Editorial by Acchedya das
Liebe Freunde, Gottschwestern und Gottbrüder,
Wir verstehen uns halt nur als Medium der Anregung in Euren Diensten; es liegt auch viel bei Euch, ob wir gemeinsam etwas Schönes auf die Beine bekommen, um unseren spirituellen Meister zu erfreuen!
Ich weiß natürlich auch, wie schwer es vielen von uns fällt, wieder Vertrauen zu den alten Gottgeschwistern zu gewinnen. Aber meine Frage lautet: Ist ein Leben so viel besser ohne Euch, ein Leben, das uns doch ein wenig trennt von unseren alten Idealen und unseren Erkenntnissen, eine bessere Zukunft zu schaffen im Jetzt! Ich selbst habe auch lange gerungen mit mir, ob es denn überhaupt opportun und angesagt ist, wieder Kontakte zu knüpfen zur Vergangenheit. Nachdem viele Jahre ins Land zogen und ich auch nicht viel glücklicher wurde ohne den besagten Kontakt zu den Gottgeweihten (was nicht heißen soll, daß ich ein unglücklicher und verhärmter Mensch bin) - so ist es aber scheinbar doch so, daß mir etwas fehlte, und dies war schlicht und ergreifend der Kontakt zu ein paar lieben Seelen, die man auch landläufig als erwachte Spiritualisten bezeichnen dürfte!
Eine Seele im Lärm der Welt
Im Grunde habe ich genug Kontakt zu Freunden aus meiner Vor-Devoteezeit; viele meiner alten Freundschaften habe ich wiederbelebt, und seit 1973, als ich in den Hamburger Tempel Kapitelbuschweg übersiedelte, sind viele im Business oder im Show- und Musikgeschäft weiter vorangekommen, sind ernsthafte Künstler geworden, und wieder andere sind in die grüne Kommunalpolitik gegangen, sind Stadt- und Landräte geworden. Mit allen habe ich in den letzten Jahren wieder viel zu tun bekommen, und es sind doch einige gute Seelen darunter, mit denen die Arbeit an gesellschaftspolitischen Veränderungen Spaß macht! Und doch stellen diese sozialen Kontakte nicht gänzlich zufrieden, manch guter Kontakt zu devotees is einfach wertvoller und liebevoller gewesen.
Es erscheint mir oft, als verbinde uns doch mehr als wir zu glauben bereit sind, jedenfalls empfinde ich oft so. Wie oft gehen vor meinem inneren Auge die Zeiten in den Siebzigern vorüber, als ich voll Enthusiasmus die ersten deutschen Bhagavad-gitas verteilte, wie im Traum durch die Einkaufszentren pflügte, und jeden, der offen erschien, überzeugen konnte, dieses wichtige Buch doch einmal mitzunehmen und zu lesen! - Oder meine Zeiten als Tempelkoordinator, als ich mich von morgens um drei bis spät in die Nacht hinein in Bliss um alle Belange der Lieben um mich herum kümmerte - oder die nektargleiche Zeit mit meinem verehrten Gottbruder Astaratha Prabhu als Pujari, als ich viel Demut lernen konnte und mußte. Nie konnte ich diese Zeit vergessen; sie ist das innere Heiligtum meines seelischen Tempels.
Diese so vielen witzigen und guten Erinnerungen wiegen viel mehr als der ganze schmutzige Politfilm, der ab 1978 über uns hereinbrach. Ich war wohl auch zu blauäugig und zu idealistisch, um zu begreifen, was nach dem Tode Prabhupadas in ISKCON für ein Wind zu wehen begann; ich merkte nur, daß es meine Zeit war, nach einer Veränderung zu suchen.
Es ist besser, offen zu tadeln, als heimlich Haß zu tragen. - Jesus Sirach
Und ich darf mich auch nicht beklagen, denn ich bin gesund - soweit - habe meinen Glauben nicht verloren, liebe Krishna, soweit in meinen Kräften vorhanden, und achte Srila Prabhupadas Mission mehr denn je als das Beste, was mir hätte in diesem Leben zustoßen können!
The Sweet Lord's League of Devotees
Das ist auch der Grund, warum ich gern an diesem Rundbrief mitarbeiten möchte. Ich denke, es ist ja doch der kleinste Nenner, auf den man zu einigen sich imstande fühlen sollte!
