Unter den Frauen, die während der Sonnenfinsternis in
Kuruksetra zugegen
waren, befanden
sich Kunti,
Gandhari, Draupadi, Subhadra und die
Frauen vieler
anderer Könige sowie auch die gopis von Vrndavana. Als
Krsnas Königinnen erzählten,
wie sie vom Herrn
geheiratet worden waren,
gerieten die Frauen der
Kuru-Dynastie
in
grenzenloses
Erstaunen. Sie
bewunderten die Liebe und die
Zuneigung, mit der die
Königinnen an Krsna hingen, und als sie hörten, wie stark
und rückhaltlos die Liebe der Königinnen für Krsna war,
traten ihnen unwillkürlich Tränen in die Augen.
Während die Frauen in ihre
Gespräche vertieft waren
und die Männer in die ihrigen,
trafen praktisch alle
bedeutenden Weisen und Asketen von überall her ein, um
Krsna und Balarama zu sehen. Die
berühmtesten unter
ihnen waren Krsna-dvaipayana Vyasa, der
große Weise
Narada, Cyavana, Devala, Asita,
Visvamitra, Satananda,
Bharadvaja, Gautama und Sri Parasurama
mit seinen
Schülern; des weiteren Vasistha, Galava, Bhrgu, Pulastya,
Kasyapa, Atri, Markandeya, Brhaspati, Dvita, Trita, Ekata
und die vier Kumaras, die Söhne
Brahmas, nämlich
Sanaka, Sanandana, Sanatana und
Sanat-kumara, und
schließlich Angira und Agastya sowie
Yajnavalkya und
Vamadeva.
Bei der Ankunft der Weisen und Asketen erhoben sich
alle Könige, auch Maharaja Yudhisthira, die Pandavas, Sri
Krsna und Balarama, sofort von ihren Sitzen und brachten
diesen im ganzen Universum verehrten
Persönlichkeiten
ihre Ehrerbietungen dar,
indem sie sich vor ihnen
verneigten. Danach wurde den Weisen
ein gebührender
Empfang bereitet, indem man ihnen Sitzplätze anbot und
Wasser herbeibrachte, um ihnen die
Füße zu waschen.
Ebenso reichte man ihnen wohlschmeckende
Früchte,
Blumengirlanden, Räucherstäbchen und Sandelholzpaste.
Daraufhin verehrten die Könige, allen
voran Krsna und
Balarama, die Weisen gemäß den
vedischen Regeln und
Vorschriften. Als die
Weisen ihre bequemen Sitze
eingenommen hatten, wandte Sich Sri
Krsna, der zum
Schutz der Religion auf die Erde
gekommen war, im
Namen aller Könige an die Versammelten, und sobald Er
anhob zu sprechen, verstummten alle,
denn sie waren
gespannt, Seine Begrüßungsrede an die Weisen zu hören
und zu verstehen.
Sri Krsna sprach: "Gepriesen seien die
versammelten
Weisen und Asketen! Wir alle
spüren, daß unser Leben
heute von Erfolg gekrönt wurde.
Heute haben wir das
ersehnte Ziel des Lebens erreicht,
denn wir sehen direkt
all die erhabenen und befreiten Weisen, die zu sehen sich
selbst die großen Halbgötter der
himmlischen Gefilde
wünschen. Anfänger im hingebungsvollen Dienst, die nur
der Bildgestalt im Tempel Ehrerbietungen
darbringen,
aber nicht erkennen können, daß der Herr im Herzen eines
jeden weilt,
und diejenigen,
die lediglich die
verschiedenen Halbgötter
verehren, um sich
ihre
lustvollen Wünsche zu erfüllen, sind
außerstande, die
Bedeutsamkeit dieser Weisen zu verstehen.
Sie können
den Nutzen nicht erfahren, der
einem zuteil wird, wenn
man diese Weisen empfängt, wenn man
sie mit eigenen
Augen sieht, wenn man ihre Lotosfüße berührt, wenn man
sich nach ihrem Wohlergehen erkundigt
und wenn man
sie mit aller Sorgfalt verehrt."
Anfänger im hingebungsvollen Dienst und
Anhänger
weltlicher Religionen können die
Bedeutung der großen
mahatmas nicht verstehen. Sie gehen nur der Form halber
zum Tempel, um der Bildgestalt ihre
Ehrerbietungen
darzubringen. Derjenige jedoch, der auf
die Ebene des
transzendentalen Bewußtseins
gelangt, erkennt die
Wichtigkeit der mahatmas und der
Gottgeweihten, und
auf dieser Stufe versucht er als
Gottgeweihter, sie zu
erfreuen. Das war der Grund,
weshalb Sri Krsna sagte,
daß die Anfänger die Bedeutung der großen Weisen, Gottgeweihten und Asketen nicht verstehen können.
