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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Von Seiner Heiligkeit A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada

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21. Kapitel: Krsnas Flötenspiel bezaubert die gopis


Krsna freute Sich sehr an der Atmosphäre des Waldes, in dem die Blumen farbenprächtig blühten und die Bienen und Drohnen vergnügt umhersummten. Die Vögel, Bäume und Zweige des Waldes sahen alle sehr glücklich aus, während Krsna, der von Sri Balarama und den Kuhhirtenjungen begleitet wurde, die Kühe hütete, und in dieser Szene begann Krsna, auf Seiner transzendentalen Flöte zuspielen. Die gopis in Vrndavana, die Krsnas Flöte vernahmen, erinnerten sich bei diesem Klang an Ihn, und sie erzählten sich gegenseitig, wie schön Krsna auf der Flöte spielte. Als die gopis die süßen Töne von Krsnas Flöte beschrieben, erinnerten sie sich auch an ihre Begegnungen mit Ihm; dadurch wurden sie ganz verwirrt, und sie waren nicht mehr imstande, passende Worte zu finden, um die wunderbaren Klangschwingungen zu beschreiben. Während sie miteinander über die transzendentalen Klänge sprachen, erinnerten sie sich daran, wie Krsna gekleidet und geschmückt war: Er trug eine Pfauenfeder im Haar, genau wie ein Tänzer, und hatte Sich blaue Blumen hinter das Ohr gesteckt. Sein Gewand leuchtete goldgelb, und Er trug eine vaijayanti-Girlande um den Hals. Auf diese Weise gekleidet, wirkte Krsna auf alle anziehend, und Er füllte die Tonlöcher Seiner Flöte mit dem Nektar, der von Seinen Lippen strömte. Die gopis erinnerten sich an Ihn, wie Er den Wald von Vrndavana betrat, der immer von Seinen Fußspuren und denen Seiner Gefährten verherrlicht wird.

Krsna spielte Seine Flöte mit unvorstellbarer Meisterhaftigkeit, und die gopis wurden von den Klängen der Flöte bezaubert, die nicht nur auf sie eine Anziehungskraft ausübten, sondern auch auf alle anderen Lebewesen, die sie vernahmen. Eine der gopis sagte zu ihren Freundinnen: "Die höchste Vollkommenheit der Augen ist es, Krsna und Balarama zu sehen, wie Sie gerade den Wald betreten und auf Ihren Flöten spielen, während sie gemeinsam mit Ihren Freunden die Kühe hüten."

Diejenigen, die Krsna fortwährend in transzendentaler Meditation innerlich und äußerlich sehen, indem sie daran denken, wie Er auf Seiner Flöte spielt, den Wald von Vrndavana betritt und zusammen mit den Kuhhirtenjungen die Kühe hütet, haben tatsächlich die Vollkommenheit des samadhi erreicht. Samadhi (Trance) bedeutet, daß alle Sinnesaktivitäten auf ein bestimmtes Objekt konzentriert sind, und die gopis weisen hier darauf hin, daß die Spiele Krsnas die Vollkommenheit der Meditation und des samadhi darstellen. In der Bhagavad-gita wird bestätigt, daß derjenige, der immer in Gedanken an Krsna versunken ist, als der höchste aller yogis angesehen werden muß.

Eine andere gopi war der Meinung, daß Krsna und Balarama, wenn Sie die Kühe hüteten, Schauspielern glichen, die sich für ihren Bühnenauftritt bereit machen. Krsna war in leuchtend gelbe Gewänder gekleidet, Balarama in blaue, und in Ihren Händen hielten Sie frische Zweige eines Mangobaumes, Pfauenfedern und Blumensträuße. Sie trugen Girlanden aus Lotosblumen um den Hals, und manchmal sangen Sie mit melodischer Stimme in der Gemeinschaft Ihrer Freunde. Eine gopi fragte ihre Freundin: "Wie kommt es nur, daß Krsna und Balarama so schön aussehen?" Eine andere gopi sagte: "Liebe Freundinnen, wie sollten wir jemals Seine Bambusflöte verstehen können? Welch fromme Werke die Bambusflöte vollbracht haben muß, daß sie nun den Nektar der Lippen Krsnas genießen darf!" Krsna küßt manchmal die gopis; daher ist der transzendentale Nektar Seiner Lippen nur ihnen allein zugänglich, und Seine Lippen werden als ihr Eigentum angesehen.

