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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Von Seiner Heiligkeit A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada

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39. Kapitel: Die Gebete Akruras

"Lieber Herr", betete Akrura, "ich erweise Dir meine achtungsvollen Ehrerbietungen, da Du die höchste Ursache aller Ursachen und die urerste unerschöpfliche Persönlichkeit, Narayana, bist. Aus Deinem Nabel wächst eine Lotosblume, und auf diesem Lotos wird Brahma, der Schöpfer dieses Universums, geboren. Weil Brahma die Ursache des Universums ist, bist Du die Ursache aller Ursachen. Aus Deinem Körper gehen alle Elemente der kosmischen Manifestation hervor: Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther, Ego und die gesamte materielle Energie sowie die Natur, die marginale Energie, die Lebewesen, der Geist, die Sinne, die Sinnesobjekte und die Halbgötter, die die Geschehnisse im Kosmos regeln. Du bist die Überseele in allem Existierenden, doch niemand kennt Deine transzendentale Gestalt. Jedes Lebewesen in der materiellen Welt wird von den Erscheinungsweisen der materiellen Natur beeinflußt. Da selbst Halbgötter wie Brahma unter dem Einfluß der materiellen Natur stehen, haben auch sie keine genaue Kenntnis von Deiner transzendentalen Existenz jenseits der kosmischen Manifestation der drei materiellen Erscheinungsweisen. Große Weise und Mystiker verehren Dich als die Höchste Persönlichkeit Gottes, die ursprüngliche Ursache aller Lebewesen, der gesamten kosmischen Manifestation und der Vielzahl der Halbgötter. Sie verehren Dich als den Allumfassenden. Einige der gelehrten brahmanas verehren Dich, indem sie rituelle Zeremonien durchführen und im Namen der Halbgötter verschiedenartige Opfer darbringen. Andere wiederum fühlen sich mehr dazu hingezogen, transzendentales Wissen zu verehren. Sie sind sehr friedvoll, und sie wollen alle materiellen Aktivitäten aufgeben. Sie betätigen sich in der philosophischen Suche nach Dir, was jnana-yoga genannt wird.

Es gibt aber auch Gottgeweihte, die Dich als die Höchste Persönlichkeit Gottes verehren. Sie werden bhagavatas genannt. Wenn sie gemäß allen Vorschriften in den Vorgang des pancaratra eingeweiht worden sind, zeichnen sie ihren Körper mit tilaka und verehren Deine verschiedenen Visnu-murti-Formen. Wieder andere, die Sivaiten, die Anhänger verschiedener acaryas, verehren Dich in der Form Sivas."

In der Bhagavad-gita wird erklärt, daß die Verehrung der Halbgötter eine indirekte Verehrung des Höchsten Herrn ist. Aber eine solche Art der Verehrung kann nicht als orthodox bezeichnet werden, denn der einzige, dem alle Verehrung gebührt, ist der Herr, die Höchste Persönlichkeit Gottes, Narayana. Halbgötter wie Brahma und Siva sind Inkarnationen der materiellen Eigenschaften, die ebenfalls vom Körper Narayanas ausgehen. Vor der Schöpfung existierte niemand außer Narayana, der Höchsten Persönlichkeit Gottes. Die Verehrung der Halbgötter kommt daher nicht der Verehrung Narayanas gleich.

Akrura fuhr fort: "Obwohl diejenigen, die die Halbgötter verehren, ihre Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Halbgott richten, erreicht ihre Art der Verehrung indirekt Dich, denn Du bist die Überseele aller Lebewesen, einschließlich der Halbgötter. Genau wie einige der kleinen Flüsse, die während der Regenzeit von den Bergen fließen, ins Meer gelangen und einige nicht, so mögen Dich einige der Halbgottverehrer erreichen und einige auch nicht. Für ihren Erfolg gibt es keine Gewähr. Er ist ganz allein von der Stärke ihrer Verehrung abhängig."

Gemäß den vedischen Prinzipien führt jemand, der einen bestimmten Halbgott verehrt, gleichzeitig auch ein Ritual für Narayana, Yajnesvara, aus, denn wie in der Bhagavad-gita erklärt wird, können die Halbgötter nicht ohne die Einwilligung Narayanas, Krsnas, die Wünsche ihrer Verehrer erfüllen. Die genauen Worte, die in der Bhagavad-gita gebraucht werden, lauten: mayaiva vihitan hi tan, was bedeutet, daß die Halbgötter nur dann Segnungen gewähren können, wenn sie vom Höchsten Herrn dazu ermächtigt worden sind. Wenn der Verehrer der Halbgötter zur Vernunft kommt, sagt er sich: "Die Halbgötter können nur dann eine Segnung gewähren, wenn sie vom Höchsten Herrn dazu ermächtigt worden sind; warum verehre ich dann nicht direkt den Höchsten Herrn?" Es ist also möglich, daß die Verehrer der Halbgötter letzten Endes zur Höchsten Persönlichkeit Gottes gelangen, doch diejenigen, die den Halbgott, den sie verehren, für das ein und alles halten, können das höchste Ziel nicht erreichen.