Krsna fuhr fort: "Man kann sich nicht dadurch läutern,
daß man einfach nur zu den heiligen Pilgerorten reist, um
dort ein Bad zu
nehmen oder die transzendentalen
Bildgestalten in den Tempeln zu
betrachten. Hat man
jedoch das Glück, einem
mahatma, einem großen
Gottgeweihten, der ein Repräsentant der
Persönlichkeit
Gottes ist, zu begegnen, wird man sogleich gereinigt. Zu
dieser eigenen Läuterung
geben die Schriften die
Anweisung, das Feuer, die Sonne,
den Mond, die Erde,
das Wasser, die Luft, den Äther
und den Verstand zu
verehren. Wenn man all diese Elemente und die über sie
gebietenden Halbgötter verehrt, kann man
vom Einfluß
des Neides befreit
werden; doch alle
Sünden eines
neidischen Menschen können
mit einem Mal getilgt
werden, wenn dieser einfach einer großen Seele dient. O
ihr verehrten Weisen und ehrwürdigen
Könige, Ich sage
euch, wer den materiellen Körper, der aus drei Elementen
- Schleim, Galle und Luft -
besteht, für das eigentliche
Selbst hält, wer seine Familie und
seine Verwandten als
sein eigen
betrachtet, wer
materielle Dinge als
verehrungswürdig ansieht
und wer einen
heiligen
Pilgerort besucht, nur um dort ein Bad zu
nehmen, ohne
jedoch die großen
Persönlichkeiten, Weisen und
mahatmas aufzusuchen - eine solche
Person ist selbst in
der Form eines Menschen nichts
anderes als ein Tier,
genau wie ein Esel."
Als die höchste Autorität, Sri Krsna,
mit großem
Nachdruck diese Worte sprach, verharrten
alle Weisen
und Asketen in tiefem Schweigen. Sie staunten sehr, den
Herrn so direkt
und prägnant über
die absolute
Philosophie des Lebens sprechen zu hören.
Solange man
nicht wirklich im Wissen fortgeschritten
ist, glaubt man
irrtümlicherweise, der Körper sei das
eigene Selbst, die
Familienmitglieder seien mit einem
verwandt und das
Geburtsland
sei
verehrenswert.
Aus dieser
Lebensvorstellung ist die
neuzeitliche Ideologie des
Nationalismus hervorgegangen. Sri Krsna aber verurteilte
derartige Auffassungen, und
Er verurteilte auch die
Menschen, die sich die Mühe machen,
zu den heiligen
Pilgerstätten zu gehen, nur um ein
Bad zu nehmen und
dann wieder
zurückzukehren, ohne
die großen
Gottgeweihten und mahatmas, die dort leben, besucht zu
haben. Solche Menschen werden mit
dem einfältigsten
Tier, dem Esel, verglichen. Alle,
die Krsna zugehört
hatten, dachten über Seine Worte nach und kamen zu dem
Schluß, daß Sri
Krsna tatsächlich
die Höchste
Persönlichkeit Gottes
sei, die
die Rolle eines
gewöhnlichen Sterblichen spielte, der
gezwungen ist, als
Folge Seiner früheren
Handlungen einen bestimmten
Körper anzunehmen. Krsna spielte diese Rolle nur, um die
Allgemeinheit zu lehren, wie man
leben sollte, um die
Bestimmung des menschlichen Lebens auf
vollkommene
Weise zu erfüllen.
Nachdem die Weisen zu
dem Schluß gekommen
waren, daß Krsna die Höchste
Persönlichkeit Gottes ist,
richteten sie folgende Worte an Ihn: "Lieber Herr, wir, die
wir Führer der menschlichen Gesellschaft sind, sollten in
der richtigen Philosophie des Lebens
gefestigt sein, und
doch werden wir immer wieder durch den Einfluß Deiner
äußeren Energie
verwirrt. Wir
werden in tiefstes
Erstaunen versetzt, wenn wir Dein
Verhalten sehen, das
dem eines gewöhnlichen Menschen gleicht
und Deine
wahre Identität als Höchste Persönlichkeit Gottes verbirgt.
Deshalb sind wir der Ansicht, daß
Deine Spiele von
unendlich wunderbarer Natur sind."
