38. Kapitel: Akruras Rückreise und
sein Besuch auf Visnuloka in der Yamuna
Nachdem Sri Krsna und Nanda Maharaja Akrura einen
herzlichen Empfang bereitet hatte, zeigten sie ihm seinen
Schlafplatz. Danach nahmen die beiden Brüder, Balarama
und Krsna, Ihr
Abendessen ein, und
Akrura saß
währenddessen auf seinem Bett und dachte darüber nach,
wie all seine Hoffnungen, die er
sich auf dem Weg von
Mathura nach Vrndavana gemacht hatte,
in Erfüllung
gegangen waren. Wenn Sri
Krsna, der Gemahl der
Glücksgöttin, mit Seinem reinen Geweihten zufrieden ist,
erfüllt Er ihm
jeden Wunsch.
Doch ein reiner
Gottgeweihter bittet Krsna niemals um
etwas für sich
selbst.
Nach dem Abendessen gingen Krsna
und Balarama
noch einmal zu Akrura, um ihm
eine gute Nacht zu
wünschen. Dabei erkundigte Sich Krsna
nach Seinem
Onkel Kamsa: "Wie verhält er sich
seinen Freunden
gegenüber?" Er fragte auch, wie es
Seinen Verwandten
gehe und wie die Zukunftspläne des Königs aussähen. Die
Höchste Persönlichkeit Gottes versicherte
dann Akrura
noch einmal, daß sich alle über seinen Besuch
aufrichtig
freuten. Im weiteren Verlauf des Gespräches fragte Krsna,
ob all Seine Verwandten und Freunde wohlauf seien oder
ob ihnen irgendwelche Schwierigkeiten
bereitet würden.
Krsna erklärte, daß Er es sehr
bedauere, Seinen Onkel
mütterlicherseits auf dem Thron des
Königreiches zu
wissen. Kamsa stelle den größten Anachronismus im gesamten System der
Regierung dar, und
solange er
herrsche, sei nicht zu erwarten,
daß es den Bürgern gut
gehe. Dann sagte Krsna: "Mein Vater mußte so viel Leid
ertragen, nur weil Ich sein Sohn
bin. Er verlor um
Meinetwillen sogar seine
vielen anderen Söhne. Ich
schätze Mich sehr glücklich, daß
du, Mein Freund und
Verwandter, hierhergekommen bist. Mein
lieber Freund
Akrura, bitte sage Mir, weshalb du
nach Vrndavana
gekommen bist."
Daraufhin berichtete Akrura, der der
Yadu-Dynastie
angehörte, von den jüngsten Ereignissen in Mathura, unter
anderem von Kamsas Versuch, Vasudeva,
Krsnas Vater,
zu töten. Er erzählte dem Herrn alles, was geschehen war,
nachdem Narada Kamsa enthüllt hatte,
daß Krsna der
Sohn Vasudevas sei und daß dieser Ihn im Hause Nanda
Maharajas versteckt habe. Da Akrura
nun bei Krsna im
Hause Nanda Maharajas war, sagte er offen alles, was er
sonst noch über Kamsa wußte. Er
erzählte, wie Narada
sich mit Kamsa getroffen hatte und
wie er selbst von
Kamsa nach Vrndavana geschickt worden
war. Dazu
berichtete er auch, daß Narada
Kamsa informiert habe,
daß Krsna gleich nach Seiner Geburt
von Mathura nach
Vrndavana gebracht wurde und dort in der Folge alle von
Kamsa ausgesandten Dämonen getötet habe.
Schließlich
teilte Akrura Krsna den
eigentlichen Zweck seines
Kommens mit: Er solle Krsna nach Mathura bringen. Als
Krsna und Balarama, die beide sehr geschickt darin sind,
Ihre Feinde zu töten, auf diese Weise von Kamsas Plänen
hörten, lächelten Sie nur.
Sie baten Nanda
Maharaja, alle Kuhhirtenjungen
einzuladen, mit nach Mathura zu
kommen, um dort der
dhanur-yajna-Zeremonie beizuwohnen,
denn Kamsa
wünsche, daß alle zu dieser Feier kämen. Auf Krsnas Bitte
hin rief Nanda Maharaja sofort alle
Kuhhirtenjungen
zusammen und trug ihnen auf,
frische Milch und die
verschiedensten Arten von Milchzubereitungen mitzunehmen, um sie dann während der
Zeremonie als Geschenk
darzubringen.
