BTG Artikel Hamburg 1972
- Yoga und der Meister des Yoga
-
- Dummköpfe und Faulenzer -
- Die Lehre der Veden -
Yoga und der Meister
des Yoga
von A.C.
BHAKTIVEDANTA SWAMI
Yoga ist das verbindende Glied zwischen der Seele und der Überseele, zwischen dem Höchsten Lebewesen und den winzigen Lebewesen. Sri Krishna ist dieser Höchste, der personen-hafte Gott. Da Er das endgültige Ziel des Yoga ist, ist Krishnas Name Yogesvara, der Meister des Yoga.
Zum Schluß der Bhagavad Gita wird gesagt: 'Wo Krishna ist und wo Arjuna ist, der größte der Bogenschützen, dort ist ohne Zweifel auch der Sieg zu finden.'
Die Bhagavad Gita ist eine von Sanjaya, dem Sekretär von Maharaja Dhritarashtra gesprochene Erzählung. Das kann man mit Radiowellen vergleichen: das Spiel findet im Auditorium statt, aber man kann es auch in seinem Zimmer hören. Und so gab es, genauso wie wir jetzt solche mechanischen Einrichtungen haben, zu jener Zeit ebenfalls gewisse Einrichtungen, obwohl es keine Maschinen gab. Trotzdem aber konnte der Sekretär Dhritarashtras wahrnehmen, was sich auf dem Schlachtfeld abspielte. Er befand sich im Palast und beschrieb das alles dem Maharaja Dhritarashtra, der blind war. Und so kam Sanjaya zu der Schlußfolgerung, daß Krishna die Höchste Gestalthafte Gottheit ist.
Wenn die Ausübung des Yoga beschrieben wird, wird gesagt,
daß Krishnas Name Yogesvara ist. Keiner kann ein besserer
Yogi sein als der Meister des Yoga, und Krishna ist dieser Meister.
Es gibt verschiedene Arten des
Yoga. Yoga bedeutet das System und Yogi ist die Person, die dieses
System ausübt. Das Ziel des Yoga, das endgültige Ziel
besteht darin, Krishna zu erkennen. Deswegen bedeutet Krishna-Bewußtsein
die Ausübung der höchsten Form des Yoga.
Dieses höchste Yoga-System wurde von Krishna in der Bhagavad
Gita Seinem vertrautesten Freund, Arjuna, beschrieben. Am Anfang
sagt der Herr, daß dieses System nur von einem Menschen
ausgeübt werden kann, der sich dazu hingezogen fühlt.
Dieses Krishna-bewußte Yoga-System kann nicht von einem
gewöhnlichen Menschen, der sich nicht zu Krishna hingezogen
fühlt, ausgeübt werden, denn es ist ein anderes System,
und zwar das höchste - Bhakti-Yoga.
Es gibt fünf Arten der direkten Anziehung, und es gibt sieben Arten der indirekten Anziehung. Indirekte Anziehung ist nicht Bhakti. Direkte Anziehung wird Bhakti genannt. Wenn man zu Krishna durch die direkte Methode hingezogen ist, wird das hingebungsvolles liebendes Gott-Dienen genannt, und wenn man zu Krishna durch die indirekte Methode hingezogen ist, ist das kein liebendes Gott-Dienen. Doch auch das ist Anziehung. König Kamsa z.B. war der Onkel Krishnas mütterlicherseits. Es gab eine Prophezeiung, nach der Kamsa von einem der Söhne seiner Schwester getötet werden würde. Und so wurde er sehr bedacht auf die Söhne seiner Schwester und er beschloß, seine Schwester zu töten. Devaki, Krishnas Mutter, wurde von ihrem Gatten, Vasudeva, gerettet, der einen Kompromiß schloß und seinem Schwager folgendes vorschlug: 'Du hast Angst vor dem Sohn deiner Schwester. Deine Schwester wird dich nicht töten.' Er bat: 'Töte deine Schwester nicht. Rette sie, und ich verspreche, daß alle Söhne, die sie. gebärt, dir gebracht werden, und wenn du willst, kannst du sie töten.' Vasudeva tat dies, um seine arme Frau zu retten. Und Vasudeva dachte, 'Wenn Devakis Sohn geboren wird, hat Kamsa es sich vielleicht anders überlegt.' Aber Kamsa war ein solch großer Dämon, daß er alle Söhne Devakis tötete. Es wurde vorausgesagt, daß der achte Sohn der Schwester ihn töten würde. Als Krishna sich also im Leib Seiner Mutter befand, dachte Kamsa ständig an Krishna. Man mag sagen, daß er nicht Krishna-bewußt war, aber eigentlich war er das Nicht direkt, nicht aus Liebe, sondern als Feind. Das also ist kein hingebungsvolles, liebendes Gott-Dienen. Jemand, der sich dem liebenden Gott-Dienen hingibt, ist Krishna-bewußt als Krishnas Freund, Krishnas Diener, Sein Vater oder Seine Mutter oder als Liebender. Wir mögen Krishna als Geliebten, als Sohn haben wollen, als Freund, als Meister, als den Höchsten Erhabenen. Diese fünf verschiedenen Arten der direkten Verbindung mit Krishna werden liebendes Gott-Dienen oder Bhakti genannt. Sie bringen keinen materiellen Gewinn mit sich.
Die Idee, Gott als Sohn zu akzeptieren, übertrifft die Idee, Gott als Vater zu akzeptieren. Es gibt da einen Unterschied. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn besteht darin, daß der Sohn etwas vom Vater haben will. Des Vaters Beziehung zum Sohn besteht darin, daß der Vater ständig dem Sohn etwas geben möchte. Deshalb ist die Beziehung mit Gott bzw. Krishna als Sohn besser als die Beziehung mit Krishna von jemand, der denkt, 'Wenn ich Gott als reinen Vater akzeptiere, dann kann ich den Vater um die mir notwendigen Dinge bitten.' Aber wenn ich der Vater von Krishna werde, dann wird es von Beginn Seiner Kindheit an meine Aufgabe sein, Ihm zu dienen. Deswegen ist die Beziehung von Vasudeva und Devaki so erhaben.
Krishnas Pflegemutter, Yasoda denkt, 'Wenn ich dem Krishna nicht anständig zu essen gebe, wird Er sterben.' Sie vergißt, daß Krishna der Höchste Herr ist, daß Er die drei Welten erhält. Sie vergißt, daß einzig der Herr für die nötigen Dinge aller Lebewesen sorgt. Die gleiche göttliche Person ist der Sohn Yasodas geworden, und sie denkt, 'Wenn ich Ihm nicht anständig zu essen gebe, stirbt Er.' Das ist Liebe. Sie hat vergessen, daß es der Höchste Personenhafte Gott ist, der vor ihr als ein kleines Kind erscheint.
