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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Von Seiner Heiligkeit A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada

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60. Kapitel: Die Nachkommen der Familie Krsnas



Krsna hatte 16.108 Frauen, und mit jeder von ihnen zeugte Er zehn Söhne, die Ihm alle an Kraft, Schönheit, Weisheit, Ruhm, Reichtum und Entsagung ebenbürtig waren. "Wie der Vater, so der Sohn." Jede der Frauen Krsnas, die ausnahmslos Prinzessinnen waren, sah, daß Krsna Sich stets in ihrem Palast aufhielt und niemals fortging, und deshalb glaubte jede, Krsna sei ihr liebevoller und ergebener Ehemann, der kaum ohne sie leben könne. In Wirklichkeit jedoch hing Krsna an keiner von ihnen. Obwohl jede dachte, sie sei Krsnas einzige Frau und Krsna müsse außerordentliche Liebe für sie empfinden, waren sie für Sri Krsna, der atmarama, in Sich Selbst zufrieden, ist, weder Anlaß zu Liebe noch zu Abneigung; Er war allen Frauen gleichgesinnt und behandelte sie wie ein vollkommener Ehemann, nur um sie zu erfreuen. Krsna persönlich brauchte keine Frauen, aber die Königinnen waren aufgrund ihrer Natur als Frauen nicht in der Lage, Krsna und Seine erhabene Stellung in Wahrheit zu verstehen.

Alle mit Krsna verheirateten Prinzessinnen waren von außerordentlicher Schönheit, und jede von ihnen fühlte sich ihrerseits zu Krsnas Schönheit hingezogen, zu Seinen Augen, die den Blütenblättern eines Lotos glichen, zu Seinem bezaubernden Gesicht, zu Seinen langen Armen und Seinen großen Ohren, zu Seinem anmutigen Lächeln, zu Seinen Scherzen und zu Seinen süßen Worten. Bezaubert von diesen Eigenschaften Krsnas, kleideten sie sich stets sehr anziehend, denn sie wollten durch ihre weibliche Schönheit Krsnas Zuneigung wecken. Sie brachten ihre weiblichen Reize zur Geltung, indem sie lächelten und ihre Augenbrauen bewegten, und so schossen sie ihre scharfen Pfeile ehelicher Liebe auf Krsna ab, um in Ihm lustvolle Verlangen nach ihnen zu wecken. Trotz allem aber gelang es ihnen nicht, Krsnas Geist oder Sein Geschlechtsverlangen zu erregen. Mit anderen Worten, Krsna hatte mit keiner Seiner vielen Frauen geschlechtliche Beziehungen, außer um Kinder zu zeugen.

Die Königinnen von Dvaraka waren so sehr vom Glück gesegnet, daß sie den Höchsten Herrn, Sri Krsna, zum Gemahl und persönlichen Gefährten bekamen, Ihn, dem sich nicht einmal so hochstehende Halbgötter wie Brahma nähern können. Krsna und die Königinnen lebten als Ehepaar zusammen, und als perfekter Gemahl behandelte Krsna sie auf eine solche Weise, daß mit jedem Augenblick die transzendentale Glückseligkeit in ihrem gegenseitigen Lächeln, ihren Gesprächen und ihrem Beisammensein zunahm. Jede der Frauen hatte Tausende und Abertausende von Dienerinnen, aber dennoch pflegten sie Krsna persönlich zu empfangen. Sie boten Ihm einen bequemen Sitzplatz an, verehrten Ihn mit allen erforderlichen Gegenständen, wuschen Ihm die Lotosfüße, brachten Ihm Betelnüsse, massierten Seine Beine, um sie von Ermüdung zu befreien, fächelten Ihm Kühlung zu, brachten Ihm verschiedene Arten von wohlriechenden Sandelholzpasten, Ölen und Essenzen dar, legten Ihm eine Blumengirlande um den Hals, kämmten Sein Haar, baten Ihn, Sich hinzulegen, und waren Ihm beim Baden behilflich. So brachten sie Krsna ständig die vielseitigsten Dienste dar, vor allem wenn Er speiste. Es gab keinen Augenblick, wo sie sich nicht im Dienst des Herrn beschäftigten.

