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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Von Seiner Heiligkeit A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada

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47. Kapitel: Krsna erfreut Seine Geweihten


Krsna hörte Uddhava tagelang zu, wie dieser Ihm in allen Einzelheiten von seinem Besuch in Vrndavana erzählte und Ihm schilderte, wie es Seinem Vater, Seiner Mutter, den gopis und den Kuhhirtenjungen ging. Sri Krsna war sehr froh, daß es Uddhava gelungen war, sie mit seinen Unterweisungen und der Botschaft, die er ihnen überbracht hatte, zu trösten.

Alsdann beschloß Sri Krsna, Kubja besuchen zu gehen, die Ihn als buckliges Mädchen mit der Sandelholzpaste erfreut hatte, als Er in Mathura einzog. Wie in der Bhagavad-gita erklärt wird, ist Krsna stets darum bemüht, Seine Geweihten zu erfreuen, und die Gottgeweihten wiederum bemühen sich, Krsna zu erfreuen. So wie die Gottgeweihten ständig in ihrem Herzen an Krsna denken, denkt auch Krsna im Innern stets an Seine Geweihten. Als Kubja in ein bezauberndes Gesellschaftsmädchen verwandelt wurde, wünschte sie, das Krsna sie zu Hause besuchen komme, damit sie Ihn auf ihre Art empfangen und verehren könne. Gewöhnlich wollen Gesellschaftsmädchen ihre Besucher befriedigen, indem sie ihnen ihren Körper zum Genuß anbieten. Kubja jedoch war ihrerseits voller Begierde, ihre Sinne in Krsnas Gemeinschaft zu befriedigen. Als Krsna Sich entschloß, Kubjas Haus zu besuchen, hatte Er zweifellos kein Verlangen nach Sinnenbefriedigung. Kubja hatte Krsnas Sinne bereits zufriedengestellt, als sie Ihm die Sandelholzpaste schenkte. Unter dem Vorwand, ihre Sinnenlust zu stillen, beschloß Krsna, zu ihr zu gehen; in Wirklichkeit aber kam Er nicht der Sinnenbefriedigung wegen, sondern um das Mädchen zu einer reinen Gottgeweihten zu machen. Krsna wird stets von Tausenden von Glücksgöttinnen verehrt, und deshalb braucht Er um Seiner eigenen Befriedigung willen nicht zu einem Gesellschaftsmädchen zu gehen. Nur weil Er allen Lebewesen gütig gesinnt ist, beschloß Er, sie aufzusuchen. Man sagt, der Mond scheine auch in den Hof eines unehrlichen Menschen. Ebenso verweigert Krsna niemandem Seine transzendentale Barmherzigkeit, ob der Betreffende Ihm nun aus Lust, Zorn, Furcht oder in reiner Liebe dient. Wenn jemand Krsna dienen möchte und zur gleichen Zeit immer noch die Befriedigung seiner lustvollen Wunsche sucht, dann wird Krsna, wie es im Caitanya-caritamrta beschrieben wird, es so einrichten, daß der Gottgeweihte seine aus Lust entstandenen Wünsche vergißt, völlig gereinigt wird und sich gänzlich im Dienst des Herrn beschäftigt.

Um Sein Versprechen zu erfüllen, begab Sich Krsna zusammen mit Uddhava zum Hause Kubjas. Als Er dort ankam, sah Er, daß das ganze Haus so eingerichtet war, daß es die lustvollen Wünsche eines Mannes erregen sollte. Daraus kann man schließen, daß an den Wänden viele Aktgemälde hingen, und außerdem gab es mit Perlenschnüren bestickte Baldachine und Fähnchen sowie bequeme Betten und gepolsterte Stühle. Die Räume waren mit Blumengirlanden verziert und mit dem Duft von Räucherstäbchen erfüllt; überall war parfümiertes Wasser versprengt worden, und die Räume wurden von eleganten Lampen erleuchtet.