Die gopis fragten sich also: "Wie nur ist es möglich, daß die Flöte, die nichts als ein Bambusrohr ist, immerzu den Nektar von Krsnas Lippen genießen darf? Weil die Flöte im Dienst des Höchsten Herrn beschäftigt ist, müssen auch die Mutter und der Vater der Flöte sehr glücklich sein." Die Seen und Flüsse werden als die Mütter der Bäume betrachtet, weil die Bäume nur von ihrem Wasser leben. Deshalb war das Wasser der Seen und Flüsse Vrndavanas voll von glücklichen Lotosblumen, denn das Wasser dachte: "Wie kommt es nur, daß unser Sohn, der Bambusstab, den Nektar von Krsnas Lippen genießt?" Die Bambusbäume am Ufer der Flüsse und Seen waren ebenfalls glücklich, ihren Abkömmling auf diese Weise im Dienst des Herrn beschäftigt zu sehen, genau wie sich auch ein fortgeschrittener Transzendentalist freut, wenn er sieht, daß sich seine Nachkommen im Dienst des Herrn betätigen. Die Bäume waren alle von Freude überwältigt und lieferten ständig Honig, der aus den Bienennestern troff, die in ihren Zweigen hingen.

Manchmal sprachen die gopis mit ihren Freundinnen folgendermaßen über Krsna: "Liebe Freundinnen, unser Vrndavana verkündet die Herrlichkeit der gesamten Erde, denn dieser Planet ist durch die Abdrücke der Lotosfüße des Sohnes von Devaki geheiligt. Und wenn Govinda auf Seiner Flöte spielt, werden die Pfauen auf der Stelle wie verrückt. Und wenn die Tiere, Bäume und Pflanzen auf dem Govardhana-Hügel und in seiner Umgebung dann die tanzenden Pfauen erblicken, verharren sie in ihren Bewegungen und lauschen mit großer Aufmerksamkeit dem transzendentalen Klang der Flöte. Wir glauben nicht, daß diese Segnung auf irgendeinem anderen Planeten erhältlich ist." Obwohl die gopis einfache Kuhhirtenfrauen und -mädchen waren, besaßen sie Wissen über Krsna. Auf dieselbe Weise kann jeder die höchsten Wahrheiten erkennen, wenn er einfach nur aus autorisierten Quellen über die Veden hört.

Eine andere gopi sagte: "Meine lieben Freundinnen, seht nur die Rehe! Obwohl sie unwissende Tiere sind, haben sie sich dem Sohne Maharaja Nandas, Krsna, genähert. Sie fühlen sich nicht nur zu Krsnas und Balaramas Gewändern hingezogen, sondern bringen dem Herrn, sowie sie Sein Flötenspiel hören, gemeinsam mit ihren Gatten ihre respektvollen Ehrerbietungen dar, indem sie Ihn mit großer Zuneigung anschauen." Die gopis beneideten die Rehe, weil die Rehe in der glücklichen Lage waren, Krsna gemeinsam mit ihren Ehemännern zu dienen. Sie selbst hielten sich nicht für so begünstigt, denn immer, wenn sie zu Krsna gehen wollten, waren ihre Ehemänner sehr unzufrieden.

Eine andere gopi sagte: "Liebe Freundinnen, Krsna ist so schön gekleidet, daß es so scheint, als ob Er die Frauen dazu ermuntere, verschiedene Zeremonien durchzuführen. Sogar die Frauen der Halbgötter fühlen sich zum transzendentalen Klang Seiner Flöte hingezogen. Obwohl sie mit ihren Himmelsflugzeugen in der Luft umherreisen und dabei das Zusammensein mit ihren Ehemännern genießen, werden sie sofort verwirrt, wenn sie die Töne von Krsnas Flöte vernehmen. Ihr Haar löst sich, und ihre enganliegenden Kleider lockern sich." Die transzendentalen Klänge von Krsnas Flöte drangen also in alle Winkel des Universums. Auch ist es von Bedeutung, daß die gopis über die verschiedenen Flugzeuge, die am Himmel flogen, Bescheid wußten.