"Lieber Herr, kraft Deiner Energie
erschaffst, erhältst
und vernichtest Du die gesamte kosmische Manifestation
der verschiedenen Namen und Formen,
genau wie die
Erde zahllose unterschiedliche Steine und
Bäume und
viele andere Dinge mit den
verschiedensten Namen und
Formen hervorbringt und dennoch die
gleiche bleibt.
Doch obwohl Du durch Deine Energien
eine unendliche
Vielzahl von Manifestationen hervorbringst, wirst Du von
diesen Vorgängen nicht berührt. Lieber
Herr, wir sind
verwirrt und erstaunt angesichts Deiner wunderbaren Taten. Obwohl Du, der Höchste Herr und die Überseele aller
Lebewesen, transzendental zur
gesamten materiellen
Manifestation bist, erscheinst Du dennoch
durch Deine
innere Energie auf der Erde, um
Deine Geweihten zu
beschützen und die Gottlosen zu
vernichten. Und mit
Deinem Erscheinen erneuerst
Du die Prinzipien der
ewigen Religion, die
die Menschheit aufgrund ihrer
langen Verbindung mit der materiellen Energie vergessen
hat. Lieber
Herr, Du
bist der
Schöpfer der
gesellschaftlichen Einteilungen
und der spirituellen
Lebensstufen der Menschen, die sich nach Eigenschaften
und Tätigkeiten richten, und wenn diese Einrichtung von
gewissenlosen Menschen mißbraucht wird, erscheinst Du
und stellst die Ordnung wieder her."
"Lieber Herr, das vedische Wissen ist die Repräsentation
Deines reinen Herzens. Der Vorgang
der Entsagung, das
Studium der Veden und die Stufen der Meditation führen
zu unterschiedlichen Erkenntnissen
Deiner Person in
Deinen manifestierten und unmanifestierten
Aspekten.
Die gesamte Erscheinungswelt
ist eine Manifestation
Deiner unpersönlichen Energie,
doch Du in Deinem
ursprünglichen Aspekt
als Persönlichkeit
Gottes
manifestierst Dich nicht in ihr. Du bist die Höchste Seele,
das Höchste Brahman,
und einzig die Befolger
der
brahmanischen Kultur können die Wahrheit
über Deine
transzendentale Gestalt verstehen. Daher
hast Du den
brahmanas gegenüber immer hohe Achtung,
und daher
bist Du das höchste Vorbild für alle anderen Befolger der
brahmanischen Kultur. Aus diesem Grund wirst Du auch
brahmanya-deva genannt. Lieber Herr, in Dir findet alles
Glück die höchste Vollkommenheit, und
Du bist die
letztliche Zuflucht aller
Heiligen; deshalb sind wir
überzeugt, daß wir durch die
Begegnung mit Dir die
Vollkommenheit unseres Lebens, unserer
Bildung, unserer Entsagung und unserer Aneignung
transzendentalen
Wissens erlangt haben. In der Tat bist Du das höchste Ziel
aller transzendentalen Werte und Errungenschaften."
"Lieber Herr, Dein unbegrenztes Wissen
kennt kein
Ende. Deine Gestalt ist transzendental
und existiert ewig
in vollkommener Glückseligkeit
und vollkommenem
Wissen. Du bist die Höchste
Persönlichkeit Gottes, das
Höchste Brahman und die Höchste
Seele. Durch Deine
innere Energie, yoga-maya, verbirgst Du gegenwärtig für
eine gewisse Zeit Deine unbegrenzten Kräfte, aber wir erkennen trotzdem Deine hohe Stellung
und erweisen Dir
deshalb unsere achtungsvollen Ehrerbietungen.
Lieber
Herr, Du erfreust Dich Deiner
Spiele in der Rolle eines
gewöhnlichen Menschen und
verbirgst dabei Dein
wirkliches Wesen, das voll
transzendentaler Füllen ist.
Deshalb können alle hier anwesenden Könige - selbst die
Mitglieder der Yadu-Dynastie, die sich ständig in Deiner
Gemeinschaft befinden, mit Dir essen und bei Dir sitzen -
nicht erkennen, daß Du die
ursprüngliche Ursache aller
Ursachen, die Seele in
allem und die ursprüngliche
Ursache der gesamten Schöpfung bist."
"Wenn ein Mensch des Nachts träumt,
hält er die
halluzinatorischen Traumbilder für Realität
und glaubt,
der imaginäre Traumkörper sei sein
wirklicher Körper.
Für die Dauer des
Traumes vergißt er, daß
er im
Wachzustand einen anderen, einen
wirklichen Körper
besitzt, der sich vom
nichtexistenten Traumkörper
unterscheidet. In ähnlicher
Weise hält die verwirrte
bedingte Seele auch im Wachzustand
Sinnengenuß für
wirkliches Glück."
