
du meinst, du
dürfest mir den Grund verraten, weshalb du dir die Mühe
gemacht hast, hierherzukommen, dann sage
es Mir bitte.
Vielleicht kann Ich dir helfen, so
daß dein Wunsch sehr
leicht in Erfüllung geht." Indirekt gab ihm der Herr damit
zu verstehen, daß Er, als das
Höchste Brahman, ohne
weiteres in der Lage war, das
Unheil abzuwenden, das
Siva heraufbeschworen hatte.
Der Dämon wurde durch die süßen Worte Narayanas in
der Gestalt des brahmacari besänftigt, und so vertraute er
Ihm schließlich alles an, was im Zusammenhang mit Sivas
Segnung geschehen war. Der Herr
sagte daraufhin: "Ich
kann nicht glauben, daß Siva dir
wirklich eine solche
Segnung gewährt hat. Soviel ich weiß, befindet sich Siva
nicht in einer gesunden Geistesverfassung. Er hatte Streit
mit seinem Schwiegervater Daksa, der ihn verfluchte, ein
pisaca*** zu werden. So ist er
zum Oberhaupt der Geister
und Kobolde geworden. Ich traue deshalb seinen Worten
nicht. Doch wenn du, mein lieber
König der Dämonen,
den Worten Sivas immer noch glaubst, warum machst du
dann nicht eine Probe, indem du
dir die Hand auf den
Kopf legst? Wenn sich herausstellt, daß die
Segnung ein
Betrug war, kannst du Siva, diesen Lügner, auf der Stelle
töten, so daß er es nicht noch einmal wagen kann, falsche
Segnungen zu erteilen."
Auf diese Weise wurde der Dämon
durch Narayanas
betörende Worte und den
Einfluß Seiner höheren,
illusionierenden Energie verwirrt und
vergaß tatsächlich
die Macht Sivas und seiner Segnung.
Er ließ sich also
dazu verleiten, die Hand an Seinen
Kopf zu führen, und
sowie der Dämon dies tat, zersprang sein
Kopf wie vom
Blitz getroffen, und er war auf
der Stelle tot. Als die
Halbgötter des Himmels sahen, daß
Vrkasura tot war,
überschütteten sie Sri Narayana mit
Blumen, priesen
voller Dankbarkeit Seine Herrlichkeit und
brachten Ihm
ihre Ehrerbietungen dar, und auch die anderen Bewohner
der himmlischen Planetensysteme
- die pitas, die
Gandharvas und die Bewohner Janalokas - ließen Blumen
auf die Persönlichkeit Gottes herabregnen.
So rettete Sri Visnu in der Gestalt
eines brahmacari
Siva aus höchster Gefahr und wandte alles zum Guten. Sri
Narayana erklärte Siva dann, daß
Vrkasura als Folge
seiner sündhaften
Handlungen getötet
worden sei,
insbesondere wegen seines frevelhaften Vergehens, als er
versuchte, seine eigene Macht gegen Siva zu wenden, der
sein Meister war. Des weiteren
sagte Sri Narayana zu
Siva: "Lieber Herr, wer sich ein
Vergehen gegen große
Seelen zuschulden kommen läßt, kann
nicht weiter am
Leben bleiben. Er wird durch seine
eigenen Sünden
vernichtet, und dies war ganz
offensichtlich bei diesem
Dämon der Fall, der ein solch schweres Vergehen gegen
dich begangen hat."
Auf diese Weise wurde Siva durch
die Gnade der
Höchsten
Persönlichkeit
Gottes,
Narayana, der
transzendental zu allen materiellen
Erscheinungsweisen
ist, davor gerettet, von einem
Dämon getötet zu werden.
Jeder, der diese Geschichte mit
Glauben und Hingabe
hört, wird mit
Sicherheit aus der
Verstrickung des
materiellen Daseins wie auch aus
der Gewalt seiner
Feinde befreit werden.
---
* anderer Name für Parvati, die Gemahlin Sivas
** raudra-Perlenketten sind nicht mit
tulasi-Ketten zu
verwechseln. Sie werden
von den Geweihten Sivas
benutzt.
*** ein Geist
Hiermit
enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum 87. Kapitel des Krsna-Buches:
"Die Rettung Sivas".