Diese Beziehung der Liebe ist sehr erhaben. Es erfordert Zeit, um sie zu verstehen, doch es gibt eine Ebene, auf der man, anstatt zu bitten, 'O Gott, unser täglich Brot gib uns heute', denken kann, daß Gott sterben wird, wenn man Ihm kein Brot gibt. Dies ist die Ekstase höchster Liebe. Eine solche Beziehung besteht zwischen Krishna und Seiner sich Ihm Geweihten Radharani, die größte Gottgeweihte, die Geliebteste Krishnas. Yasoda ist Krishnas Geliebte als Mutter; Sudama ist Krishnas Geliebter als Freund; Arjuna auch als Freund - es gibt Millionen und Billionen verschiedener Arten Gottgeweihter, die eine direkte Beziehung mit Krishna haben.
Die Yoga-Systeme, die hier beschrieben werden, führen also zum Bhakti-Yoga und Bhakti-Yoga kann von denjenigen ausgeübt werden, die Liebe zu Krishna entwickelt haben. Andere können das nicht praktizieren. Und wenn jemand fähig ist, diese Liebe zu entwickeln, dann kann man Gott, Krishna, vollkommen verstehen. Wie sehr wir auch bemüht sein mögen, Gott durch unsere verschiedenen Theorien oder Spekulationen zu verstehen, es wird ein schwieriges Vorhaben bleiben. Wir mögen zwar vorgeben, daß wir Gott verstanden haben, doch ist es nicht möglich, Ihn, so wie Er ist, zu verstehen, weil wir begrenzte Sinne haben und Er unbegrenzt ist.
Im Srimad Bhagavatam wird gesagt, daß alle unsere Sinne unvollkommen sind. Wir können nicht einmal die Stoffeswelt vollkommen verstehen. Wir haben so viele Planeten und Sterne des nachts am Himmel gesehen, doch wir wissen nicht, was sie eigentlich sind. Wir wissen nicht einmal, was der Planet Mond eigentlich ist, obgleich die Menschen seit so vielen Jahren versucht haben, mit Sputniks dorthin zu gelangen. Selbst dieser eine Planet, Erde! Wir kennen nicht einmal die Mannigfaltigkeiten, die es auf diesem Planeten gibt! Wenn wir zum Meer gehen oder zum Himmel, haben wir eine begrenzte Wahrnehmung. Unser Wissen ist daher stets unvollkommen. Darüber müssen wir uns einig sein. Wenn wir in unserer Verblendung denken, daß wir alle Arten des Wissens erworben und in der Wissenschaft Fortschritt gemacht haben, dann ist das auch eine Verblendung. Es ist nicht möglich.
Wenn es nicht einmal möglich ist, die stofflichen Dinge zu verstehen, die wir täglich mit unseren Augen sehen, was läßt sich dann von der spirituellen Welt und Krishna, der Höchsten Gestalthaften Gottheit sagen? Er ist die höchste spirituelle Form, und es ist nicht möglich, Ihn durch unsere begrenzten Sinne zu verstehen. Warum dann liegt uns so viel am Krishna-Bewußtsein, wenn es nicht möglich ist? Wenn diese unvollkommenen Sinne Krishna wie Er ist nicht erkennen können? Die Antwort ist die, daß Sie anfangen können, Ihn zu erkennen, wenn Sie sich hingeben, wenn Sie die geistige Haltung, Krishna zu folgen, erwerben und wenn Sie als Diener oder Freund, als Mutter oder Vater oder als Liebender sich Ihm hingeben - wenn Sie beginnen, dem Höchsten Herrn zu dienen.
Ihr Dienst beginnt mit der Zunge. Wie? Mit der Zunge können Sie Hare Krishna chanten (singen und sagen), und mit der Zunge können Sie Krishna-Prasadam, geweihtes Essen kosten. Der Anfang dieses Vorgangs ist also sehr schön. Sie können Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare / Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare chanten - und jedesmal, wenn Ihnen von Krishna durch Seine Güte Prasadam angeboten wird, nehmen Sie es an. Das Ergebnis davon wird sein, daß Krishna Sich Ihnen offenbaren wird, wenn Sie eine Haltung der Hingabe entwickeln und wenn Sie mit diesem Dienen beginnen.
Sie können Krishna nicht durch Spekulation verstehen; das ist nicht möglich, weil Sie unvollkommene Sinne haben. Aber wenn Sie diesen Vorgang des Gott-Dienens beginnen, dann wird es möglich - eines Tages wird Krishna Sich Ihnen offenbaren: 'So bin Ich.' Genauso wie Krishna Sich Arjuna offenbart. Arjuna ist ein Gottgeweihter, und er ist hingegeben. Er steht mit Krishna als Freund in Verbindung. Deswegen offenbart Krishna Sich ihm.
Die Bhagavad Gita wurde zu Arjuna gesprochen, nicht zu irgend jemand, der über die Philosophie des Vedanta spekulierte. Am Anfang des vierten Kapitels werden Sie feststellen, daß Krishna sagt: 'Ich spreche zu dir das uralte System des Yoga.' Es wird gesagt, 'zu dir.' Arjuna war ein Kshatriya, ein Soldat. Er war ein Haushälter, nicht einmal ein Sannyasi, nicht einer, der die Stufe der Entsagung erreicht hatte - doch sind das keine Qualifikationen, um Krishna zu verstehen. Angenommen ich sage, ich bin ein Sannyasi-Bettelmönch geworden - das ist keine Qualifikation, daß ich jetzt Krishna verstehen kann. Was ist dann die Qualifikation? Dies: 'Jemand, der eine Haltung des Dienens entwickelt hat, mit Liebe und Hingabe, kann Mich verstehen.' Niemand sonst. Nicht die großen Gelehrten und intellektuellen Spekulanten; aber ein Kind kann Krishna verstehen, wenn es fest an Ihn glaubt. Glaube und Hingabe qualifizieren einen also.
Einzig durch solchen Glauben und durch Dienen werden Sie verstehen,
daß Krishna die Höchste Gestalthafte Gottheit ist.
Genauso wie wir das Krishna-Bewußtsein verbreiten.
Wir verschwenden nicht Ihre Zeit oder unsere Zeit, weil wir den festen Glauben haben, daß Krishna die Höchste Gestalthafte Gottheit ist. Theoretisch oder praktisch sollten Sie Krishna als die Höchste Person akzeptieren. Für die Theorie gibt es die Offenbarungsurkunden. Durch die vedischen Schriften werden Sie verstehen und durch die großen Gottgeweihten der Vergangenheit wie auch der Gegenwart.
Für die Gegenwart ist Krishna Chaitanya da. Krishna Chaitanya ist die große Autorität. Keiner ist größer. Er war wie toll nach Krishna. Und dann haben nach Ihm Seine sechs Schüler, die Gosvamis, uns unschätzbare Schriften hinterlassen - besonders Jiva Gosvami. Sie haben unzählige Bücher über Krishna geschrieben. Das Srimad Bhagavatam handelt einzig von Krishna. Vyasa ist auch der Verfasser der Bhagavad Gita. Die Gita wurde von Krishna gesprochen und von Vyasa niedergeschrieben, der diese Gita dem Mahabharata beifügte.
Vyasadeva also akzeptiert Krishna als die Höchste Person. Im Srimad Bhagavatam hat er die Beschreibung der verschiedenen Inkarnationen gegeben, von denen es 25 gibt. Am Schluß sagt er, daß die Beschreibungen, die über die verschiedenen Inkarnationen gegeben werden, alle Teile von Gott darstellen. Doch Krishna ist die Höchste Göttliche Person Selbst. Er ist nicht Teil, sondern hundertprozentig - hundertprozentig Gott. Wir haben also autoritative Beweisquellen.