"Die Befriedigung der Sinne des
materiellen Körpers
führt zur Bedeckung der spirituellen
Seele, und dadurch
wird ihr Bewußtsein materiell
verunreinigt. Und genau
dieses materielle Bewußtsein
ist es, das es einem
verunmöglicht, die Höchste Persönlichkeit Gottes, Krsna,
zu verstehen. Alle großen mystischen yogis sind bestrebt,
ihr Krsna-Bewußtsein
durch die
fortgeschrittene
Ausübung des yoga-Vorgangs wiederzuerwecken, und auf
diese Weise erreichen sie die
Ebene, wo sie Deine
Lotosfüße erkennen und über Deine
transzendentale Gestalt meditieren. Auf diese Weise werden alle Reaktionen
auf ihre sündhaften Tätigkeiten ausgelöscht. Man sagt, das
Wasser des Ganges könne eine große Anzahl von Sünden
tilgen; es ist jedoch nur ruhmvoll,
weil es von Deinen
Lotosfüßen kommt. Das Gangeswasser ist
der Schweiß,
der von Deinen Lotosfüßen ausgeht,
o Herr, und wir
können uns sehr glücklich schätzen, heute die Gelegenheit
zu haben, Deine Lotosfüße direkt wahrnehmen zu können.
Lieber Herr, wir alle sind Dir ergebene Seelen, Geweihte
Deiner göttlichen Persönlichkeit. Bitte sei deshalb so gütig
und erweise uns Deine grundlose
Barmherzigkeit. Wir
wissen sehr wohl, daß
all diejenigen,
die durch
unablässige Betätigung in
Deinem hingebungsvollen
Dienst befreit worden sind, nicht
mehr der Verunrei-
nigung durch die Erscheinungsweisen der
materiellen
Natur unterworfen
sind. Damit
erfüllen sie die
Voraussetzung, in das Königreich Gottes in der spirituellen Welt
erhoben zu werden."
Nachdem die
Weisen Sri Krsna
ihre Gebete
dargebracht hatten, wollten sie König
Dhrtarastra und
König Yudhisthira um die Erlaubnis
bitten, zu ihren
asramas zurückkehren zu dürfen. Doch
da wandte sich
Vasudeva, der Vater Sri Krsnas, der
berühmteste aller
frommen Menschen, an die Weisen und erwies ihnen mit
großer Demut seine Achtung, indem
er ihnen zu Füßen
fiel. Vasudeva sagte: "Verehrte, erhabene
Weise, ihr
werdet noch mehr geehrt als die
Halbgötter; deshalb
bringe ich euch meine achtungsvollen Ehrerbietungen dar.
Ich bitte euch, mir einen einzigen
Wunsch zu erfüllen,
wenn es euch so beliebt. Es
wäre für mich eine große
Segnung, wenn ihr so gütig wäret,
mir zu erklären,
welches die höchste fruchtbringende
Tätigkeit ist, durch
die man die Reaktionen auf alle
anderen Tätigkeiten
beseitigen kann."
Da der große Weise Narada der
Führer aller anderen
anwesenden Weisen war, ergriff er
das Wort. "Meine
lieben Weisen", sprach er, "Vasudeva wurde der Vater der
Höchsten Persönlichkeit Gottes, weil er
Krsna als seinen
Sohn annahm; trotzdem ist es nicht verwunderlich, daß er
sich nun aus seiner Tugend und Einfachheit heraus an uns
wendet, um uns zu fragen, was
das beste für ihn ist.
Vertraulichkeit führt zu Geringschätzung,
so lautet ein
altes Sprichwort. Weil Vasudeva Krsna
zum Sohn hat,
begegnet er Ihm nicht voller
Respekt und Ehrfurcht.
Manchmal sieht man, daß Menschen, die am Gangesufer
leben, den Ganges für nicht so
wichtig erachten und
deshalb einen weiten Weg zurücklegen,
um an einem
entfernten Pilgerort zu baden. Weil Sri Krsna, mit dessen
Wissen sich
niemand messen
kann, persönlich
gegenwärtig ist, gibt es für
Vasudeva eigentlich keinen
Grund, uns um Unterweisungen zu bitten."