Wenn wir schon so viele Interessen und Aktivitäten haben, die verhindern, daß wir mehr zusammenkommen und -wirken können, so finde ich, daß die Idee des VAISHNAVA-FORUMS "just pretty" ist - ein Platz halt, ein Marktplatz der Gefühle, könnte man sagen; wir müssen lernen, uns zu öffnen und zu geben; dann kann für uns alle dies ein Ort der Inspiration und der aktiven Liebe zu Prabhupada darstellen. Und so wie die Sonne uns wärmt und uns Liebe beweist, so wird Sweet Lord Govinda unter uns weilen und uns wärmen mit Seiner ans Herz gehenden Gefühlswelt, die man nur findet in der Gemeinschaft mit devotees, die sich spirituell behandeln als wertvolle Seelen, und als der Kreis von Erwählten, die an der nektargleichen Frucht von Krishnas Zuneigung schlecken dürfen.
Zwanglos möchte ich, wenn überhaupt, Ideen und Meinungen mit Gottbrüdern, die den Namen verdienen, austauschen, über Wünsche sprechen und schreiben, wenn möglich, irgendwo helfen - oder es gibt doch so viel, was zusammen zu erleben und zu empfinden es sich lohnt. "Zusammen" als Erweiterung von "allein" genießen ist halt eine Form der Erkenntnis, vielleicht keine große, aber eine schöne, gefühlsbetonte, mir liebe Form!
Ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean an Wille und Verstand. - Blaise Pascal
Nein aber, oder doch, nun ja, ich denke, worum es mir geht, ist den ganz persönlichen Aspekt wieder hervorzuheben im Umgang mit anderen Seelen, und deshalb wäre es zu prüfen, meine ich, ob es nicht unter Umständen ganz interessant wäre, wieder an gewissen Dingen mit Menschen zu arbeiten, die Srila Prabhupada weiterhin als ihren spirituellen Meister akzeptieren. Und weiterhin finde ich auch, daß wir ältere devotees dazu beitragen könnten, uns, obwohl wir alle verschieden ticken, irgendwie doch alle in Srila Prabhupadas Mission zu beschäftigen, indem wir uns als innovativ und experimentierfreudig dem Problem der geistigen Enge annehmen. Wenn nicht wir, wer dann sonst? Wir sind Srila Prabhupadas Kinder - uns, ob wir nun innerhalb oder außerhalb der Tempel wohnen, ist die Aufgabe gestellt, es zu meistern, vielleicht auf unsere ganz ureigene Art, vielleicht nicht immer auf die Art und Weise, die uns von außen vorgesetzt wird,
Aber darum geht es ja nicht. Selbst wenn die Welt nicht durch den dhoti zu Krishna kommt, sondern z.B. durch die Musik und die Lieder eines George Harrison, dann ist das doch auch o.k., maybe even wunderbar. Ich sehe darin doch nur die unendliche Güte Sri Krsnas, allen die Türen aufzumachen, die sich Ihm zu Füßen legen. Und daß es sogar im Sinne unseres spirituellen Meisters wäre, ist ja unbestritten. Ich hätte gern einen älteren Gottbruder als Weggefährten und weisen Führer im Format eines George Harrison!
Liebe Geschwister, machen wir uns doch einmal frei von vergangenen Vorstellungen, die wie so vieles immer befrachtet sein werden mit negativen Erfahrungen und falschen Vorstellungen. Was wir brauchen um das Gesicht der Welt zu verändern ist ein neuer, frischer Spirit; etwas Kreatives und innovatives gilt es zu schaffen. Es gilt die Initiative wieder zu gewinnen. Ein wesentlicher Aspekt unserer zukünftigen Erfolge wird davon abhängen.
Das war auch der Grund der mich beflügelte, meine Gedanken und Gefühle zu veröffentlichen. Ich sehe in unserem Projekt "Vaishnava Forum" die richtige Antwort auf unseren Wunsch wieder mehr Kontakt miteinander zu haben!
Ob es nun über brennende Themen wie Kinder im Krsnabewußtsein und Kids in der Schule, Erziehung ganz allgemein, Eheberatung oder Haushältertum als Grundstein einer jeder Gesellschaft geht. Oder um Aspekte des erneuten Zusammenwirkens, oder warum ein Zusammenwirken aus welchen Gründen auch immer für viele von uns nicht mehr aktuell oder möglich erscheint
So möchten wir zu vielen Dingen, die die Devotees beschäftigen, Stellung nehmen. Unsere League of Devotees ist im Grunde nur eine weitere Form sich zu treffen und Gemeinschaft zu pflegen. Ein Club der Gottgeweihten, der zu aktuellen Themen der Zeit Stellung nehmen möchte. Und auch bereit ist, über kontroverse Themen zu diskutieren.
Zum Beispiel:
Welche
Rolle nimmt im Jahr 2ooo die Frau in Iskcon ein?