Darüber
hinaus ließ
Er dem
Polizeikommandanten von Vrndavana die Anweisung zukommen, allen
Bewohnern von
Kamsas großem
dhanur-yajna zu berichten und sie
einzuladen, daran
teilzunehmen. Er teilte den Kuhhirtenjungen mit, daß sie
alle am nächsten Morgen aufbrechen
würden. Deshalb
trafen sie schnell alle notwendigen
Vorbereitungen und
richteten die Kühe und Stiere her,
die dafür bestimmt
waren, sie alle nach Mathura zu bringen.
Als die gopis erfuhren, daß Akrura
gekommen war,
um Krsna und Balarama
nach Mathura zu holen,
erschraken sie sehr. Einige wurden von solchem Kummer
überwältigt, daß sich ihre Gesichter
schwarz färbten; ihr
Atem ging schwer, und ihre Herzen begannen wie rasend
zu klopfen. Sie bemerkten, wie sich ihr Haar öffnete und
ihre Saris verrutschten. Als einige
gopis, die gerade im
Haushalt beschäftigt waren,
hörten, daß Krsna und
Balarama nach Mathura gehen würden,
ließen sie ihre
Arbeit stehen, als hätten sie alles
vergessen, genau wie
jemand, der vom Tod gerufen wird
und diese Welt
unvermittelt verlassen muß. Wieder andere
fielen beim
Gedanken an die Trennung von Krsna
ohnmächtig zu
Boden. Tiefster Schmerz ergriff die gopis, als sie sich an
Krsnas bezauberndes Lächeln und an ihre Gespräche mit
Ihm erinnerten. Sie alle erinnerten
sich an die anmutige
Erscheinung Krsnas, der Persönlichkeit
Gottes, wie Er
Sich über das Land von Vrndavana
bewegte und wie Er
mit Seinen scherzenden Worten ihre Herzen erobert hatte.
Indem die gopis so an Krsna
und an ihre bevorstehende
Trennung von Ihm dachten, versammelten
sie sich mit
aufgewühltem Herzen, und völlig in
Gedanken an Krsna
vertieft, begannen sie mit
tränenüberströmten Gesichtern
miteinander zu sprechen.
"O Vorsehung, du bist so grausam!
Barmherzigkeit
scheinst du nicht zu kennen. Durch deinen Willen lernen
sich Menschen kennen und werden Freunde, doch du reißt
sie wieder auseinander, ohne ihre
Wünsche zu erfüllen.
Dein Verhalten gleicht dem Spiel von Kindern, das ohne
Sinn ist. Es ist sehr gemein von dir, uns erst den schönen
Krsna zu zeigen, dessen bläuliches,
lockiges Haar Seine
breite Stirn und Seine scharfe Nase
verschönern und der
stets lächelt, um allen Streit in
der materiellen Welt zu
schlichten — und nun trennst du uns wieder von Ihm.
O
Vorsehung, du bist so grausam! Doch
wie erstaunlich es
ist, daß du nun als ,Akrura' erscheinst, was ,nicht grausam'
bedeutet. Anfangs hatten
wir deine Kunstfertigkeit
geschätzt, uns Augen zu verleihen, so daß wir Krsnas liebliches Antlitz betrachten konnten; doch nun versuchst du,
wie ein närrisches
Geschöpf, uns unsere
Augen zu
nehmen, so daß wir Krsna niemals
wieder hier sehen
können. Krsna, der Sohn Nanda
Maharajas, ist ebenfalls
sehr grausam! Ständig muß Er neue
Freunde haben; Er liebt es nicht,
mit jemandem längere Freundschaft zu
halten. Wir gopis von Vrndavana
haben unser Zuhause,
unsere Freunde und unsere Verwandten
verlassen und
sind Krsnas Dienerinnen geworden, doch
Er kümmert
Sich nicht darum und geht einfach
fort. Er schaut uns
nicht einmal an, obwohl wir Ihm völlig hingegeben sind.
Nun werden all die jungen Mädchen
von Mathura die
Gelegenheit haben, mit
Krsna zusammenzusein. Sie
erwarten bestimmt schon Seine Ankunft, und
sie werden
mit Freuden den Honig Seines süßen
Lächelns trinken.
Wir wissen zwar, daß
Krsna sehr standhaft und
entschlossen ist, doch wir müssen befürchten, daß Er Sich
vielleicht nicht mehr beherrschen kann,
wenn Er die
hübschen Gesichter der jungen Mädchen
von Mathura
erblickt. Wir befürchten, daß Er
unter ihre Macht gerät
und uns, die wir nur einfache
Dorfmädchen sind, völlig
vergessen wird. Die Zeit ist vorbei, wo Er uns Seine Gunst
erwiesen hat, und so glauben wir nicht, daß Krsna jemals
wieder nach Vrndavana zurückkehren wird.