Wie bereits erwähnt, hatte jede der 16.108 Frauen Krsnas zehn Söhne, und das folgende ist eine Liste der Söhne der ersten acht Königinnen. Rukminis Söhne hießen: Pradyumna, Carudesna, Sudesna, Carudeha, Sucaru, Carugupta, Bhadracaru, Carucandra, Vicaru und Caru. Sie alle kamen an guten Eigenschaften ihrem göttlichen Vater, Sri Krsna, gleich. Ebenso verhielt es sich auch mit den zehn Söhnen Satyabhamas. Ihre Namen lauten: Bhanu, Subhanu, Svarbhanu, Prabhanu, Bhanuman, Candrabhanu, Brhadbhanu, Atibhanu, Sribhanu und Pratibhanu. Königin Jambavatis Söhne wurden von Samba angeführt und hießen: Samba, Sumitra, Purujit, Satajit, Sahasrajit, Vijaya, Citraketu, Vasuman, Dravida und Kratu. Sri Krsna war den Söhnen Jambavatis besonders zugeneigt. Die Söhne Satyas, der Tochter König Nagnajits, hießen: Vira, Candra, Asvasena, Citragu, Vegavan, Vrsa, Ama, Sanku, Vasu und Kunti. Unter diesen Söhnen ragte vor allem Kunti hervor. Die nächste Königin, Kalindi, bekam folgende Söhne: Sruta, Kavi, Vrsa, Vira, Subahu, Bhadra, Santi, Darsa, Purnamasa und Somaka, der der jüngste war. Die Söhne Laksmanas, der Tochter des Königs über die Provinz von Madras, hießen: Praghosa, Gatravan, Simha, Bala, Prabala, Urdhvaga, Mahasakti, Saha, Oja und Aparajita. Die Söhne der nächsten Frau, Mitravinda, hießen: Vrka, Harsa, Anila, Grdhra, Vardhana, Annada, Mahamsa, Pavana, Vahni und Ksudhi. Die Söhne Bhadras hießen: Sangramajit, Brhatsena, Sura, Praharana, Arijit, Jaya, Subhadra, Vama, Ayu und Satyaka. Neben diesen acht Hauptköniginnen hatte Krsna noch 16.100 andere Frauen, und jede von ihnen brachte zehn Söhne zur Welt.

Pradyumna, Rukminis ältester Sohn, war schon von Geburt an mit Mayavativerheiratet, und später heiratete er auch Rukmavati, die Tochter seines Onkels Rukmi. Von Rukmavati bekam Pradyumna einen Sohn namens Aniruddha. Krsnas Familie, die von Krsna und Seinen Frauen sowie von Seinen Söhnen, Enkeln und Urenkeln gebildet wurde, zählte insgesamt fast eine Milliarde Angehörige.

Rukmi, der älteste Bruder Rukminis, der ersten Frau Krsnas, war im Kampf mit Krsna übel zugerichtet worden; er hatte dabei seine ganze Ehre verloren, und sein Leben war nur deshalb verschont geblieben, weil seine Schwester Krsna darum anflehte. Seit jener Zeit hegte Rukmi einen abgrundtiefen Groll gegen Krsna und war Ihm stets feindlich gesinnt. Dennoch wurde seine Tochter mit Krsnas Sohn verheiratet und seine Enkelin mit Krsnas Enkel Aniruddha. Als Maharaja Pariksit dies hörte, war er erstaunt und sagte deshalb zu Sukadeva Gosvami: "Es überrascht mich, daß Rukmi und Krsna, die doch so erbitterte Feinde waren, durch Eheschließungen zwischen ihren Nachkommen enge Verwandte werden konnten." Maharaja Pariksit war gespannt, das Geheimnis hinter diesem Umstand zu erfahren, und so stellte er Sukadeva Gosvami einige Fragen. Da Sukadeva Gosvami ein wirklicher yogi war, blieb vor seinem Wissen nichts verborgen, denn ein vollkommener yogi wie er besitzt die Fähigkeit, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in allen Einzelheiten zu sehen; deshalb konnte man vor solchen yogis und Mystikern nichts geheimhalten. Als Sukadeva Gosvami Maharaja Pariksits Fragen vernommen hatte, gab er ihm folgende Antwort.