"Sri Krsna wird von den Vorgängen
der Schöpfung,
Erhaltung und Vernichtung nicht berührt;
außer Ihm
Selbst gibt es nichts, was
auf Sein Wissen Einfluß
ausüben kann. Er unterliegt niemals der Wechselwirkung
der materiellen Erscheinungsweisen, die im Laufe der Zeit
alles verändern. Seine transzendentale
Gestalt ist voller
Wissen, das niemals durch Unwissenheit,
Stolz, Anhaftung, Neid oder Sinnengenuß gestört wird. Sein Wissen ist
niemals den Gesetzen des karma, die sich auf fromme und
sündhafte Handlungen beziehen,
unterworfen; ebenso
wird es niemals von den drei
Erscheinungsweisen der
materiellen Energie beeinflußt. Niemand ist größer als Er,
und niemand kommt Ihm gleich, denn Er ist die höchste
Autorität, die Persönlichkeit Gottes. "
"Der gewöhnliche
Mensch, der der
materiellen
Bedingtheit unterworfen ist, mag denken,
die von den
materiellen Sinnen, dem Geist und
der Intelligenz bedeckte bedingte
Seele komme Krsna
gleich. In
Wirklichkeit aber ist Krsna wie die
Sonne, die nie von
Wolken, Schnee, Nebel oder anderen
Planeten bedeckt
wird, auch wenn es manchmal den
Anschein hat. Wenn
die Sicht
unintelligenter Menschen
von solchen
Einflüssen verdeckt wird, halten sie
die Sonne für unsichtbar. Ebenso können auch Menschen,
die unter dem
Einfluß der Sinne stehen und dem
materiellen Genuß
verfallen sind, kein klares Verständnis von
der Höchsten
Persönlichkeit Gottes haben."
In der Gegenwart Krsnas und
Balaramas und vieler
anderer Könige wandten
sich nun die Weisen an
Vasudeva und trugen ihre Unterweisungen vor, wie er es
gewünscht hatte. Sie sprachen: "Um
die Reaktionen des
karma, d.h. die
Wünsche, durch
die man zu
fruchtbringenden
Tätigkeiten getrieben
wird, zu
überwinden, muß man mit Glauben und
Hingabe die
vorgeschriebenen Opfer vollziehen, die zur Verehrung Sri
Visnus bestimmt sind. Sri Visnu ist
der Genießer der
Ergebnisse
aller
Opferhandlungen.
Die großen
Persönlichkeiten und Weisen, die so viel Erfahrung haben,
daß sie über alle drei Phasen
der Zeit - Vergangenheit,
Gegenwart und
Zukunft - Wissen
besitzen, und
diejenigen, die imstande sind, alles
im klaren Licht der
offenbarten Schriften zu sehen, empfehlen
einmütig, daß
man Sri Visnu erfreuen muß, um den
Staub der materiellen Verunreinigung im Herzen fortzuwaschen und den
Pfad der
Befreiung zu
ebnen, wodurch man
transzendentale Glückseligkeit erlangt. Die Verehrung Sri
Visnus, der Höchsten Persönlichkeit Gottes, der
auch als
Purusottama, die ursprüngliche Person,
bekannt ist, wird
jedem Haushälter - ob er nun
zur Kaste der brahmanas,
ksatriyas oder
vaisyas gehöre -
als der einzige
glückverheißende Pfad empfohlen."
"Alle bedingten Seelen in der
materiellen Welt hegen
den tiefverwurzelten Wunsch, über die
Reichtümer der
materiellen Natur zu herrschen. Jeder
hat den Wunsch,
sich materielle
Güter anzuhäufen,
das Leben im
größtmöglichen Ausmaß zu genießen, Frau,
Haus und
Kinder zu haben, ein glückliches
Leben zu führen und
schließlich im nächsten
Leben auf die himmlischen
Planeten erhoben zu werden. Doch
diese Wünsche sind
die Ursache des Gefangenseins in
der materiellen Welt.
Um aus dieser Gefangenschaft befreit
zu werden, muß
man seinen ehrlich verdienten Besitz zur Zufriedenheit Sri
Visnus opfern."
"Der einzige Weg, alle
materiellen Wünsche zu
bezwingen, besteht darin, sich dem
hingebungsvollen
Dienst für Sri Visnu zu widmen. Auf
diese Weise sollte
ein selbstbeherrschter Mensch,
selbst wenn er als
Haushälter lebt, die
drei Arten materieller Wünsche
aufgeben, nämlich den Wunsch, materielle Güter zu besitzen, den Wunsch, sich an Frau und Kindern zu erfreuen,
und den Wunsch, auf die höheren
Planeten erhoben zu
werden. Letzten Endes sollte er dann sein Haushälterleben
aufgeben und in den Lebensstand der
Entsagung treten,
um sich so völlig im hingebungsvollen Dienst
des Herrn
zu beschäftigen. Selbst wenn man in
einer der höheren
Klassen, nämlich als brahmana, ksatriya
oder vaisya,
geboren wurde, so steht man zweifellos in der Schuld der
Halbgötter, der Weisen, der Vorfahren
und der anderen
Lebewesen, und um diese Schuld zu begleichen, muß man
Opfer darbringen, die vedischen Schriften
studieren und
in einem religiösen Haushälterleben Kinder zeugen. Wenn
man in den Lebensstand der
Entsagung tritt, ohne diese
Schuld beglichen zu haben, wird man
mit Sicherheit
wieder von seiner Stufe herunterfallen.