Als Kubja sah, daß Sri Krsna zu ihr gekommen war, um ihr den versprochenen Besuch abzustatten, erhob sie sich sogleich aus ihrem Sessel, um Ihn zu empfangen. Umgeben von ihren vielen Freundinnen, begann sie, sich mit großer Ehrerbietigkeit mit Ihm zu unterhalten. Nachdem Kubja Ihm einen bequemen Sitzplatz angeboten hatte, verehrte sie Sri Krsna, wie es ihrer Stellung entsprach. Uddhava wurde von Kubja und ihren Freundinnen in gleicher Weise empfangen, doch da er sich nicht auf der gleichen Stufe wie Krsna befand, setzte er sich einfach auf den Boden.

Ohne viel Zeit zu verschwenden, wie es bei solchen Anlässen üblich ist, begab Sich Krsna sogleich in das Schlafgemach Kubjas. Unterdessen nahm Kubja ein Bad und rieb ihren Körper mit Sandelholzpaste ein. Sie zog ihre schönsten Kleider an und schmückte sich mit kostbaren Edelsteinen, mit Geschmeide und mit Blumengirlanden. Sie kaute Betelnüsse und andere anregende Substanzen und sprühte sich mit Duftölen ein, und dann erschien sie vor Krsna. Ihr lächelnder Blick und ihre unruhigen Augen waren voll von weiblicher Scheu, als sie anmutig vor Sri Krsna stand, der auch als Madhava, der Gemahl der Glücksgöttin, bekannt ist. Als Krsna sah, daß Kubja zögerte, zu Ihm zu kommen, ergriff Er sie bei ihrer Hand, die mit vielen Armreifen geschmückt war, und zog sie mit großer Zuneigung zu Sich heran, so daß sie neben Ihm zu sitzen kam. Einfach weil Kubja dem Höchsten Herrn, Krsna, einmal Sandelholzpaste gegeben hatte, wurde sie von allen sündhaften Reaktionen befreit und erhielt nun die Möglichkeit, Seine Gegenwart zu genießen. Sie nahm Krsnas Lotosfüße und setzte sie auf ihre Brüste, die im lodernden Feuer der Lust brannten, doch als sie den Duft von Krsnas Lotosfüßen einatmete, wurde sie sofort von allen lustvollen Wünschen befreit. Auf diese Weise wurde es ihr vergönnt, Krsna in die Arme zu schließen, und so ging ihr langgehegter Wunsch, Krsna als Besucher in ihrem Haus zu empfangen, in Erfüllung.

In der Bhagavad-gita wird erklärt, daß man nicht im transzendentalen hingebungsvollen Dienst des Herrn tätig sein kann, solange man nicht von allen materiellen, sündhaften Reaktionen befreit ist. Nur weil Kubja Krsna einmal Sandelholzpaste geschenkt hatte, wurde sie so hoch belohnt. Sie wußte nicht, wie sie Krsna auf andere Weise verehren konnte, und deshalb wollte sie Ihn durch ihren Beruf zufriedenstellen. In der Bhagavad-gita heißt es, das man den Herrn sogar durch seinen Beruf verehren kann, wenn dies ernsthaft und zu Seiner Freude getan wird. Kubja sagte darauf zu Krsna: ,,Mein lieber Freund, bitte bleib zumindest noch ein paar Tage bei mir. Bitte laß es Dir bei mir gefallen, Mein lotosäugiger Freund. Du kannst mich unmöglich jetzt gleich wieder verlassen. Ich bitte Dich, erfülle mir diesen Wunsch."