Wenn wir an die Shastras, die heiligen Schriften glauben, dann können wir erkennen: Wer kann mächtiger sein als Krishna? Wer kann schöner sein als Krishna? Wer kann berühmter sein als Krishna? Krishna erschien vor fünftausend Jahren, aber Sein Wissen, das Er uns in Form der Srimad Bhagavad Gita zuteil werden ließ, wird noch immer verehrt. Sie wird nicht nur von den Hindus oder den Indern verehrt, sondern in der ganzen Welt gelesen. In Ihrem Land gibt es mindestens fünfzig verschiedene Ausgaben der Bhagavad Gita, von verschiedenen Menschen geschrieben. Ebenso finden Sie in England, in Deutschland, in Frankreich und in allen anderen Ländern hunderte von Ausgaben der Gita. Wer kann also berühmter Sein? Es gibt noch viele andere Beweisquellen, wenn Sie an die Shastra glauben: Krishna heiratete 16108 Frauen, und Er versah jede mit einem großen Palast, und jede von ihnen hatte 10 Kinder, und von den 10 Kindern wurden viele andere Kinder geboren. Wir haben also die Aussage der Offenbarungsurkunden. In der Brahma Samhita wird Krishna ebenfalls als die Höchste Gestalthafte Gottheit angesehen. Dies ist ein sehr altes Buch, das Brahma, dem ersten Lebewesen des Universums zugeschrieben wird.
In der Brahma Samhita wird gesagt, Isvarah Paramah Krsnah. Isvara bedeutet Gott. Es gibt viele Halbgötter. Es wird gesagt, daß es viele Halbgötter und den Höchsten Gott gibt. Die Brahma Samhita sagt also, Isvarah Paramah Krsnah - Er ist der Gott der Götter. Isvarah Paramah Krsnah, und dann: Sat Chid Ananda Vigraha - und Sein Körper ist ewig und voller Glückseligkeit und Erkenntnis. Und weiter: Anadih Er hat keinen Anfang, aber Er ist der Anfang von jedem. Anadir Adir Govindah. Go bedeutet Sinne, Go bedeutet Kuh, und Go bedeutet Land. Er ist also der Besitzer von allem Land, Er ist der Besitzer aller Kühe, und Er ist der Schöpfer aller Sinne.
Wir trachten nach Sinnesgenuß, aber unsere Vollkommenheit des Sinnesgenusses kann nur erlangt werden, wenn unsere Freude in einem liebenden Austausch mit Krishna liegt. Deswegen ist Sein Name Govinda, die Höchste Ursprüngliche Göttliche Person.
Der gleiche personenhafte Gott sprach zu Ar-juna über Sich Selbst in der Gita. Wie kann man sagen, daß jemand durch sein Denken und durch Spekulieren etwas über Gott sagen kann, das wichtiger ist als das, was Krishna Selbst sagt? Das ist nicht möglich. Niemand kann besser über Gott sprechen als Krishna, weil Gott Selbst spricht. Wenn Sie über sich selbst sprechen, wer kann mehr sagen als Sie? Wenn Sie also Glauben haben, wenn Sie theoretisch oder praktisch an Krishna als die Höchste Göttliche Person glauben, dann können Sie durch das, was Krishna in der Bhagavad Gita sagt, Gott verstehen. Das ist nicht schwer.
Und wenn Sie Krishna glauben, dann können Sie Gott verstehen - was Er tut, wie Seine Kräfte sich auswirken, wie Er sich manifestiert, was die Stoffeswelt ist, was die geistige Welt ist, was die Lebewesen sind, worin ihre Beziehung besteht - so viele Dinge sind in den Schriften Gottes zu finden.
Das gesamte vedische Schrifttum handelt von drei Dingen: erstens unsere Beziehung zu Gott; dann, nachdem wir unsere Beziehung zu Gott verstanden haben, können wir demgemäß handeln. Genauso wie ein Mann und eine Frau. Die mögen nicht verwandt sein, aber sobald die Verbindung hergestellt ist, daß einer Ehemann und einer Ehefrau ist, beginnt der Austausch.
Wenn die Menschen ihre Beziehung zu Gott erst einmal verstanden haben, glauben sie im allgemeinen, daß Gott der Vater ist und daß es Sache des Sohnes ist, den Vater um alles zu bitten, was er braucht. Aber das ist eigentlich eine Beziehung von geringerer Bedeutung. Wenn man Gott vollkommen versteht, dann gibt es auch eine vertraute Beziehung mit Ihm. Unsere vertraute Beziehung offenbart sich, wenn wir vollkommen frei geworden sind. Jedes einzelne Lebewesen hat eine bestimmte Beziehung zu Gott, doch in unserem jetzigen Zustand haben wir das vergessen. Wenn diese Beziehung durch das liebevolle Dienen bzw. durch das Krishna-Bewußtsein offenbart wird, dann werden wir erkennen, daß dies die Vollkommenheit unseres Lebens ist. Krishna-Bewußtsein ist eine große Wissenschaft. Es ist kein sentimentales Spekulieren über die Liebe. Es gründet sich auf wissenschaftliche Lehrsätze, die in der Bhagavad Gita, den Veden und in der Brahma Samhita beschrieben werden; und es wird von Autoritäten wie Krishna Chaitanya Mahaprabhu, Ramanujacharya, Madhvacharya, Narada, Asita, Vyasa akzeptiert - es gibt so viele Autoritäten. Krishna-Bewußtsein ist kein gewöhnliches Geschäft mit der Liebe oder dem Geld. Es ist Wirklichkeit. Wenn Sie es mit Ernsthaftigkeit verfolgen, wird Ihr Leben vollkommen sein.
DIE LEHRE DER VEDEN
von A.C.
BHAKTIVEDANTA SWAMI
(Das Folgende ist ein Vortrag, der von Seiner Göttlichen
Gnade A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada am 6. Oktober 1969 in
der Conway Hall in London, England, gehalten wurde.)
Meine Damen und Herren, das heutige Thema ist die Lehre der Veden.
Was sind die Veden? Die Sanskrit-Wurzel des Wortes Veda kann verschiedenartig
ausgelegt werden, aber das Ziel ist schließlich das gleiche.
Veda bedeutet Wissen. Alles Wissen, das Sie akzeptieren, ist Veda,
denn die Lehren der Veden sind das ursprüngliche Wissen.
In dem bedingten Zustand ist unser Wissen so vielen Unzulänglichkeiten
unterworfen. Der Unterschied zwischen einer bedingten Seele und
einer befreiten Seele besteht darin, daß die bedingte Seele
vier Defekte hat. Der erste Defekt liegt darin, daß sie
Fehler begehen muss. In unserem Land zum Beispiel wurde Mahatma
Gandhi als eine sehr große Persönlichkeit angesehen,
aber er beging sehr viele Fehler. Auch am Ende seines Lebens warnten
ihn seine Assistenten: 'Mahatma Gandhi, gehe nicht zum Treffen
nach Neu Dehli. Wir haben ein paar Freunde und die haben gehört,
daß Gefahr droht..' Aber er hörte nicht. Er bestand
darauf, zu gehen und wurde getötet. Sogar große Persönlichkeiten,
wie Mahatma Gandhi, Präsident Kennedy (es gibt ihrer so viele),
machen Fehler. Irren ist menschlich. Das ist der eine Defekt der
bedingten Seele.