Heute hast du
bereits deine Schuld gegenüber den
Vorfahren und den
Weisen getilgt. Wenn du nun bestimmte Opferzeremonien
durchführst, kannst du dich auch
von deiner Schuld
gegenüber den Halbgöttern befreien und
dann völlige
Zuflucht bei der Höchsten Persönlichkeit
Gottes suchen.
Lieber Vasudeva, du hast in deinen
früheren Leben bestimmt schon viele fromme Werke
getan. Wie sonst
hättest du der Vater Krsnas und Balaramas, der Höchsten
Persönlichkeit Gottes, werden können?"
Nach diesen Worten brachte der heilige Vasudeva den
Lotosfüßen der Weisen seine
Ehrerbietungen dar, und
nachdem er sie auf diese Weise
erfreut hatte, bat er sie,
die yajnas zu vollziehen. Als die
Weisen somit als
Opferpriester eingesetzt
worden waren,
baten sie
Vasudeva, alle Dinge zu besorgen,
die für die yajnas an
dieser Pilgerstätte benötigt wurden. So
wurde Vasudeva
dazu bewegt, die Ausführung der
yajnas einzuleiten.
Danach nahmen alle Mitglieder der
Yadu-Dynastie ein
Bad, kleideten und schmückten sich
prächtig und legten
sich Girlanden aus
Lotosblumen um den
Hals, und
Vasudevas Frauen, die erlesenste Kleider, Schmuckstücke
und goldene Halsketten trugen, brachten in der Folge alle
erforderlichen Weihegaben zur Opferstätte.
Als alles
bereit war,
ertönten mrdangas,
Muschelhörner,
Kesselpauken
und andere
Musikinstrumente, und dazu traten
berufsmäßige Tänzer
und Tänzerinnen auf. Die
sutas und magadhas, die
berufsmäßigen Sänger, sangen Gebete vor,
und auch die
Gandharvas und ihre Frauen sangen
mit ihren lieblichen
Stimmen viele
glückverheißende Lieder. Vasudeva
träufelte sich Augenwasser in die
Augen, rieb sich mit
Butter ein und nahm dann mit seinen achtzehn Frauen, die
von Devaki angeführt wurden, vor den Priestern Platz, um
sich durch die abhiseka-Zeremonie läutern zu lassen. All
diese Zeremonien wurden genau nach
den Anweisungen
der Schriften vollzogen, so wie es früher in bezug auf den
Mond und die Sterne getan wurde.
Weil Vasudeva die
Einweihung für dieses Opfer erhalten sollte, hatte er sich
nur mit einer Hirschhaut gekleidet,
doch seine Frauen
trugen alle kostbare Saris, dazu
Armreife, Halsketten,
Fußglöckchen, Ohrringe und anderen Schmuck. Vasudeva
sah inmitten seiner Frauen so schön aus wie der König des
Himmels, wenn er solche Opferzeremonien durchführt.
Als Sri Krsna und Sri Balarama in
Begleitung Ihrer
Frauen, Söhne und Verwandten an der großen Opferstätte
Platz nahmen, war sogleich zu verspüren, daß die Höchste
Persönlichkeit Gottes
mit all
Ihren winzigen
Bestandteilen, den Lebewesen, und Ihren
mannigfachen
Energien gegenwärtig war. Wir haben
aus den sastras
gehört, daß Sri Krsna zahllose Energien und Bestandteile
besitzt; damals jedoch, an jener Opferstätte,
konnten alle
Anwesenden direkt wahrnehmen,
wie der Herr, die
Höchste Persönlichkeit Gottes, ewig mit Seinen verschiedenen Energien existiert. Bei diesem Ereignis erschien Sri
Krsna als Narayana und Sri Balarama als Sankarsana, der
Ursprung aller Lebewesen.
Vasudeva stellte Sri Visnu
zufrieden, indem er
verschiedene Opfer wie
den jyotistoma, darsa und
purnamasa durchführte. Einige dieser
yajnas werden als
prakrta und
andere als
sauryasatra oder vaikrta
bezeichnet.