In den vedischen Schriften heißt es, daß die Höchste Persönlichkeit Gottes unzählige Energien besitzt. Nach der Aussage maßgeblicher Persönlichkeiten repräsentiert Kubja die purusa-sakti-Energie Krsnas, genau wie Srimati Radharani Seine cit-sakti-Energie repräsentiert. Obwohl Kubja Krsna inständig bat, noch einige Tage bei ihr zu bleiben, machte Er ihr mit höflichen Worten klar, daß Ihm dies nicht möglich sei. Krsna besucht die materielle Welt nur gelegentlich, wohingegen Seine Verbindung mit der spirituellen Welt ewig ist. Auf den Vaikuntha-Planeten oder auf dem Planeten Goloka Vrndavana ist Krsna immer gegenwärtig. Die Bezeichnung für Seine Anwesenheit in der spirituellen Welt lautet prakata-lila.

Nachdem Krsna Kubja mit süßen Worten zufriedengestellt hatte, kehrte Er zusammen mit Uddhava nach Hause zurück. Im Srimad-Bhagavatam wird warnend darauf hingewiesen, daß es nicht leicht ist, Krsna zu verehren, denn Er ist die Höchste Persönlichkeit Gottes, das Oberhaupt aller Visnu-tattvas. Krsna zu verehren oder sich in Seiner Gemeinschaft aufzuhalten ist deshalb nichts leichtes. Diese Warnung gilt ganz besonders für diejenigen Gottgeweihten, die sich zu Krsna in ehelicher Liebe hingezogen fühlen; sie sollten sich niemals wünschen, ihre Sinne durch die direkte Gemeinschaft mit Krsna zu befriedigen. Tätigkeiten zum Zweck der Sinnenbefriedigung sind materiell. In der spirituellen Welt gibt es Symptome wie Küssen und Umarmen, doch damit wird nicht auf Sinnenbefriedigung abgezielt, wie dies in der materiellen Welt der Fall ist. Diese Warnung gilt ganz besonders für die sahajiyas, die bedenkenlos der Meinung sind, Krsna sei ein gewöhnlicher Mensch, und deshalb wollen sie auf abartige Weise mit Ihm zusammen Sexualität genießen. In einer spirituellen Beziehung ist Sinnenbefriedigung völlig unbedeutend. Jeder, der eine Beziehung pervertierter Sinnenbefriedigung mit Krsna aufnehmen will, muß als sehr unintelligent bezeichnet werden. Seine Haltung bedarf einer grundlegenden Wandlung.

Nach einiger Zeit beschloß Krsna auch, Sein Versprechen, das Er Akrura gegeben hatte, zu erfüllen und ihn besuchen zu gehen. Akruras Beziehung zu Krsna war die eines Dieners, und deshalb wollte Krsna von ihm einige Dienste entgegennehmen. So machte Er Sich zusammen mit Sri Balarama und Uddhava auf den Weg. Als sie bei Akruras Haus anlangten, kam ihnen Akrura entgegen, umarmte Uddhava und brachte Sri Krsna und Sri Balarama seine respektvollen Ehrerbietungen dar, indem er sich vor Ihnen verneigte. Nachdem Krsna, Balarama und Uddhava seine Ehrerbietungen erwidert hatten, bot Akrura ihnen bequeme Sitzplätze an. Als seine Gäste saßen, wusch Akrura ihre Füße und sprengte sich das Wasser über den Kopf. Darauf brachte er ihnen Kleidung, Blumen und Sandelholzpaste dar, wie es die Tradition bei der Verehrung hochgestellter Gäste vorschreibt. Nachdem Akrura all seine Gäste zufriedengestellt hatte, verneigte er sich noch einmal vor Krsna und berührte mit seinem Kopf den Boden. Dann nahm er Krsnas Lotosfüße auf den Schoß und begann sie sanft zu massieren. Als Akrura so in Krsnas und Balaramas Gegenwart vollkommene Glückseligkeit erfuhr, füllten sich seine Augen mit Tränen der Liebe zu Krsna, und er brachte folgende Gebete dar:

,,Lieber Herr, Sri Krsna, in Deiner Güte hast Du Kamsa und seine Helfer getötet. Du hast damit die ganze Familie der Yadu-Dynastie aus größter Not befreit. Sie werden sich immer daran erinnern, wie Du die ruhmvolle Yadu-Dynastie erlöst hast. Lieber Sri Krsna, lieber Sri Balarama, Ihr seid die ursprüngliche Persönlichkeit, von der alles ausgegangen ist. Ihr seid die ursprüngliche Ursache aller Ursachen. Ihr besitzt unvorstellbare Energien, und Ihr seid alldurchdringend. Außer Euch gibt es keine andere Ursache oder Wirkung, weder im Grobstofflichen noch im Feinstofflichen. Lieber Krsna, Du bist das Höchste Brahman, das durch das Studium der Veden erkannt wird. Durch Deine unvorstellbare Energie bist Du nun tatsächlich vor uns sichtbar geworden."

"Du erschaffst die kosmische Manifestation durch Deine Macht und begibst Dich dann Selbst in sie hinein. Genau wie die fünf materiellen Elemente, Erde, Feuer, Wasser, Luft und Äther, überall gegenwärtig sind und sich in den verschiedenen Arten von Körpern manifestieren, so begibst Du Dich allein in diese Vielzahl von Körpern, die Du durch Deine eigene Energie erschaffen hast, und manifestierst Dich unabhängig in jedem Körper als individuelle Seele und als Überseele. Der materielle Körper wird durch Deine niedere Energie erschaffen. Die Lebewesen, d.h. die individuellen Seelen, sind Deine winzigen Bestandteile, und die Überseele ist Deine lokalisierte Repräsentation. Somit machen der materielle Körper, die individuelle Seele und die Überseele zusammen das individuelle Lebewesen aus, doch ursprünglich sind diese drei Faktoren alles verschiedene Energien des einen Höchsten Herrn. Du erschaffst, erhältst und vernichtest die ganze materielle Manifestation durch die Wechselwirkung der drei Erscheinungsweisen, Tugend, Leidenschaft und Unwissenheit. Du wirst niemals in das Wirken dieser materiellen Erscheinungsweisen verwickelt, weil Dein absolutes Wissen niemals verdeckt wird wie das Wissen des individuellen Lebewesens."

Der Höchste Herr geht in den materiellen Kosmos ein und bewirkt im Laufe der Zeit Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung, wohingegen das winzige Lebewesen in die materiellen Elemente eingeht und einen materiellen Körper bekommt, der ihm speziell zugeordnet ist. Der Unterschied zwischen dem Lebewesen und dem Herrn besteht darin, daß das Lebewesen ein winziges Teilchen des Höchsten Herrn ist und leicht von den Wirkungen der materiellen Erscheinungsweisen überwältigt werden kann, wohingegen Krsna, der als param brahman, als das Höchste Brahman, ständig in vollkommenem Wissen verankert ist, niemals von solchen Einflüssen berührt wird. Aus diesem Grund lautet ein Name Krsnas Acyuta, was soviel bedeutet wie ,,derjenige, der niemals zu Fall kommt". Krsnas Bewußtsein Seiner spirituellen Identität wird niemals durch materielle Einflüsse verdeckt, wohingegen die Identität des winzigen Teilchens, des Lebewesens, der Bedeckung durch materielle Einflüsse ausgesetzt ist. Die individuellen Lebewesen sind auf ewig winzige Teile Gottes, winzige Funken des ursprünglichen Feuers, Krsnas, aber sie haben die Neigung zu erlöschen.