Akrura fuhr mit seinen Gebeten fort: "Lieber Herr, die ganze Welt ist erfüllt von den drei materiellen Erscheinungsweisen der Natur — Tugend, Leidenschaft und Unwissenheit. In der materiellen Welt befindet sich jedes Lebewesen, angefangen mit Brahma, bis hinunter zu den bewegungslosen Pflanzen und Bäumen, unter dem Einfluß dieser Erscheinungsweisen. Mein lieber Herr, ich erweise Dir meine achtungsvollen Ehrerbietungen, denn Du befindest Dich jenseits dieser drei Erscheinungsweisen. Du bist der einzige, der nicht von den Wellen dieser Erscheinungsweisen umhergetrieben wird. Mein lieber Herr, das Feuer ist Dein Mund, die Erde bildet Deine Füße, die Sonne ist Dein Auge, der Himmel ist Dein Nabel, und die Himmelsrichtungen sind Deine Ohren. Der Weltraum ist Dein Haupt, die Halbgötter sind Deine Arme, die Ozeane und Meere sind Dein Bauch, die Luft und die Winde sind Deine Kraft und Lebensstärke. Die Pflanzen und Kräuter sind die Haare auf Deinem Körper, die Wolken sind Dein Haupthaar, die Berge sind Deine Knochen und Nägel, und die Tage und Nächte sind das Zwinkern Deiner Augenlider. Prajapati, der Stammvater, ist Dein Genital, und der Regen ist Dein Samen.

Lieber Herr, alle Lebewesen, einschließlich der verschiedenen Kategorien von Halbgöttern, Königen und anderen Herrschern, ruhen in Dir. Weil jeder nur ein winziger Bestandteil des Ganzen ist, kann Dich unmöglich jemand durch experimentelles Wissen verstehen. Deine transzendentale Existenz läßt sich mit einem großen Ozean vergleichen, in dem sich vielerlei Arten von Lebewesen befinden, oder mit der kadamba-Frucht, aus der viele kleine Mücken hervorkommen. Mein lieber Herr, alle Deine ewigen Formen und Inkarnationen, die Du annimmst, erscheinen in der materiellen Welt, um die Lebewesen von ihrer Unwissenheit, ihren Illusionen und ihren Klagen zu befreien. Alle Menschen können daher Deine Inkarnationen und transzendentalen Spiele wertschätzen, und sie werden Deine Taten in Ewigkeit preisen. Niemand kann die Vielzahl Deiner Formen und Inkarnationen ermessen, und ebenso kann niemand die Anzahl der Universen ermessen, die in Dir existieren.

Ich erweise deshalb meine achtungsvollen Ehrerbietungen Deiner Inkarnation als Fisch, in der Du zur Zeit der Vernichtung erschienst, obwohl Du, o Herr, die Ursache aller Ursachen bist. Ich erweise meine achtungsvollen Ehrerbietungen Deiner Hayagriva-Inkarnation, die die beiden Dämonen Madhu und Kaitabha tötete. Ich erweise Dir meine achtungsvollen Ehrerbietungen, der Du die gigantische Schildkröten-Inkarnation annahmst und den großen Berg Mandara auf Deinem Rücken trugst und der Du als Eber-Inkarnation erschienst, um den Erdplaneten aus dem Wasser des Garbhodaka-Ozeans zu retten. Ich erweise Dir, o Herr, meine achtungsvollen Ehrerbietungen, der Du als Nrsimhadeva erschienst und die vielen Gottgeweihten vor den bedrohlichen Greueltaten der Atheisten rettetest. Ich bringe Dir meine achtungsvollen Ehrerbietungen dar, der Du als Vamanadeva erschienst und alle drei Welten mit der Erweiterung Deiner Lotosfüße durchmaßest. Ich erweise Dir meine achtungsvollen Ehrerbietungen, der Du als der Herr der Bhrgus erschienst, um die gottlosen Herrscher der Welt zu töten. Ich erweise Dir meine achtungsvollen Ehrerbietungen, der Du als Sri Rama erschienst, um Dämonen wie Ravana zu vernichten. Du wirst von allen Gottgeweihten als der Herr der Raghu-Dynastie, Sri Ramacandra, verehrt. Ich bringe Dir meine respektvollen Ehrerbietungen dar, der Du als Sri Vasudeva, Sri Sankarsana, Sri Pradyumna und Sri Aniruddha erschienst. Ich bringe Dir meine respektvollen Ehrerbietungen dar, der Du als Buddha erschienst, um die Atheisten und Dämonen zu verwirren. Und ich bringe Deiner Inkarnation als Kalki meine respektvollen Ehrerbietungen dar, die erschien, um die vermeintlichen Könige zu bestrafen, die zur Stufe abscheulicher mlecchas, welche außerhalb aller regulierenden Prinzipien der vedischen Kultur leben, degeneriert waren.