Ein anderer Defekt: Falsche Vorstellungen zu haben. Illusion
bedeutet, etwas, was nicht ist, zu akzeptieren: Maya. Maya bedeutet
das, was nicht ist. Jeder Mensch akzeptiert den Körper als
das Selbst. Werden Sie gefragt, was Sie sind, dann werden Sie
sagen: 'Ich bin Herr Müller, ich bin ein reicher Mann. Ich
bin dieses und ich bin jenes.' All das sind sich auf den Körper
beziehende Identifikationen. Aber Sie sind nicht dieser Körper.
Das ist Illusion.
Der dritte Defekt ist der Hang zum Betrügen. Jeder Mensch
hat den Hang, andere zu betrügen. Auch wenn ein Mensch der
größte Narr ist, tut er doch so, als sei er sehr intelligent.
Obgleich schon gesagt wurde, daß der Mensch sich in der
Illusion
befindet und Fehler macht, wird er dennoch theo-retisieren: 'Ich
glaube, das ist so und das ist so.' Aber der Mensch kennt noch
nicht einmal seine eigene Position. Er schreibt Bücher der
Philosophie, obgleich er unvollkommen ist. Das ist seine Krankheit.
Das ist Betrug.
Und letztlich sind unsere Sinne unvollkommen. Wir sind sehr stolz auf unsere Augen. Oft wird jemand herausfordernd sagen: 'Kannst du mir Gott zeigen? ' Aber haben Sie die Augen, um Gott zu sehen? Sie werden nie sehen, wenn Sie nicht die geeigneten Augen haben. Wenn jetzt in diesem Augenblick das Zimmer dunkel wird, können Sie noch nicht einmal Ihre Hände sehen. Also welche Sehkraft haben Sie dann? Deshalb können wir nicht erwarten, daß uns Wissen (Vedas) durch diese unvollkommenen Sinne zuteil wird. Mit all diesen Mängeln des bedingten Lebens können wir niemandem vollkommenes Wissen zukommen lassen, noch sind wir selbst vollkommen. Deshalb akzeptieren wir die Veden so wie sie sind. Sie werden vielleicht die Veden Hindu nennen, aber das Wort Hindu ist ein fremder Name. Wir sind nicht Hindus. Unsere wirkliche Identifikation ist Varnasrama. Varnasrama bedeutet Anhänger der Veden, diejenigen, die die menschliche Gesellschaft in acht Einteilungen des Varna und Asrama akzeptieren. Es gibt vier Einteilungen in der Gesellschaft und vier Einteilungen im geistigen Leben. Das wird Varnasrama genannt. In der Bhagavad-gita wird gesagt: 'Diese Einteilungen gibt es überall, weil sie von Gott geschaffen sind.' Die Einteilungen in der Gesellschaft sind Brahmana, Ksatriya, Vaisya, Sudra. Brahmana weist auf die sehr intelligente Menschengruppe hin, das sind diejenigen, die wissen, was das Brahman ist. Ebenso gehören die Ksatriyas, die Administratoren, zur drauffolgenden Intelligenz-Gruppe der Menschen. Dann folgen die Vaisyas, die Gruppe der Kaufleute. Diese ganz natürlichen Klassifikationen findet man überall. Das ist das vedische Prinzip und wir akzeptieren es. Die vedischen Prinzipien werden als axiomatische Wahrheit akzeptiert, denn die Möglichkeit irgendeines Fehlers ist ausgeschlossen. Das erkennen wir an. Zum Beispiel wird in Indien der Dung der Kuh als rein angesehen und doch ist der Dung der Kuh Kot eines Tieres. Einmal finden wir in den vedischen Unterweisungen, daß wir uns sofort baden müssen, wenn wir Kot berührt haben. Und ein andermal wird gesagt, daß der Dung der Kuh rein ist. Wenn man den Dung der Kuh an einen unreinen Ort schmiert, dann wird dieser Ort rein. Jetzt werden wir argumentieren und sagen: 'Das ist ein Widerspruch.' Und es ist tatsächlich, vom gewöhnlichen Standpunkt aus gesehen, ein Widerspruch, aber es ist nicht falsch. Es ist eine Tatsache. In Kalkutta analysierte ein sehr angesehener Wissenschaftler und Arzt den Dung der Kuh und stellte fest, daß er alle antiseptischen Eigenschaften enthält.
Wenn in Indien jemand zu einem anderen sagt: 'Das musst du tun,' dann wird der Andere sagen: 'Was soll das? Ist das, was du sagst, eine Unterweisung der Veden? Soll ich dir deshalb ohne Widerspruch folgen? ' Die Unterweisungen der Veden können nicht interpretiert werden. Aber wenn man letzten Endes genau nachforscht, warum diese Unterweisungen da sind, wird man herausfinden, daß sie alle stimmen.
Die Veden sind keine Zusammenstellung menschlichen Wissens, Das vedische Wissen kommt aus der geistigen Welt, von Krsna, dem Herrn. Ein anderer Name der Veden ist Sruti. Sruti bezieht sich auf die Erkenntnis, die durch Hören erlangt wird. Es ist kein experimentelles Wissen. Sruti, wird gesagt, sei wie die Mutter. Wir lernen so viel von unserer Mutter. Wenn wir zum Beispiel wissen wollen, wer unser Vater ist, wer kann uns da antworten? Unsere Mutter. Wenn unsere Mutter sagt: 'Hier ist dein Vater,' dann müssen wir das akzeptieren. Es gibt keine Möglichkeit zu experimentieren, um herauszufinden, ob das nun unser Vater ist. Ebenso, wenn Sie etwas wissen wollen, das jenseits Ihrer Erfahrung liegt, jenseits Ihres experimentellen Wissens, jenseits der Aktivität Ihrer Sinne, dann müssen Sie die Veden akzeptieren. Es ist unmöglich zu experimentieren. Es ist schon experimentiert worden. Es ist schon festgesetzt. Die Darstellung der Mutter zum Beispiel muss als Wahrheit akzeptiert werden. Es gibt keinen anderen Weg.