Anschließend
wurden
auch die
agnihotra-Opferzeremonien
durchgeführt, und dabei
wurden alle erforderlichen
Opfergegenstände genauso
dargebracht, wie es vorgeschrieben ist.
Auf diese Weise
wurde Sri Visnu zufriedengestellt. Das höchste Ziel
aller
Opferdarbringungen besteht darin, Sri Visnu zu erfreuen.
Doch im gegenwärtigen Zeitalter, dem
Kali-yuga, ist es
äußerst schwierig, die
für solche Opferzeremonien
notwendigen Utensilien zu bekommen. Die
Menschen
haben weder die Mittel, um die erforderlichen Opfergaben
zu beschaffen, noch verfügen sie
über das notwendige
Wissen; ja sie haben nicht einmal
die Neigung, solche
Opfer durchzuführen. Daher wird für
das Kali-yuga, in
dem die Menschen äußerst bemitleidenswert sind und von
Ängsten und Leiden verschiedenster Art geplagt werden,
nur ein Opfer, und zwar der sankirtana-yajna, empfohlen.
Die Verehrung Sri Caitanyas durch den sankirtana-yajna
ist der einzige empfohlene Vorgang für das gegenwärtige
Zeitalter.
Nach Beendigung
der Opferdarbringungen gab
Vasudeva den Priestern viele Reichtümer und Gewänder,
Schmuck, Kühe, Ländereien und
Dienerinnen. Danach
nahmen Vasudevas Frauen ihr avabhrtha-Bad und führten
den Teil der Opferpflichten durch,
die als patnisamyaja
bezeichnet werden.
Als diese
Zeremonie mit der
Darbringung aller notwendigen Gegenstände
zu ihrem
Ende kam, badeten sie alle
gemeinsam in den Seen, die
von Parasurama geschaffen wurden und
als Rama-hrada
bekannt sind. Nach dem Bad ließen
Vasudeva und seine
Frauen die Gewänder und
Schmuckstücke, die sie
getragen hatten, an die
Untergebenen verteilen, die
während des Opfers
gesungen, getanzt oder andere
Dienste geleistet hatten. Hier sei
angemerkt, daß mit der
Durchführung von Opfern unbedingt eine
umfangreiche
Verteilung von Gaben
einhergehen muß. Zu Beginn
werden den
Priestern und
brahmanas Spenden
dargeboten, und
nach dem Opfer
werden den
Untergebenen, die geholfen haben, die
getragenen Gewänder und Schmuckstücke geschenkt.
Nachdem die Sänger und Vortragskünstler
beschenkt
worden waren, gaben Vasudeva und seine Frauen, die alle
neue Gewänder und
Schmuckstücke trugen, jedem
reichlich zu essen - von den
brahmanas bis hinunter zu
den Hunden. Danach versammelten sich
alle Freunde,
Familienangehörigen, Frauen und Kinder Vasudevas und
auch alle Könige und Mitglieder der Vidarbha-, Kosala-,
Kuru-, Kasi-, Kekaya- und Srnjaya-Dynastie. Die Priester,
die Halbgötter, die
Menschen im allgemeinen, die
Vorfahren, die Geister und die Caranas wurden daraufhin
alle mit großzügigen Geschenken und
achtungsvollen
Verehrungen
bedacht.
Schließlich
baten die
Versammelten Sri Krsna, den Gemahl der
Glücksgöttin,
um die Erlaubnis, sich verabschieden
zu dürfen, und
während sie die
Vollkommenheit der von Vasudeva
dargebrachten Opfer priesen, machten sie
sich auf den
Heimweg.
Als König Dhrtarastra, Vidura,
Yudhisthira, Bhima,
Arjuna, Bhismadeva,
Dronacarya, Kunti, Nakula,
Sahadeva, Narada,
Vyasadeva und
viele andere
Verwandte im Begriff waren aufzubrechen,
wurden sie
vom Gefühl der bevorstehenden Trennung
überwältigt
und umarmten deshalb voller Herzlichkeit
jedes einzelne
Mitglied der Yadu-Dynastie. Mit ihnen brachen auch viele
andere Besucher auf, die der Opferzeremonie beigewohnt
hatten. Nachdem sich all diese
Besucher entfernt hatten,
überreichten Krsna und Balarama zusammen
mit König
Ugrasena den Einwohnern
von Vrndavana, die von
Maharaja Nanda und den Kuhhirten
angeführt wurden,
viele Geschenke, um sie zu erfreuen und zu verehren. Und
weil die Einwohner von Vrndavana und die Mitglieder der
Yadu-Dynastie eine so
enge Freundschaft verband,
verweilten sie
noch geraume Zeit
gemeinsam in
Kuruksetra.