Er wird die
Gesellschaft der Mädchen
von Mathura nicht mehr
verlassen."
Die gopis malten
sich aus, welch
großartige
Festlichkeiten in Mathura
stattfinden würden. Krsna
würde durch die Straßen ziehen, und die Damen und die
jungen Mädchen von Mathura würden
auf dem Balkon
ihrer Häuser stehen und Ihm
entgegenblicken. Mathura
wurde von verschiedenen Geschlechtern
bewohnt, die
damals als das
Dasarha-, Bhoja-,
Andhaka- und
Satvata-Geschlecht bekannt waren. All diese Geschlechter
waren verschiedene Zweige derselben
Familie, in der
auch Sri
Krsna erschienen
war, nämlich der
Yadu-Dynastie; und sie alle erwarteten
ebenfalls die
Ankunft Krsnas. Sie hatten bereits in Erfahrung gebracht,
daß Krsna, die Zuflucht der Glücksgöttin und die Quelle
aller Freude und transzendentalen Eigenschaften, die Stadt
Mathura besuchen würde.
Daraufhin begannen die gopis, Akruras
Verhalten
anzuklagen. Sie sagten, daß er
ihnen Krsna wegnehme,
den sie mehr liebten als alles
andere und der die Freude
ihrer Augen sei. Akrura ließe Krsna
aus ihrer Sicht
verschwinden, ohne sie zuerst zu benachrichtigen oder sie
zu trösten. Wie Akrura nur so
herzlos sein könne und
warum er kein Mitleid mit ihnen
habe. Und die gopis
fuhren fort: "Was uns aber am
meisten verwundert, ist,
daß Sich Krsna, der Sohn Nandas, ohne weitere Gedanken
bereits auf die Kutsche gesetzt
hat. Daran kann man sehen, daß Krsna nicht sehr intelligent ist. Doch selbst wenn
Er sehr intelligent sein sollte, so weiß Er zumindest nicht,
wie man sich benimmt. Aber nicht
nur Krsna hat ein
hartes Herz, sondern auch all die
anderen Kuhhirten; sie
sind überhaupt nicht besser, denn sonst
würden sie nicht
schon die Stiere und Kälber einspannen, um nach Mathura
zu fahren. Selbst die älteren Leute von Vrndavana haben
alles Mitgefühl verloren. Sie beachten nicht im geringsten,
wie sehr wir leiden, denn sonst
würden sie Krsna davon
abhalten, nach Mathura zu reisen.
Sogar die Halbgötter
sind gegen uns, denn auch sie hindern Krsna nicht daran,
nach Mathura zu reisen."
Die gopis flehten die Halbgötter
an, irgendwelche
Unwetter zu schicken, wie einen
Hurrikan oder andere
heftige Stürme oder
Regengüsse und Überschwemmungen, so daß Krsna an der Fahrt gehindert würde. Als
auch dies nichts half, sagten sie:
"Wir werden trotz der
Gegenwart unserer Eltern und Behüter
Krsna persönlich
davon abhalten, nach Mathura zu fahren. Uns bleibt keine
andere Möglichkeit als dieser direkte
Schritt, denn alle
haben sich gegen uns gewandt, um uns Krsna zu nehmen.
Ohne Ihn jedoch können wir nicht einen Augenblick lang
leben." Die gopis beschlossen darauf, sich Krsna an einer
Stelle, wo Er mit Seiner Kutsche
durchfahren mußte, in
den Weg zu stellen. Und sie
sagten zueinander: "Wir
haben mit Krsna eine sehr lange
Nacht im rasa-Tanz
verbracht, die uns jedoch so kurz
wie ein Augenblick
erschien. Wir sahen
Sein zauberhaftes Lächeln, wir
umarmten Ihn und sprachen mit Ihm.
Wie könnten wir
auch nur für eine Sekunde
weiterleben, wenn Er uns
verließe? Am Ende des
Tages, wenn der Abend
dämmerte, kehrte Krsna gewöhnlich mit
Seinem älteren
Bruder Balarama und
Seinen Freunden nach Hause
zurück. Er lächelte und spielte auf
Seiner Flöte, und Er
schenkte uns so liebevolle Blicke.