Die Veden werden als die Mutter angesehen und Brahma wird der Großvater genannt, der Vorfahr, weil er der erste war, der im vedischen Wissen unterwiesen wurde. Das erste lebende Wesen am Anfang war Brahma. Er erhielt das vedische Wissen und gab es weiter an Narada und andere Schüler und Söhne, und die gaben es weiter an ihre Schüler. Auf diese Weise kommt das vedische Wissen zu uns durch die Traditionsfolge. Auch in der Bhagavad-gita wird bestätigt, daß das vedische Wissen auf diese Weise zu verstehen ist. Wenn Sie sich mit experimenteller Erkenntnis abmühen wollen, dann kommen Sie zur selben Schlussfolgerung, aber um Zeit zu sparen, sollten Sie akzeptieren. Wenn Sie wissen wollen, wer Ihr Vater ist und wenn Sie Ihre Mutter als Autorität anerkennen, dann kann das, was sie sagt, ohne Argument entgegengenommen werden. Es gibt drei Arten von Beweisen: Pratyaksa, Anumana und Sabda. Pratyaksa bedeutet direkt. Direkter Beweis ist nicht so gut, weil unsere Sinne unvollkommen sind. Täglich sehen wir die Sonne, und für uns scheint sie so groß wie eine kleine Scheibe zu sein, aber in Wirklichkeit ist sie viel viel größer als viele andere Planeten. Welchen Wert hat dieses Sehen dann? Deshalb müssen wir Bücher lesen, dann können wir die Sonne verstehen. So ist also direkte Erfahrung nicht vollkommen. Dann gibt es induktives Wissen: 'Es könnte so sein,' Hypothese. Zum Beispiel sagt Darwins Theorie, es könnte so oder so sein aber das ist keine Wissenschaft. Das ist eine Vermutung und das ist auch nicht vollkommen. Aber wenn Sie das Wissen aus den autorisierten Quellen erhalten, dann ist das vollkommen. Wenn Sie ein Programmheft von den Autoritäten des Rundfunks erhalten, dann akzeptieren sie das. Sie lehnen es nicht ab und Sie brauchen auch kein Experiment zu machen, weil es aus den autorisierten Quellen empfangen wurde.
Das vedische Wissen wird Sabda-pramana genannt. Ein anderer Name ist Sruti. Sruti bedeutet, daß dieses Wissen durch das Ohr vernommen werden muss. Die Veden unterweisen uns, daß wir von den Autoritäten hören müssen, um transzendentales Wissen zu verstehen. Transzendentales Wissen ist Wissen, daß von jenseits des Universums kommt. Innerhalb dieses Universums gibt es materielles Wissen und jenseits dieses Universums gibt es transzendentales Wissen. Wir können noch nicht einmal zum Ende des Universums gelangen. Wie sollte es uns dann möglich sein, die geistige Welt zu erreichen? Deshalb ist es unmöglich, vollkommenes Wissen zu erlangen.
Es gibt ein geistiges Reich. Es gibt ein anderes Wesen, das jenseits der Manifestation und der Nicht-Manifestation liegt. Aber auf welche Weise werden Sie wissen, daß es ein Reich gibt, in dem die Planeten und deren Bewohner unvergänglich sind? Dieses ganze Wissen ist vorhanden, aber wie wollen Sie Experimente machen? Das ist nicht möglich. Deshalb brauchen Sie die Unterstützung der Veden. Das wird vedisches Wissen genannt. In unserer Bewegung des Krsna-Bewußtseins akzeptieren wir das Wissen von der höchsten Autorität, Krsna. Krsna wird als die höchste Autorität von allen Menschengruppen akzeptiert. Ich meine zuerst einmal die beiden Gruppen der Transzendentalisten. Die eine Gruppe der Transzendentalisten wird Anhänger des Unpersönlichen genannt, Mayavadi. Gewöhnlich sind sie als Vedantisten bekannt, die Anhänger Sankaracaryas sind. Dann gibt es eine andere Gruppe der Transzendentalisten, die Vaisnavas genannt wird, wie Ramanujacarya, Madhvacarya, Visnusvami. Sowohl die Sahkara-sampradaya als auch die Vaisnava-sampradaya haben Krishna als die Höchste
Gestalthafte Gottheit anerkannt. Sahkaracarya soll ein Anhänger des Unpersönlichen sein, der die Lehre vom Unpersönlichen verkündete, eigenschaftsloses Brahman, aber in Wirklichkeit ist er ein verborgener Anhänger des Persönlichen. In seinem Kommentar über die Bhagavad-gita schrieb er: 'Narayana, die Höchste Gestalthafte Gottheit, ist jenseits dieser kosmischen Manifestation.' Und dann bestätigt er noch einmal: 'Jene Höchste Gestalthafte Gottheit, Narayana, ist Krsna. Er ist als der Sohn von Devaki und Vasudeva erschienen.' Er hat ganz besonders die Namen von Krsnas Vater und Mutter hervorgehoben. So wird also Krsna von allen Transzendentalisten als die Höchste Gestalthafte Gottheit anerkannt. Darüber gibt es gar keinen Zweifel. Unsere Quelle der Erkenntnis im Krsna-Bewufitsein kommt direkt von Krsna, aus der Bhagavad-gita. Wir haben die BHAGAVAD-GITA SO WIE SIE IST veröffentlicht, weil wir Krsna so akzeptieren wie Er spricht, ohne eigene Auslegung. Das ist vedisches Wissen. Weil das vedische Wissen rein ist, akzeptieren wir es. Was immer auch Krsna sagt, wir erkennen es an. Das ist Krsna-Bewußtsein. Das spart viel Zeit. Wenn Sie die richtige Autorität akzeptieren oder den Ursprung des Wissens, dann sparen Sie viel Zeit. Zum Beispiel gibt es zwei Systeme des Wissens in der materiellen Welt, induktiv und deduktiv. Durch das deduzieren erkennen Sie an, daß der Mensch sterblich ist. Ihr Vater sagt, der Mensch sei sterblich, Ihre Schwester sagt, der Mensch sei sterblich, jeder sagt, der Mensch sei sterblich, aber Sie selbst experimentieren nicht. Sie akzeptieren es als eine Tatsache, daß der Mensch sterblich ist. Wenn Sie nachforschen wollen, um herauszufinden, ob der Mensch sterblich ist, müssen Sie jeden einzelnen Menschen studieren und Sie werden zu denken beginnen, ob es wohl einen Menschen gibt, den Sie noch nicht gesehen haben, der nicht sterblich wäre. Und auf diese Weise wird Ihre Forschungsarbeit niemals aroha, der aufsteigende Vorgang genannt. Wenn Sie Wissen durch persönliche Anstrengung erlangen wollen, indem Sie Ihre unvollkommenen Sinne betätigen, dann werden Sie nie zu der richtigen Schlussfolgerung kommen. Das ist nicht möglich.
In der Brahma-samhita wird gesagt: Sitzen Sie einmal in einem
Flugzeug, daß sich mit der Geschwindigkeit des Geistes fortbewegt.
Unsere aus Materie zusammengesetzten Flugzeuge laufen vielleicht
mit dreitausend Stundenkilometern, aber was ist dagegen die Geschwindigkeit
des Geistes? Sie sitzen zu Hause und augenblicklich denken Sie
an Indien, das vielleicht zehntausend Kilometer entfernt ist,
und sofort ist Indien bei Ihnen im Haus. Ihr Geist hat sich dort
hinbegeben. Die
Geschwindigkeit des Geistes ist enorm. Deshalb wird gesagt: 'Wenn
Sie mit dieser Geschwindigkeit sich für Millionen von Jahren
fortbewegen, dann werden Sie herausfinden, daß das geistige
Reich unbegrenzt ist. Es ist noch nicht einmal möglich, sich
ihm zu nähern. Deshalb heißt es in der Unterweisung
der Veden (in diesem Zusammenhang wird das Wort 'obligatorisch'
gebraucht), daß wir einen echten geistigen Meister aufsuchen
müssen, einen Guru. Und worin besteht die Qualifikation eines
geistigen Meisters? Er hat die Botschaft der Veden sinngemäß
aus der rechten Quelle gehört. Sonst ist er nicht echt. Er
muss praktisch fest im Brahman verankert sein. Das sind die beiden
Qualitäten. Diese erhabene Bewegung des Krsna-Bewußtseins
ist ganz und gar autorisiert aufgrund der vedischen Prinzipien.