Krsnas ältester Sohn Pradyumna, der von Rukmini geboren wurde, war der Liebesgott in Person. Er war so unvergleichlich schön und anziehend, daß die Tochter Rukmis, Rukmavati, als sie ihre svayamvara-Wahl treffen sollte, ihren Blick nicht mehr von Pradyumna wenden konnte, und deshalb entschloß sie sich vor den Augen aller anderen Könige und Prinzen, die sich ebenfalls bewarben, für Pradyumna und legte ihm zum Zeichen ihres Entscheides eine Blumengirlande um den Hals. Darauf brach ein heftiger Kampf aus, doch die Prinzen konnten Pradyumna nichts anhaben, und so war Rukmi verpflichtet, ihm die Hand seiner lieblichen Tochter zu geben. In Rukmis Herz brannte immer noch unvermindert der alte Haß gegen Krsna, denn er fühlte sich durch die Entführung seiner Schwester Rukmini zutiefst gedemütigt; doch als seine Tochter Pradyumna zum Gemahl wählte, wollte er sich dieser Hochzeit nicht widersetzen, um seiner Schwester Rukmini einen Gefallen zu erweisen. Auf diese Weise wurde Pradyumna der Schwiegersohn Rukmis. Neben den bereits aufgeführten zehn Söhnen hatte Rukmini auch eine hübsche Tochter mit großen Augen, die später mit Bali, dem Sohn Krtavarmas, vermählt wurde.

Obwohl Rukmi ein Erzfeind Krsnas war, empfand er auf der anderen Seite sehr viel Zuneigung zu seiner Schwester Rukmini und wollte sie deshalb in jeder Beziehung erfreuen. Als daher Rukminis Enkel Aniruddha verheiratet werden sollte, gab Rukmi ihm seine Enkelin Rocana zur Frau. Solche Heiraten zwischen Vetter und Kusine ersten Grades waren nach den Regeln der vedischen Kultur nicht gerade empfehlenswert, doch um Rukmini zu erfreuen, gab Rukmi sowohl seine Tochter als auch seine Enkelin einem Sohn bzw. einem Enkel Krsnas zur Frau. Als die Vorbereitungen für Aniruddhas und Rocanas Heirat zu einem glücklichen Ende gekommen waren, verließ Aniruddha Dvaraka mit einer großen Hochzeitsgefolgschaft und machte sich auf den Weg nach Bhojakata, der Stadt, die Rukmi nach der Entführung seiner Schwester gegründet hatte. Unter der Hochzeitsgefolgschaft, die von Aniruddhas Großvater, Sri Krsna, angeführt wurde, befanden sich Sri Balarama, Krsnas erste Frau Rukmini, Sein Sohn Pradyumna, Jambavatis Sohn Samba und viele andere Verwandte und Familienmitglieder. So erreichten sie Bhojakata, und die Heiratszeremonie wurde ohne Zwischenfälle vollzogen.