Akrura fuhr fort: ,,Die weniger intelligenten Menschen glauben irrtümlicherweise, Deine transzendentale Gestalt bestehe ebenfalls aus materieller Energie. Doch diese Vorstellung trifft in keiner Weise auf Dich zu. Du bist völlig spirituell, und es besteht kein Unterschied zwischen Dir Selbst und Deinem Körper. Daher kann man bei Dir weder von einem bedingten noch von einem befreiten Zustand sprechen, denn Du bist unter allen Umständen ewig frei. In der Bhagavad-gita heißt es: ,Nur die Dummköpfe und Schurken halten Dich für einen gewöhnlichen Menschen.' Dich, o Herr, als einen von uns anzusehen, die wir von der materiellen Natur bedingt sind, ist ein Fehler, der auf unvollkommenes Wissen zurückzuführen ist. Wenn die Menschen vom ursprünglichen Wissen der Veden abweichen, versuchen sie die gewöhnlichen Lebewesen mit Dir, o Herr, gleichzusetzen. Du bist in Deiner ursprünglichen Gestalt auf der Erde erschienen, um das wahre Wissen wieder zu verkünden, daß die Lebewesen niemals eins mit dem Höchsten Gott sind und daß sie Ihm auch niemals gleichkommen. Lieber Herr, Du bist ewig in reiner Tugend, suddha-sattva, verankert. Dein Erscheinen ist notwendig, damit das wirkliche vedische Wissen wieder eingeführt wird, das die atheistische Philosophie bekämpft, die behauptet, Gott und die Lebewesen seien ein und dasselbe. Mein lieber Herr, Sri Krsna, diesmal bist Du im Hause Vasudevas als dessen Sohn erschienen und wirst von Deiner vollständigen Erweiterung, Sri Balarama, begleitet. Deine Mission ist es, alle atheistischen Königsfamilien und ihre gewaltigen Streitheere zu vernichten. Du bist erschienen, um die Welt von ihrer Last zu befreien, und um diese Mission zu erfüllen, hast Du der Yadu-Dynastie großen Ruhm zuteil werden lassen, indem Du als eines ihrer Mitglieder erschienen bist."

"Mein lieber Herr, heute hast Du mein Haus durch Deine Gegenwart geläutert, und ich bin zum glücklichsten Menschen der Welt geworden. Der Herr, die Höchste Persönlichkeit Gottes, dem es gebührt, von allen Halbgöttern, den pitas, den Königen, Kaisern und anderen Lebewesen verehrt zu werden, und der die Überseele von allem ist, ist nun in mein Haus gekommen. Das Wasser von Seinen Lotosfüßen reinigt die drei Welten, und nun hat Er mich in Seiner Güte persönlich besucht. Welcher Mensch in den drei Welten, der tatsächliches Wissen besitzt, würde nicht bei Deinen Lotosfüßen Zuflucht suchen und sich Dir ergeben? Wie könnte jemand, der weiß, daß niemand so liebevoll sein kann, wie Du es Deinen Geweihten gegenüber bist, so töricht sein, es abzulehnen, Dein Geweihter zu werden? Überall in den vedischen Schriften wird erklärt, daß Du der beste Freund eines jeden Lebewesens bist. Und dies wird in der Bhagavad-gita bestätigt: suhrdam sarva-bhutanam. Du, die Höchste Persönlichkeit Gottes, kannst alle Wünsche Deiner Geweihten erfüllen. Du bist der wirkliche Freund eines jeden, und obwohl Du Dich Selbst Deinen Geweihten gibst, verlierst Du niemals Deine ursprüngliche Macht, deren Umfang sich niemals verringert und sich niemals vergrößert."