Wie könnten wir Ihn
jemals vergessen? Wie nur könnten wir Ihn vergessen, der
unser ein und alles ist? Er hat uns auf die verschiedenste
Art unsere Herzen gestohlen, während
unserer Tage und
während unserer Nächte; wenn Er nun
einfach weggeht,
können wir unmöglich weiterleben."
Je länger die gopis
miteinander sprachen, desto
unerträglicher wurde es für sie,
daß Krsna Vrndavana
verlassen wollte. Sie konnten ihre
Gefühle nicht mehr
zurückhalten und schluchzten laut auf,
und sie riefen
Krsna bei Seinen
verschiedenen Namen: "O lieber
Damodara! Lieber Madhava!"
Die gopis weinten während der
ganzen Nacht vor
Krsnas Abreise. Als die Sonne aufging, nahm Akrura sein
morgendliches Bad und bestieg die Kutsche. Dann machte
er sich zusammen mit Krsna und Balarama auf den Weg
nach Mathura. Nanda
Maharaja und die Kuhhirten
bestiegen ihre
Ochsenkarren, die
sie mit großen
Tontöpfen beladen
hatten, die
voller Milch und
Milchzubereitungen wie Joghurt und
Butterfett waren,
und sie folgten der Kutsche von Krsna und Balarama. Als
sich die Kutsche in Bewegung
setzte, kamen alle gopis
gelaufen, und obwohl Krsna sie bat,
nicht den Weg zu
versperren, drängten sie sich um die Kutsche und schauten
Krsna mit flehenden Augen an. Krsna
war sehr gerührt
über den mitleiderregenden Anblick der
gopis, doch es
war Seine Pflicht, nach Mathura zu
fahren, da dies von
Narada vorausgesagt worden war. Deshalb tröstete Krsna
die gopis, indem Er ihnen sagte,
sie sollten nicht traurig
sein, denn sobald die Angelegenheiten in Mathura erledigt
seien, komme Er wieder zurück. Aber
die gopis ließen
sich nicht dazu bewegen, den Weg freizugeben.
Die Kutsche jedoch
machte kehrt und fuhr in
westlicher Richtung davon, und die
gopis ließen ihre
Blicke der Kutsche folgen, die sich weiter und weiter entfernte. Sie blickten der Flagge von Krsnas Kutsche nach,
bis sie schließlich in der Ferne nur noch eine Staubwolke
erkennen konnten. Die gopis rührten
sich nicht von der
Stelle, sondern blieben stehen, bis
von Krsnas Kutsche
nichts mehr zu sehen war. So verharrten sie gebannt wie
Gestalten auf einem Gemälde. Alle gopis sagten sich, daß
Krsna so bald nicht zurückkommen werde, und mit tiefer
Enttäuschung im Herzen gingen sie nach Hause. Zutiefst
betrübt über die Abwesenheit Krsnas, konnten sie Tag und
Nacht an nichts
anderes denken
als an Seine
transzendentalen Spiele, und auf diese
Weise fühlten sie
ein wenig Trost.
Begleitet von Akrura und Balarama,
lenkte der Herr
die Kutsche mit großer Geschwindigkeit
dem Ufer der
Yamuna entgegen. Einfach dadurch, daß
man in der
Yamuna ein Bad nimmt, kann man
die Reaktionen auf
seine sündhaften Tätigkeiten
verringern. Krsna und
Balarama stiegen in den Fluß, badeten und wuschen Sich
das Gesicht, und
nachdem Sie ein
wenig vom
kristallklaren Wasser der
Yamuna getrunken hatten,
kehrten Sie zur Kutsche zurück, die
im Schatten eines
hohen Baumes stand, und setzten
Sich wieder auf Ihre
Plätze. Darauf ging Akrura mit Ihrer Erlaubnis gleichfalls
zur Yamuna hinunter, um ein Bad zu nehmen. Wenn man
in einem Fluß badet, sollte man danach, gemäß vedischem
Brauch, mindestens bis zur Hüfte im Wasser stehend, den
Gayatri-mantra chanten. Während Akrura
also im Fluß
stand, sah er plötzlich Krsna und
Balarama vor sich im
Wasser. Er war überrascht, Sie im Fluß zu erblicken, denn
er hätte schwören können, daß Sie auf der Kutsche saßen.