Wieder eine andere gopi sagte zu ihren Freundinnen: "Meine lieben Freundinnen, auch die Kühe sind ganz bezaubert, wenn sie den transzendentalen Klang von Krsnas Flöte hören. Diese Töne erscheinen ihnen wie ein Strom von Nektar, und sie richten sogleich ihre langen Ohren auf, um den flüssigen Nektar der Flötenklänge aufzufangen. Und die Kälber stehen zwar noch bei ihren Müttern und halten die Zitzen im Mund, aber sie sind nicht imstande, die Milch zusaugen. Sie sind wie erstarrt vor Hingabe, und Tränen rollen aus ihren Augen, die deutlich zeigen, mit welcher Liebe sie Krsna im Herzen umarmen." All das deutet darauf hin, daß selbst die Kühe und die Kälber in Vrndavana so erhaben waren, daß sie nach Krsna weinten und Ihn im Innersten ihres Herzens umarmten. Tatsächlich kann die Zuneigung im Krsna-Bewußtsein im Vergießen von Tränen gipfeln.

Eine jüngere gopi sagte zu ihrer Mutter: "Liebe Mutter, die Vögel, die alle Krsna beim Flötenspielen zuschauen, sitzen auf den Zweigen und Ästen der Bäume und zeigen große Aufmerksamkeit. An ihrem Aussehen kann man erkennen, daß sie alles vergessen haben und nur noch Krsnas Flöte zuhören. Das zeigt, daß sie keine gewöhnlichen Vögel sind. Sie sind große Weise und Gottgeweihte, und nur um Krsnas Flöte zuhören, sind sie im Wald von Vrndavana als Vögel erschienen." Alle großen Weisen und Gelehrten befassen sich mit dem vedischen Wissen, aber was die Essenz des vedischen Wissens ist, wird in der Bhagavad-gita beschrieben: vedais ca sarvair aham eva vedyam. Das Studium der Veden muß dazu führen, daß man Wissen über Krsna erlangt. Aus dem Verhalten der Vögel wurde deutlich, daß es sich bei ihnen um große Gelehrte der Veden handelte, die alle Zweige des vedischen Wissens zurückgewiesen hatten, um sich ausschließlich Krsnas transzendentalem Flötenspiel zuzuwenden.

Als auch die Yamuna, die sich danach sehnte, Krsnas Lotosfüße zu umarmen, den transzendentalen Klang von Krsnas Flöte vernahm, zügelte sie sogleich ihre reißenden Wellen und floß sehr friedlich dahin, und sie hielt Lotosblumen in ihren Händen, um diese Blumen in tiefer Zuneigung Mukunda darzubringen.

Die glühende Hitze der Herbstsonne wurde manchmal unerträglich, und deshalb sammelten sich die Wolken aus Zuneigung über Krsna und Balarama und Ihren jungen Freunden, während diese auf Ihren Flöten spielten. Die Wolken dienten als schattenspendende Schirme über Ihren Köpfen, weil sie Krsnas Freundschaft gewinnen wollten. Auch die sittenlosen Eingeborenenmädchen fühlten sich völlig befriedigt, wenn sie sich ihr Gesicht und ihre Brüste mit dem Staub von Vrndavana einrieben, der sich durch die Berührung mit Krsnas Lotosfüßen rötlich gefärbt hatte. Die Eingeborenenmädchen hatten volle Brüste, und dazu waren sie auch sehr lustvoll, aber wenn ihre Liebhaber ihre Brüste berührten, bereitete ihnen das kein sehr großes Vergnügen. Wenn sie jedoch in den Wald von Vrndavana gingen, sahen sie, daß sich dort, wo Krsna vorbeizog, einige Blätter und Pflanzen rötlich färbten, weil kunkuma-Puder von Seinen Lotosfüßen fiel. Die gopis hatten Seine Lotosfüße an ihre Brüste gedrückt, die ebenfalls mit kunkuma-Puder eingerieben waren, doch wenn Krsna mit Balarama und Seinen jungen Freunden im Wald von Vrndavana umherstreifte, fiel dieses rötliche Puder auf den Waldboden. Sowie die lustvollen Eingeborenenmädchen, die ihre Blicke auf den flötespielenden Krsna richteten, den roten kunkuma entdeckten, nahmen sie ihn vom Boden auf und rieben ihn sich über Gesicht und Brüste. Auf diese Weise wurden sie vollkommen zufriedengestellt, wohingegen sie nicht befriedigt waren, wenn ihre Liebhaber ihre Brüste berührten. Alle materiellen lustvollen Verlangen können augenblicklich gestillt werden, wenn man mit dem Krsna-Bewußtsein in Berührung kommt.