"Mein lieber Herr, es ist sogar für die großen yoga-Mystiker und Halbgötter sehr schwierig, Dein Wirken zu ermessen oder sich Dir zu nähern, aber dennoch hast Du Dich gütigerweise dazu herabgelassen, mein Haus zu besuchen. Dies ist zweifellos der glücklichste Augenblick auf meiner Reise durch das materielle Dasein. Nur durch Deine Gnade kann ich jetzt endlich verstehen, daß mein Zuhause, meine Frau, meine Kinder und meine weltlichen Besitztümer nichts als Stricke sind, die mich an die materielle Existenz fesseln. Bitte durchtrenne diesen Knoten und rette mich aus der Verstrickung in falsche Gesellschaft, Freundschaft und Liebe." Sri Krsna freute Sich sehr über Akruras Gebete. Sein Lächeln fesselte Akrura immer mehr, und mit lieblichen Worten antwortete ihm der Herr: ,,Mein lieber Akrura, trotz deiner Ergebenheit betrachte Ich dich als höherstehend, denn du befindest dich auf der Ebene Meines Vaters und Meines Lehrers, und du bist Mein wohlwollendster Freund. Deshalb bist du Meiner Verehrung würdig, und weil du Mein Onkel bist, unterstehe Ich deiner Obhut. Ich möchte, daß du Mich beschützt und für Mich sorgst, denn Ich bin eines deiner Kinder. Selbst wenn man von deiner elterlichen Stellung absieht, gebührt es einem erhabenen Gottgeweihten wie dir, stets von jedem verehrt zu werden. Jeder, der mit Glück gesegnet werden möchte, muß Persönlichkeiten wie dir seine achtungsvollen Ehrerbietungen darbringen, denn du befindest dich auf einer viel höheren Stufe als die Halbgötter. Die Menschen verehren die Halbgötter, wenn sie nach Sinnenbefriedigung trachten, und die Halbgötter lassen ihren Geweihten Segnungen zukommen, wenn sie von ihnen verehrt worden sind. Aber ein Gottgeweihter wie du, Akrura, ist immer bereit, den Menschen die größte Segnung zu gewähren. Ein Heiliger, ein Gottgeweihter, hat die Freiheit, jedem Segnungen zu erteilen, wohingegen die Halbgötter nur dann eine Segnung erteilen können, wenn sie zuvor verehrt worden sind. Den Nutzen von einem Pilgerort kann man nur dann erfahren, wenn man ihn besucht, und wenn man einen Halbgott verehrt, muß man lange warten, bis einem der Wunsch erfüllt wird, doch Heilige wie du, Mein lieber Akrura, können sofort alle Wünsche eines Gottgeweihten erfüllen. Mein lieber Akrura, du bist immer unser Freund und Gönner. Du bist immer bereit, für unser Wohlergehen zu handeln. Deshalb bitte Ich dich, nach Hastinapura zu gehen und dich dort zu erkundigen, wie die Lage der Pandavas aussieht."

Krsna war sehr daran gelegen, etwas über das Schicksal der Söhne Pandus zu erfahren, denn diese hatten schon sehr früh ihren Vater verloren. Da Krsna zu Seinen Geweihten sehr gütig ist, verlangte Ihn danach, zu erfahren, wie es ihnen ging, und so beauftragte Er Akrura, sich nach Hastinapura zu begeben und sich dort nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Krsna sagte weiter: ,,Ich habe gehört, das die jungen Söhne König Pandus, Yudhisthira, Bhima, Arjuna, Nakula und Sahadeva, zusammen mit ihrer verwitweten Mutter der Obhut Dhrtarastras anvertraut wurden, der über ihr Wohlergehen wachen soll. Doch leider mußte Ich auch hören, daß Dhrtarastra nicht nur von Geburt an blind ist, sondern daß er auch eine blinde Zuneigung zu seinem grausamen Sohn Duryodhana hat. Die fünf Pandavas sind zwar die Söhne König Pandus, des Bruders von Dhrtarastra, doch Dhrtarastra ist ihnen wegen seiner eigenen Pläne und Ambitionen nicht wohlgesinnt. Begib dich gütigerweise nach Hastinapura und finde heraus, wie sich Dhrtarastra gegenüber den Pandavas verhält. Wenn Ich dann deinen Bericht erhalten habe, werde Ich Mir überlegen, wie Ich den Pandavas Meine Gunst erweisen kann." Mit diesen Worten trug die Höchste Persönlichkeit Gottes, Krsna, Akrura auf, nach Hastinapura zu fahren. Danach kehrte Er mit Balarama und Uddhava nach Hause zurück.

Hiermit enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum 47. Kapitel des Krsna-Buches: "Krsna erfreut Seine Geweihten".