Verwirrt stieg er deshalb aus dem
Fluß und wollte
herausfinden, wo die Jungen nun tatsächlich waren; doch
seine Verwirrung vergrößerte sich nur
noch, als er sah,
daß die beiden wie zuvor immer
noch auf der Kutsche
saßen. Er war sich nicht mehr sicher, ob er Sie tatsächlich
auch im Wasser gesehen hatte, und deshalb ging er zurück
zum Fluß. Diesmal erblickte er dort
nicht nur Balarama
und Krsna, sondern auch
viele Halbgötter und alle
Siddhas, Caranas und Gandharvas. Sie
alle standen vor
dem Herrn, der in liegender Haltung vor ihnen anwesend
war. Akrura
erkannte auch
Sesanaga mit Seinen
Tausenden von Köpfen. Sesanaga trug
bläuliche Gewänder, und Seine vielen Hälse waren weiß, so daß sie an
schneebedeckte Berge erinnerten. Akrura
sah, daß Krsna
in aller Erhabenheit auf Sesanagas
gewundenem Körper
ruhte; Er hatte Seine vierarmige
Gestalt angenommen,
und Seine Augen glichen den
rötlichen Blütenblättern
einer Lotosblume.
Mit anderen Worten, als
Akrura in die Yamuna
zurückkehrte, gewahrte er Balarama als
Sesanaga und
Krsna als Maha-Visnu. Akrura sah
die Höchste Persönlichkeit Gottes in Ihrer vierhändigen Gestalt. Der Herr
lächelte lieblich, und Seine Gegenwart
bezauberte alle,
und Er ließ über jeden der
Anwesenden Seinen Blick
streifen. Sein Antlitz erstrahlte vor Schönheit, mit Seiner
markanten Nase,
Seiner breiten
Stirn, Seinen
wohlgeformten Ohren und Seinen rötlichen Lippen. Seine
Arme, die bis an die Knie
reichten, waren sehr stark;
Seine Schultern waren hoch, Seine
Brust war sehr breit
und wie eine Muschel geformt; Sein Nabel war tief, und
Seinen Bauch zeichneten drei Linien.
Seine Hüfte war
breit und groß und ähnelte der
einer Frau, und Seine
Schenkel glichen Elefantenrüsseln. Auch
die anderen
Teile Seiner Beine, die Gelenke und
die Glieder Seiner
Füße, waren alle vollkommen in
ihrer Form; die Nägel
Seiner Füße funkelten, und Seine
Zehen waren so schön
wie die Blütenblätter einer Lotosblume. Der Helm, den Er
trug, war mit kostbaren Juwelen
besetzt; ein hübscher
Gürtel umschlang die Taille, und um
die mächtige Brust
trug Er die heilige
Schnur. Seine Handgelenke und
Oberarme wurden von Reifen geschmückt, und an Seinen
Fußgelenken trug Er Glöckchen. Maha-Visnu
war von
strahlender Schönheit, und Seine
Handflächen glichen
Lotosblüten. Seine Schönheit erhöhte sich noch zusätzlich
durch die verschiedenen Symbole der Visnu-murti — das
Muschelhorn, die
Keule, das
Feuerrad und die
Lotosblume —, die Er in Seinen vier Händen hielt. Seine
Brust zeichneten die besonderen Merkmale
Visnus, und
frische Blumengirlanden umkränzten Seinen
Hals. Sein
ganzer Anblick bot eine
unvergleichliche Schönheit.
Akrura sah auch, daß
der Herr von Seinen
engen
Geweihten, wie den vier Kumaras
—Sanaka, Sanatana,
Sananda und Sanatkumara —, und von anderen Gefährten
wie Sunanda und Nanda sowie auch von Halbgöttern wie
Brahma und Siva umgeben wurde. Die
neun großen
Weisen waren ebenfalls anwesend, und Gottgeweihte wie
Prahlada, Narada und die acht Vasus waren darin vertieft,
dem Herrn mit lauterem Herzen und
reinen Worten
Gebete darzubringen. Beim Anblick der transzendentalen
Persönlichkeit Gottes wurde Akrura von
einem Gefühl
größter Hingabe überwältigt, und ein
transzendentales
Zittern durchlief seinen ganzen Körper. Obwohl er zuerst
verwirrt war, erlangte er sein
klares Bewußtsein wieder
und verneigte sein Haupt vor dem Herrn. Dann brachte er
dem Herrn mit gefalteten Händen und
bebender Stimme
seine Gebete dar.
Hiermit
enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum 38. Kapitel des Krsna-Buches:
"Akruras Rückreise und sein Besuch auf Visnuloka in der Yamuna".