In der Bhagavad-gita sagt Krishna: 'Das wirkliche Ziel des vedischen
Forschens besteht darin, Krsna zu finden.' Auch in der Brahma-samhita
wird gesagt: 'Krsna, Govinda, hat unzählige Formen, aber
alle diese Formen sind eins.' Sie sind nicht wie unsere Formen,
die fehlbar sind. Seine Form ist unfehlbar. Meine Form oder Gestalt
hat einen Anfang, aber Seine Form oder Gestalt hat keinen Anfang.
Sie ist ananta. Und Seine Gestalt, unzählige, haben kein
Ende. Meine Gestalt sitzt hier und nicht in meiner Wohnung. Sie
sitzen hier und nicht in Ihrer Wohnung. Aber Krsna kann zur gleichen
Zeit überall sein. Er kann sich in Goloka Vrndavana niederlassen
und gleichzeitig überall, alldurchdringend sein. Er ist der
Ursprung, der Älteste, aber wenn wir uns ein Bild von Krsna
anschauen, sehen wir eine jugendliche Gestalt, fünfzehn bis
zwanzig Jahre alt. Sie werden nie einen alten Mann finden. Sie
haben Bilder von Krsna gesehen aus der Bhagavad-gita, als Wagenlenker.
Zu der Zeit war Er nicht weniger als hundert Jahre alt. Er hatte
schon Urenkel, aber Er sah aus wie ein Jüngling. Krsna, Gott,
wird niemals alt. Das ist Seine Allmacht. Und wenn Sie Krsna durch
das Erforschen der vedischen Schriften finden wollen, dann wird
Sie das in Verwirrung bringen. Die Möglichkeit ist da, aber
es ist sehr schwierig. Aber Sie können Ihn sehr leicht durch
den Gottgeweihten kennen lernen. Der Gottgeweihte kann Ihn an
Sie übergeben: 'Hier ist Er, nehmen Sie Ihn.' Darin besteht,
die Kraft derjenigen, die ihr Leben Krsna geweiht haben.
Ursprünglich gab es nur einen Veda und es bestand keine Notwendigkeit, ihn zu lesen. Die Menschen waren so intelligent und hatten solch gutes Erinnerungsvermögen, daß einmaliges Hören von den Lippen des geistigen Meisters genügte, um ein wirkliches Verstehen in ihnen hervorzurufen. Sie verstanden sofort den ganzen Sinn. Aber vor fünftausend Jahren schrieb Vyasadeva die Veden für die Menschen dieses Zeitalters, des Kali-yuga, nieder. Er wusste, daß sich die Lebensdauer der Menschen verringern, daß ihre Erinnerung sehr schlecht und daß auch ihre Intelligenz nicht mehr sehr groß sein würde. 'Lasst mich deshalb dieses vedische Wissen lehren, indem ich es niederschreibe.' Er teilte die Veden in vier Gruppen ein: Rig, Sama, Arharva und Yajus. Dann gab er diese Veden in die Obhut seiner verschiedenen Schüler. Dann dachte er an die weniger intelligente Gruppe der Menschen, Stri, Sudra und Dvijabandhu. Er dachte an die Frauen und an die Sudras (Arbeiter) und an die Dvijabandhu. Dvijabandhu bezieht sich auf diejenigen, die in hochstehende Familien geboren wurden, die aber nicht wirklich qualifiziert sind. Ein in einer Familie der Brahmana geborene Mensch, der nicht die Qualifikationen eines Brahmana hat, wird Dvijabandhu. Für diese Menschen stellte er das Mahabharata, das die Geschichte Indiens genannt wird, und die achtzehn Puranas zusammen. Das sind alle vedischen Schriften: Die Puranas, das Mahabharata, die vier Veden und die Upanisaden. Die Upanisaden sind ein Teil der Veden.
Dann fasste Vyasadeva das gesamte vedische Wissen für Gelehrte und Philosophen in der Vedanta-sutra zusammen. Das ist das letzte Wort der Veden. Vyasadeva schrieb persönlich die Vedanta-sutra unter Anweisung seines Guru Maharaj, seines geistigen Meisters, Narada, aber immer war er noch nicht zufriedengestellt. Das ist eine lange Geschichte, die im Srimad-Bhagavatam beschrieben wird. VedaVyasa war nicht sonderlich zufrieden gestellt, auch nachdem er viele Puranas, Upanisaden und sogar die Vedanta-sutra zusammengestellt hatte. Darauf gab ihm Narada, sein geistiger Meister, Unterweisung: 'Erkläre den Vedanta.' Vedanta bedeutet allerletzte Erkenntnis und die allerletzte Erkenntnis ist Krsna. Krsna sagt, daß man durch die Veden Krsna verstehen muss. Vedanta-krid veda-vid eva caham. Krsna sagt: 'Ich bin der Verfasser des Vedanta und ich bin der Kenner der Veden. Deshalb ist das endgültige Ziel Krsna. Das wird in allen Kommentaren der Vaisnavas über die Philosophie des Vedanta gesagt. Wir Gaudiya Vaisnavas haben unsere Kommentare über die Vedanta-Philosophie, genannt Govinda-bhasya von Baladeva Vidyabhusana. Ebenso gab auch Ramanujacarya einen Kommentar und auch Madhvacarya. Die Version Sankara-caryas ist nicht der einzige Kommentar. Es gibt viele Kommentare über den Vedanta, aber weil die Vaisnavas nicht den ersten Kommentar über den Vedanta gaben, befinden sich die Menschen unter dem falschen Eindruck, daß Sankaracaryas Kommentar über den Vedanta der einzige ist. Außerdem hat Vyasadeva selbst den vollkommenen Kommentar über den Vedanta geschrieben, nämlich das Srimad-Bhagavatam. Auch das Srimad-Bhagavatam beginnt mit den ersten Worten der Vedanta-sutra: Janmady asya yatah. Und dieses janmady asya yatah wird eingehend im Srimad-Bhagavatam erklärt. Die Vedanta sutra deutet nur an, was das Brahman, was die Absolute Wahrheit ist: 'Die Absolute Wahrheit ist das, von dem alles ausgeht.' Das ist die Zusammenfassung, aber es wird in allen Einzelheiten im Srimad-Bhagavatam erklärt. Wenn alles von der Absoluten Wahrheit ausgeht, was ist dann das Wesen der Absoluten Wahrheit? Das wird im Srimad-Bhagavatam erklärt. Die Absolute Wahrheit muss bewusst sein. Svarat. Er leuchtet aus Sich Selbst heraus. Wir entwickeln unser Bewußtsein und unser Wissen, indem wir das Wissen von anderen erhalten, aber bei Ihm wird gesagt, daß Er aus Sich Selbst heraus leuchtet. Die ganze Essenz des vedischen Wissens ist die Vedanta-sutra und die Vedanta-sutra wird vom Verfasser selbst im Srimad-Bhagavatam erklärt. Zum Schluss bitten wir diejenigen, die nach vedischer Erkenntnis streben, zu versuchen, die, Erklärung allen vedischen Wissens durch das Srimad-Bhagavatam und die Bhagavad-gita zu verstehen.