Nach der
erfolgreichen
Durchführung dieser
Opferzeremonien fühlte sich
Vasudeva von solcher
Zufriedenheit erfüllt, daß
seine Glückseligkeit keine
Grenzen kannte.
Vor den
Augen all seiner
Familienmitglieder faßte er Nanda
Maharaja bei den
Händen und sprach zu ihm: "Mein
lieber Bruder, die
Höchste Persönlichkeit Gottes
hat ein starkes Band
geschaffen, das Band der Liebe und
Zuneigung, und ich
glaube, daß es selbst den großen
Weisen und Heiligen
schwerfällt, dieses Band
der Liebe zu durchtrennen.
Lieber Bruder, du hast mir
gegenüber so viel Liebe
bewiesen, wie ich sie dir in keiner Weise erwidern konnte.
Ich habe daher das Gefühl, sehr
undankbar zu sein. Du
hast dich genauso verhalten, wie man es nur von heiligen
Persönlichkeiten erwarten kann. Wie werde
ich mich dir
jemals erkenntlich zeigen können? Ich habe nichts, womit
ich deine zuvorkommende Freundschaft vergelten könnte.
Nichtsdestoweniger bin ich zuversichtlich,
daß das Band
der Liebe, das uns miteinander
verbindet, niemals zerreißen wird. Unsere Freundschaft muß für immer bestehen
bleiben, obwohl ich unfähig bin, sie dir zu vergelten. Ich
kann nur hoffen, daß du mir diese Unfähigkeit verzeihst. "
"Lieber Bruder, früher, als ich im Kerker saß, konnte ich
dir nie als Freund dienen, und
heute, wo ich mich eines
großen Reichtums erfreue, hat mich dieser Reichtum blind
gemacht. So kann ich dich nicht einmal heute geziemend
zufriedenstellen. Lieber Bruder, du bist so zuvorkommend
und freundlich, daß du allen
anderen Ehre erweist, ohne
jemals für dich selbst Ehre zu erwarten. Ein Mensch, der
glückverheißende Fortschritte im Leben machen will, darf
nicht zuviel materiellen Wohlstand
besitzen, der ihn nur
blind und hochmütig macht, sondern
er sollte sich um
seine Freunde und Verwandten kümmern."
Als Vasudeva so zu Nanda Maharaja sprach, bewegten
ihn tiefe Gefühle der Dankbarkeit
für König Nandas
Freundschaft und die Wohltaten, die dieser ihm erwiesen
hatte. Seine Augen füllten sich mit Tränen, und er begann
zu weinen. Weil Nanda
Maharaja seinem Freund
Vasudeva eine Freude bereiten wollte
und weil er Krsna
und Balarama so sehr liebte, verbrachte er drei Monate in
ihrer Gemeinschaft. Als der Zeitpunkt
des Abschieds
nahte, wollten die Mitglieder der
Yadu-Dynastie die
Bewohner von Vrndavana zu ihrer vollsten Zufriedenheit
erfreuen, und so gaben sie Nanda
Maharaja und seinen
Gefährten fürstliche Geschenke
wie Gewänder und
Schmuckstücke. So wurden
alle vollkommen zufriedengestellt. Vasudeva, Ugrasena, Sri Krsna, Sri Balarama,
Uddhava und alle anderen Mitglieder der
Yadu-Dynastie
überreichten Nanda Maharaja und seinen
Gefährten ihre
persönlichen Gaben, und mit diesen Abschiedsgeschenken
gesegnet, machte sich Nanda Maharaja zusammen mit den
anderen auf den Rückweg nach
Vrajabhumi, Vrndavana.
Ihre Gedanken blieben jedoch bei
Krsna und Balarama,
und so kehrten sie alle gedankenverloren nach Vrndavana
zurück. Als die
Mitglieder der Vrsni-Dynastie ihren
scheidenden Freunden und
Besuchern nachschauten,
erkannten sie,
daß die Regenzeit
nahte, und so
beschlossen sie, ebenfalls die Heimreise
anzutreten. Sie
waren vollkommen zufrieden, denn sie betrachteten Krsna
als ihr ein und alles. Als sie nach Dvaraka zurückkehrten,
sprachen
sie voller
Freude über
Vasudevas
Opferzeremonie, über
das Wiedersehen
mit ihren
Freunden und Gönnern und über die
vielen anderen
Ereignisse, die sich bei ihrem
Besuch der Pilgerorte
ereignet hatten.
Hiermit
enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum 83. Kapitel des Krsna-Buches:
"Vasudevas Opferzeremonien".