Lieber Herr, jeder in der materiellen Welt wird durch Deine illusionierende Energie bedingt. Mit einer Lebensauffassung unter dem Einfluß falscher Identifizierung und falscher Besitzansprüche bewegt sich das Lebewesen auf dem Pfad der fruchtbringenden Tätigkeiten und ihrer Reaktionen und muß auf diese Weise einen Körper nach dem anderen annehmen. Mein lieber Herr, auch ich bilde unter diesen bedingten Seelen keine Ausnahme. Ich halte mich irrtümlicherweise für glücklich, nur weil ich ein Haus, eine Frau, Kinder, ein Vaterland und Besitz und Reichtümer mein eigen nenne. Auf diese Weise lebe ich wie in einem Traum, denn keines dieser Dinge ist von Dauer. Welch ein Narr ich bin, daß ich immer noch an solchen Vorstellungen hänge und sie für dauerhaft und wirklich halte. Lieber Herr, aufgrund meiner irrtümlichen Auffassung über meine wahre Identität hat sich alles in meinem Leben nur um zeitweilige Dinge gedreht, wie zum Beispiel meinen materiellen Körper, der überhaupt nichts Spirituelles an sich hat, sondern vielmehr die Ursache der verschiedensten leidvollen Zustände ist. Weil ich aufgrund solcher Lebensauffassungen verwirrt bin, beschäftigen sich meine Gedanken immer nur mit materieller Dualität, und ich habe Dich vergessen, der Du die Quelle aller transzendentalen Freude bist. Ich bin fern von Deiner transzendentalen Gemeinschaft, genau wie ein großer Tor, der die Oase, die voller saftiger Pflanzen ist, verläßt, um in der Wüste nach Wasser zu suchen. Die bedingten Seelen möchten ihren Durst stillen, doch sie wissen nicht, wo Wasser zu finden ist. So verlassen sie den Ort, an dem sich die Wasserstelle befindet, und rennen in die Wüste hinaus, wo es kein Wasser gibt. Lieber Herr, ich bin völlig außerstande, meinen Geist zu beherrschen, der von den zügellosen Sinnen umhergetrieben wird und der von materiellen Tätigkeiten und von ihren Früchten bezaubert wird. Deshalb ist meine Intelligenz von großem Geiz besessen. Lieber Herr, niemand, der sich im bedingten Zustand in der materiellen Existenz befindet, vermag Deine Lotosfüße zu erkennen, doch irgendwie durfte ich mich Deinen Lotosfüßen nähern, und dies ist zweifellos Deine grundlose Barmherzigkeit, die Du mir gewährst. Du kannst frei nach Deinem Willen handeln, denn Du bist der höchste Kontrollierende. Deshalb ist mir klar, daß jemand, der sich qualifiziert, vom Kreislauf von Geburt und Tod befreit zu werden, nur durch Deine grundlose Barmherzigkeit weitere Fortschritte machen kann, um einen Geschmack für Deinen grundlosen hingebungsvollen Dienst zu entwickeln."

Akrura fiel dem Herrn zu Füßen und sagte: "Mein lieber Herr, Deine transzendentale ewige Gestalt ist voller Wissen. Einfach indem man seinen Geist auf Deine transzendentale Gestalt richtet, kann man in vollkommenem Wissen alle Dinge verstehen, denn Du bist der Ursprung allen Wissens. Du bist der Allmächtige, der alle verschiedenen Energien besitzt. Du bist das Höchste Brahman und die Höchste Person, der höchste Kontrollierende und der Meister der materiellen Energien. Ich erweise Dir meine achtungsvollen Ehrerbietungen, denn Du bist Vasudeva, der Ruheort der gesamten Schöpfung. Du bist die alldurchdringende Höchste Persönlichkeit Gottes, und Du bist auch die Höchste Seele, die im Herzen eines jeden weilt und jedem Lebewesen Anweisungen zum Handeln gibt. Nun, o Herr, bin ich Dir völlig ergeben. Bitte gewähre mir Deinen Schutz."

Hiermit enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum 39. Kapitel des Krsna-Buches: "Die Gebete Akruras".