Atheisten, Materialisten und Dummköpfe
Original Artikel aus dem Deutschen BTG von 1972
Unser achtes Jahr der 'Elementarerziehung' verging in einer amerikanischen Volksschule in Okinawa. Während jenes ereignungsreichen Jahres erfuhren wir, daß wir selbst herausfinden müßten, was die Ursache unseres Daseins sei, daß der Durchschnittsmensch weniger als ein viertel seiner Gehirnkraft benütze und daß über Gott niemals in der Schule zu sprechen sei.
Unser Studium der physikalischen Wissenschaft gipfelte in der Vergegenwärtigung der fleischigen Struktur des menschlichen Gehirns. Elektrische Stöße, die innerhalb der Kreisbewegung des menschlichen Kopfes aufblitzen, sollen für alles Denken, Fühlen und Wollen verantwortlich sein. Das Leben, Gedächtnis und die Lebenszone sind schwer zu erfassen. Der Kopf ist mit Gedanken angefüllt. Der Geist projiziert sich über die Grenzen des Körpers hinaus. Wir fragten uns, 'Was würden wir denken, wenn wir die ganze Kraft unseres Gehirns benutzen würden? '
Wir hatten sektiererische Religionsverfechter getroffen, deren Seichtheit uns dazu bewegt hatte, uns den Lagern der Atheisten zuzuwenden. Wir fanden vor den 'Humanisten' Geltung und erhielten viele Versprechungen, welche nie erfüllt wurden. In Verzweiflung brennend, überschritten wir das Ende unserer Kindheit. Die Aussichten auf Freude, auf die unsere Lehrer hingewiesen hatten, erwiesen sich als unzulänglich. Nachdem wir viele Wörterbücher der Philosophie erschöpft hatten, wurden wir uns bewußt, daß wir die ganze Zeit betrogen worden waren, von Anfang an. Wir fühlten uns zum Scheitern verurteilt, nicht, weil wir nicht die Antworten wußten, sondern weil wir nicht einmal fähig waren, richtige Fragen zu formulieren.
Wir hatten uns insgeheim als Atheisten bezeichnet. Aber wie unsere Intelligenz reifte, blickten wir durch die Heuchelei unserer so genannten religiösen Freunde hindurch. Wir sahen sie alle als Atheisten. Zu dem Zeitpunkt begannen wir ernsthaft zu forschen: Was ist Religion? Welche Beziehung haben alle Dinge zueinander? Wer ist Gott?
Wir hatten die Verlassenheit geschaut, die auf die Materialisten wartet. Wir kannten die Qual des 'Underground Man' und die Vorspiegelungen des 'Absurd Man.' Wir waren der Avant-Garde der Pop-Kultur in 'neuen' Erforschungen gefolgt. Wir waren alle diese Dinge leid. Wir hatten seit langem gefühlt, daß wir beobachtet wurden. Wir wurden vom Glück begünstigt. Alles wurde von unserem geistigen Meister restlos aufgehellt, und wir begannen, die einzigartige Situation Absoluten Wissens zu erkennen. Wir mußten uns ihm in liebendem Dienen hingeben.
Humanismus ist die Krankheit der Atheisten. Die Menschen der Welt sind Atheisten. Aus diesem Grunde sind sie hierher versetzt worden. Die Menschen drücken zur Not des 'Mitmenschen' ihr geheucheltes Mitleid aus. Sie fühlen sich edel, wenn sie sich herablassen, an den Leiden einer anderen Person Anteil zu nehmen. Sie hören mit tiefem Ernst, wie ein Soldat von einem Panzer überrollt worden ist, wie die eigene Mutter leidet und wie nichts sie trösten kann. Doch wenn man sie darauf aufmerksam macht, daß sie sich täglich von den Kadavern geschlachteter unschuldiger Tiere ernährt haben, geraten sie in Zorn. Ihre Sorte von Mitleid ist also sehr begrenzt im Ausmaß. Persönliche Befriedigung kommt zuerst. Tatsächlich ist das Motiv für humanistische Bestrebungen eine Erhöhung der Sinnesfreude auf einem bestimmten Gebiet oder in einer auserwählten Klasse von Lebewesen.
Gemeinsam geben sie Gott die Schuld, wenn ihre Freude sich in Leid kehrt. Sie wollen in dieser feindseligen Welt leben, indem sie alle Schätze zusammenraffen, die ihre Sinne fesseln können und irgendwie wollen sie dem Leid entrinnen. Sie begehen Massenmord an Tieren, um die blutigen Körper zu schmecken.
Die Humanisten sind stets bereit, die demütigen Diener Gottes zu verleumden, zu vergewaltigen und zu ermorden, aber sie vertreten viele sektiererische Ansichten, welche dazu dienen, ihre selbstsüchtigen Wünsche mit dem Mantel der Gerechtigkeit zu umkleiden.
'Waikiki drei Uhr morgens ist wirklich. Bhagavad-gita ist es nicht.' 'Die Gita ist alt und ist dem Neuen nicht gewachsen.'
'Was ist aber neu? Ist das Leben oder der Tod neu? Ist Freude-Schmerz oder Hitze-Kälte neu? Sind Sonne oder Mond neu? Ist die Erde neu? Ist das Essen, Schlafen, Sich-Fortpflanzen oder Kämpfen neu? Die darwinistische Theorie der Evolution hat jeden versichert, der Mensch ist der Gipfel des Werdegangs. Und wenn er seiner selbst überdrüssig wird, kann er in die Berauschung flüchten.
Unsere materialistischen Freunde haben die Überzeugung, daß die Religion eine der Erfindungen des Menschen ist. Irgendwie sind sie dazu gekommen, den Menschen für alles zu halten. Sie sehen Religion im Sinne von Apotheose, Anthropomorphismus, Zoomorphismus, Theanthropismus, Therianthropismus usw.
Die Pseudo-Christen, Pseudo-Buddhisten usw. protestieren nicht gegen die Verleumdung der modernen 'aufgeklärten' Denker, da sie darauf aus sind, sich von den Stücken auf ihren Sektiertischen zu ernähren und nach dem größtmöglichen Sinnesgenuß trachten.
Der Gottgeweihte ermahnt sie: diese Welt ist nicht Ihr wirkliches Zuhause, noch ist sie liebenswert - wenn Sie kein Narr sind, versuchen Sie nicht hierzubleiben und Gott herabzusetzen, indem sie Ihn dafür verantwortlich machen, daß Ihr Leben voller Leid ist. Verschwenden Sie nicht Zeit, indem Sie künstlich zwischen materieller Güte und Schlechtigkeit unterscheiden. 'Was unter den Menschen verherrlicht wird, ist vor Gott ein Greuel.' - Neues Testament, Lukus 16/15.