Wie
könnte eine harmonische Familienplanung aussehen?
Was
sollten Eltern wissen, die ihre Kids (speziell Boys) dem Headmaster
der Mayapur Gurukula anvertrauen?
Ist
die bemannte Landung im Milchozean möglich, oder ist das ganze
als kosmischer Witz zu verstehen?
Müssen
wir maybe umdenken in vielerlei Hinsicht?
Oder
wie ist ein Minimieren der Scheidungsrate zu erreichen?
Dieses und noch viel mehr,- meinen wir von der League of Devotee,- muß nicht verdrängt und totgeschwiegen werden, sondern aufgearbeitet und in's Lot gebracht werden. Denn nur wenn unsere Bewegung sich rein hält (im wahrsten Sinne des Wortes), besteht für sie eine Überlebenschance und wird erst richtig attraktiv für Menschen mit moralischen Ansprüchen und Einfluss!
Unser geistiger Meister Srila Prabhupada setzte ja große Hoffnung in uns. Mögen wir lernen, zusammen aus dem Samen einen Baum zu züchten. Wie wir maybe wissen kann das nur wirklich passieren wenn wir akzeptieren, dass ein großer Baum viele Zweige und Verästelungen hat und auch braucht zum Leben! Ich habe diesen Punkt ja schon im letzten Magazin angerissen und meine, daß dies Bewußtsein bei einer erweiterten Sichtweise der Vaishnava-Wertgemeinde auch wirklich notwendig ist oder wird. Srila Prabhupada hat uns meine ich zugetraut, daß wir gegen alle Widrigkeiten des materiellen Daseins kämpfend doch letztlich den Sieg davontragen könnten in dem wir lernen besser zu kooperieren.
Siehe dazu Srila Prabhupada "on Cooperation again"
"I am very sorry that Satyavrata has left us on some petty sentimental
thing. Please ask him to come back and excuse me if I have Struck
his sentiments"
Letter to Rayarama, 1.11/68
"Dissagreement
may be there, but there should be no dissention"
Letter toUmapatJ, 30.5/68
"You are all limbs of my body. Unless
you cooperate my life will be useless"
Letter to Brahmananda, 17.7/68
Man muß nicht unbedingt das Licht des anderen ausblasen, um das eigene leuchten zu lassen. Chanakya Pandit
Und ich finde, was zu tun ist und was es wert sei spielt kaum eine Rolle. Ich für meinen Teil möchte mit diesen krankmachenden Vorurteil aufräumen das nur gewisse Aktivitäten viel wert seien (z.B. Buchverteilung, Buchdruck, Finanzbeschaffung und P. R.) und andere, weniger auffallende, weniger leuchtende und im Rampenlicht stehende Dienste abwertend beurteilt wurden,- wie ein jeder weiß. Ich sage, alle Dienste sind gleich wertvoll - im Angesicht Krsnas.
Und nur mißverstandene Philosophie und Hauspolitik plus der Wunsch nach Machterhaltung Einiger ist schuld daran, daß wir eine zerrissene Gemeinde darstellen. Und das war sicher nicht im Sinne Prabhupadas. Ich weiß, daß was in den letzten Zeilen steht sehr kontrovers aufgenommen wird, aber es belastet mein Herz und meine Gedanken. Und so meine ich: Nicht Friede, Freude, Butterkuchen sind der Weg, sondern das ehrliche Aufarbeiten von Sorgen, die viele von uns belasten.
Geständnisse erleichtern die Seele, aber sie erschweren die Karriere.
Man hat nur etwas mit jemandem zu tun, mit dem man etwas zu tun hat.Treue bedeutet nicht, immer dazubleiben,
sondern immer wiederzukommen.
So, und nun zur Versöhnungsfrage. Die, die es angeht, wissen was ich meine. Wir hatten also genug Zeit unsere Wunden zu lecken, einigen etwas Gutes, anderen etwas Böses zu wünschen. Auch hatten wir genügend Zeit uns in Selbstmitleid zu ertränken! Wir wollen also nicht mehr darüber streiten, wie das Kind in den Brunnen gefallen ist sondern lernen es vor dem Ertrinken zu retten. Das ist es, was Acchedya Das von Srila Prabhupada zu channeln weiß.
Alles Alte, soweit es Anspruch darauf hat, wollen wir lieben. Aber für das Neue wollen wir leben.
Euer Diener Acchedya Das
HARE
KRISHNA, HARE KRISHNA, KRISHNA KRISHNA, HARE HARE,
HARE RAMA, HARE RAMA, RAMA RAMA, HARE HARE.