Der König von Kalinga, ein Freund Rukmis, gab Rukmi den üblen Rat, mit Balarama um Geld Schach zu spielen und Ihn dann zu schlagen. Mit Geldeinsatz Schach zu spielen war unter den ksatriya-Königen nichts Außergewöhnliches, und wenn jemand zum Schachspiel herausgefordert wurde, durfte er diese Herausforderung nicht zurückweisen. Sri Balaramaji nun war kein erfahrener Schachspieler, und das war dem König von Kalinga bekannt. Daher riet er Rukmi, sich an Krsnas Familienangehörigen zu rächen, indem er Balarama zum Schachspiel herausforderte. Obwohl Schach nicht gerade Seine Stärke war, war Sri Balaramaji stets zu solchen Spielen und Wettkämpfen aufgelegt, und so nahm Er die Herausforderung Rukmis an und setzte Sich mit ihm ans Schachbrett. Gewettet wurde um Goldmünzen, und Balarama forderte Seinen Gegner zuerst mit 100 Münzen, dann mit 1000 und schließlich mit 10 000 Münzen heraus. Doch jedesmal verlor Balarama, und Rukmi kassierte die Goldmünzen. Sri Balaramas Niederlagen boten dem König von Kalinga eine Gelegenheit, Krsna und Balarama zu schmähen, und so machte er viele spöttische Scherze, wobei er selbst lachte und Balarama absichtlich seine Zähne zeigte. Weil Balarama der Verlierer der Partie war, konnte Er solche sarkastischen Worte nicht gut ertragen. Balarama wurde allmählich zornig, und als Rukmi Ihn erneut herausforderte, erhöhte Er den Einsatz auf 100 000 Goldmünzen. Zum Glück siegte diesmal Balarama. Doch obwohl Balaramaji gewonnen hatte, behauptete Rukmi in seiner Arglist, Balarama sei der Verlierer und er selbst habe gewonnen. Als Balarama diese Lüge vernahm, wallte in Ihm unvermittelt heftiger Zorn auf, und dieser Zorn glich einer Flutwelle im Ozean, wie sie in einer Vollmondnacht ans Ufer brandet. Sri Balaramas Augen sind bereits von Natur aus rötlich, doch als Er zornig und aufgebracht wurde, nahmen sie an Röte noch zu. Diesmal sprach Er die Herausforderung aus und bot einen Einsatz von 100 Millionen Goldmünzen. Wieder war Balarama nach den Regeln des Schachspiels der Sieger, und wieder behauptete Rukmi auf niederträchtige Weise, er habe gewonnen. Rukmi wandte sich dabei an die anwesende Prominenz und berief sich insbesondere auf das Wort des Königs von Kalinga. Da wurde die Diskussion plötzlich von einer Stimme aus dem Himmel unterbrochen, die verkündete, daß alle, die es ehrlich meinten, sehen würden, daß Balarama, der wirkliche Gewinner der Partie, betrogen werde und daß Rukmis Behauptungen absolut falsch seien. Trotz dieser göttlichen Stimme bestand Rukmi weiter darauf, daß Balarama verloren habe, und in seinem Starrsinn schien ihm der Tod über dem Haupt zu schweben. Die niederträchtigen Ratschläge, die ihm sein Freund gab, machten Rukmi so selbstherrlich, daß er der Orakelstimme keine Bedeutung beimaß und es sogar wagte, Balaramaji zu schmähen. "Mein lieber Balaramaji", sagte er, "Ihr beiden Brüder seid Kuhhirtenjungen und nichts anderes. Mag sein, daß Ihr Euch aufs Kühehüten versteht, doch wie solltet ihr zur Kunst des Schachspiels oder des Bogenkampfs auf dem Schlachtfeld fähig sein? Diese Künste sind nur dem königlichen Stand bekannt." Als Sri Balarama Rukmis beißenden Spott und das schallende Gelächter der anwesenden Fürsten und Prinzen vernahm, wurde Er wild wie brennender Zunder. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, griff Er zu Seiner Keule und ließ sie auf Rukmis Kopf niedersausen. Dieser eine Schlag streckte Rukmi auf der Stelle zu Boden, und damit war sein Schicksal besiegelt. So wurde Rukmi an diesem glückverheißenden Tag der Heirat Aniruddhas von Balarama getötet.

Vorfälle solcher Art sind unter den ksatriyas durchaus nichts Seltenes, und weil der König von Kalinga befürchtete, daß ihm dasselbe blühen könnte, wollte er sich diskret entfernen. Doch er war kaum ein paar Schritte weit gekommen, so hatte ihn Balarama schon gepackt, und weil der König Krsna und Balarama verspottet und dabei ständig seine Zähne gezeigt hatte, schlug ihm Balarama mit Seiner Keule alle Zähne ein. Auch die anderen, die sich auf die Seite des Königs von Kalinga und Rukmis gestellt hatten, entkamen nicht, und Balarama prügelte sie mit Seiner Keule, so daß Er ihnen Arme und Beine brach. Die Fürsten versuchten gar nicht erst, sich zu rächen, sondern hielten es für das klügste, den Ort des blutigen Geschehens eilends zu verlassen.

Während der ganzen Auseinandersetzung zwischen Balarama und Rukmi hatte Sri Krsna kein einziges Wort gesagt, denn Er wußte, daß Rukmini betroffen gewesen wäre, wenn Er Balarama unterstützt hätte, und daß auf der anderen Seite Balarama unglücklich gewesen wäre, wenn Er das Töten von Rukmi verurteilt hätte. Obwohl Sein Schwager Rukmi am Hochzeitstag Seines Enkels getötet wurde, sagte Sri Krsna nichts dazu, um so Seine zuneigungsvolle Beziehung zu Balarama wie auch zu Rukmini nicht zu stören. Zu guter Letzt wurden die Braut und der Bräutigam feierlich zu ihrer Kutsche geleitet, in der sie, begleitet von der Bräutigamsfamilie, die Heimreise antraten. Die ganze Zeit wurde die Hochzeitsgefolgschaft von Sri Krsna, dem Vernichter des Dämons Madhu, beschützt. So verließen sie Rukmis Königreich Bhojakata und kehrten frohen Mutes nach Dvaraka zurück.

Hiermit enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum 60. Kapitel des Krsna-Buches: "Die Nachkommen der Familie Krsnas".