Eine andere gopi pries die einzigartige Stellung des Govardhana-Hügels: "Wie gesegnet der Govardhana-Hügel ist! Er genießt das Zusammensein mit Krsna und Balarama, die oft über ihn wandern. So wird der Govardhana-Hügel immer von den Lotosfüßen des Herrn berührt, und weil er Krsna und Balarama so dankbar ist, läßt er die verschiedensten Arten von Früchten, Wurzeln und Kräutern wachsen und füllt seine Seen mit äußerst wohltuendem, kristallklarem Wasser. So bringt er dem Herrn seine Geschenke dar." Das beste Geschenk jedoch, das der Govardhana-Hügel anbot, war das frische Gras für die Kühe und Kälber. Der Govardhana-Hügel wußte den Herrn zu erfreuen, indem er dessen liebste Gefährten, die Kühe und Kuhhirtenjungen, erfreute.

Wenn Krsna und Balarama auf Ihren Flöten spielend durch den Wald von Vrndavana ziehen und mit allen sich bewegenden und sich nicht bewegenden Lebewesen enge Freundschaft schließen, dann, so sagte eine gopi, zeige sich alles von seiner schönsten Seite. Wenn Krsna und Balarama auf Ihren transzendentalen Flöten spielten, verharrten die sich bewegenden Geschöpfe regungslos, und die sich nicht bewegenden Geschöpfe, wie die Bäume und Pflanzen, begannen vor Ekstase zuzittern.

Krsna und Balarama trugen wie gewöhnliche Kuhhirtenjungen Stricke zum Binden der Kühe über den Schultern und in den Händen. Bevor die Jungen die Kühe melkten, banden sie ihnen nämlich die Hinterbeine mit einem kurzen Seil zusammen. Solche Seile hatten die Jungen fast immer über den Schultern hängen, und sie fehlten auch nicht auf den Schultern von Krsna und Balarama. Obwohl Sie die Höchste Persönlichkeit Gottes waren, verhielten Sie Sich genau wie Kuhhirtenjungen, und dies war der Grund, warum alles so unbeschreiblich wunderbar und anziehend aussah. Während Krsna dabei war, die Kühe im Wald von Vrndavana oder auf dem Govardhana-Hügel zu hüten, waren die gopis im Dorf stets in Gedanken bei Ihm, und sie sprachen miteinander über Seine verschiedenen Spiele. Das ist das vollkommene Beispiel für Krsna-Bewußtsein: auf irgendeine Weise immer in Gedanken an Krsna versunken zusein. Jede Handlung der gopis war ein eindrucksvolles Beispiel für diese Vollkommenheit, und deshalb erklärte Sri Caitanya, daß niemand den Herrn auf bessere Weise verehren könne als die gopis. Die gopis waren nicht in hochgestellten brahmana- oder ksatriya-Familien geboren worden; sie stammten aus Familien von vaisyas, aber nicht aus reichen Kaufmannsgeschlechtern, sondern einfach aus Familien von Kuhhirten. Sie waren auch keine großen Gelehrten, obwohl sie von den brahmanas, den Autoritäten des vedischen Wissens, in allen wichtigen Bereichen des Wissens unterrichtet worden waren. Der einzige Wunsch der gopis war es, immer in Gedanken bei Krsna zu sein.

Hiermit enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum 21. Kapitel des Krsna-Buches: "Krsnas Flötenspiel bezaubert die gopis".