In diesem Leben hat das Leid notwendigerweise das Übergewicht. Die Welt ist, ohne Gott zu schauen, ein Vakuum. Die Menschen trachten alle nach Blendwerk und stoßen in ihren Bemühungen, schattenhafte Dinge zu besitzen, miteinander zusammen.
Dieses Paradies der Verblendeten wird nicht von erlösten Seelen geschätzt. Jenseits der materiellen Schöpfung ist noch ein anderes Dasein, welches als anti-stoffliche Natur bekannt ist. 'Es gibt noch eine andere, unvergängliche Natur, welche sich der manifestierten und nicht-manifestierten gegenüber transzendental verhält. Sie ist das Höchste und wird niemals vernichtet. Wenn diese ganze Welt vernichtet ist, bleibt jener Teil wie er ist.' - Bhagavad-gita, 8/20. Gottes Spielplatz befindet sich dort im geistigen Königreich.
Die Menschen sind mit materiellem Wissen aufgeblasen. Sie möchten
vor der Welt mit ihrer Erfahrung angeben. Sie verschwenden stets
Zeit damit, vorübergehende Dinge zu besprechen. Aber sie
finden die Bhagavad-gita nicht interessant. 'Wir brauchen keine
östliche Religion.' Die Menschen verstehen die geistige Wissenschaft
nicht, aber sie bleiben selbstgefällig. Krishna und Seine
Geweihten werben und lehren. Doch die Menschen flehen Mammon an.
'Krishnas Gegenwärtigkeit spottet der Welt des Menschen.'
- Das Bhagavad Purana, 10/70/40.
'Hat der Mensch einen freien Willen? ' sind wir gefragt worden. Hat ein Verrückter einen freien Willen? Nein. Jeder hat seinen Willen, aber in der materiellen Versklavung ist er niemals frei. 'Der Ort der Handlung, der Handelnde, die Sinne, die Bemühung und schließlich die Überseele: dies sind die fünf Faktoren des Handelns.' - Bhagavad-gita, 18/14.
Ein Mensch ist der Diener seiner Sinne, die vom Verstand gelenkt werden. Sie alle sind bedingt. 'Die verwirrte individuelle Seele hält sich unter dem Einfluß der drei Erscheinungsformen der Natur für den Vollzieher von Handlungen, welche tatsächlich von der Natur ausgeführt werden.' - Bhagavad-gita, 3/27. Kann der Mensch frei seinen Sinnen dienen? Nein. Er wird auf Schritt und Tritt von der Natur daran gehindert.
Der Mensch hat die Möglichkeit, seinen freien Willen im geistigen Leben auszuüben. Doch er hat ihn verschwendet und ist zum Hund Mayas geworden. Der Mensch hat immer noch die Wahl, sich Gott hinzugeben und seine Freiheit in Harmonie mit der absolut freien göttlichen Person zu offenbaren.
Wenn man keinen freien Willen hat, kann man dann für seine schlechten Taten verantwortlich gemacht werden? Ja! Alle Vergehen sind das Ergebnis des Abgekehrtseins vom Willen Gottes und müssen zwangsläufig bestraft werden. Die dämonischen Menschen, die sich gegen Gott auflehnen, haben es erwählt, Schlechtes zu tun. Ihr Leben folgt den üblichen Abirrungen der bedingten Seele.
Für alle Unrechte, die ein Mensch begeht, ist er allein verantwortlich und er braucht sich nicht noch weiter zu erniedrigen, indem er feige versucht, die Schuld von sich abzuwälzen. Der Mensch hat die Möglichkeit zur Befreiung. Die anderen Lebewesen in der stofflichen Welt, die verschiedene Kleidungen tragen, nämlich Körper von Wassertieren, Pflanzen, Landtieren usw. müssen warten, bis sie die menschliche Form erlangt haben. Die unvergängliche Seele ist lediglich zeitweilig von materiellen Körpern bedeckt. Die Mehrheit der unvorstellbar großen Zahl individueller Seelen befinden sich im transzendentalen Bereich. Die Missetäter leisten ihre Strafe in Materie ab.
Dadurch, daß die Seele die Initiative ergreift, sich Gott zu widersetzen, ist sie tief in Unwissenheit hinabgesunken und versperrt sich die Sicht vor Gott. Durch die andauernde Folge von Aktionen und Reaktionen, welche unter dem Fachausdruck 'Karma' bekannt sind, wird sie durch die Naturgesetze umhergestoßen. Sie kann schließlich durch aufrichtige Liebe zu Gott durch Seine Gnade erlöst werden. 'Gib alle anderen Pflichten auf und gib dich Mir (Krishna) hin. Hab keine Angst, Ich werde dich vor allen sündigen Reaktionen schützen.' - Bhagavad-gita, 18/66.
'Genießt Gott es, die Missetäter zu bestrafen? ' Nein. Missetäter sind böswillig, und zum Guten aller müssen ihre unrechten Einwirkungen reguliert werden. 'Wie kann Gott es zulassen, daß solche grauenhaften Dinge in dieser Welt existieren? ' Alle weltichen Probleme stellen sich durch vorübergehende Phänomene ein, welche sich von dem wahren Selbst des Lebewesens unterscheiden. Die Seele kann niemals verstümmelt oder getötet werden. Aber die falschen Besitze (einschließlich den Körper), denen sie anhaftet, sind dem Verfall geweiht. Die stoffliche Welt befriedigt die Launen ihrer Bewohner und blockiert die wahre Manifestation von Glückseligkeit, nämlich Vaikuntha, das geistige Reich, wo es kein Leid gibt. Krishna bietet uns stets Glück, ohne uns unseres individuellen Willens zu berauben. Unser winziger Wille kennzeichnet unsere Existenz als Individuen. Und wir werden nie aufhören, Individuen zu sein. Krishna hat uns dieser Tatsache versichert.
'Für die Seele gibt es niemals Geburt oder Tod. Noch hört sie auf zu sein, wenn sie einmal erschaffen ist. Sie ist ungeboren, unvergänglich, immerwährend, unsterblich und ursprünglich. Sie wird nicht getötet, wenn der Körper getötet wird.' - Bhagavad-gita, 2/20.
Wir müssen getrennt von den Einwirkungen des veränderlichen Körpers und des unsteten Geistes die richtige Selbst-Entschlossenheit haben, um den richtigen Begriff von Gott und der Geistes-Seele zu erkennen. Wir müssen uns als Untergeordnete Gottes beschäftigen und unsere wahre Natur wiedererlangen, die sich in materiellen Ausschweifungen verloren hat. Wir müssen den regulierenden Lautvibrationen dienen, die sich zu unserem Nutzen in der begrentzen Offenbarung dieser niederen Welt manifestieren. Wir können keine geistige Erleuchtung erlangen, welche gleichbedeutend ist mit liebender Hingabe zu Krishna, wenn wir es aktiv oder passiv vorziehen, uns dagegen aufzulehnen, dem Höchsten zu dienen.
Wir haben gehört, daß Gott groß ist. Gott muß der absolut Allmächtige bedeuten. Seine Größe ist Seine absolute Güte. Wenn Gott Gott ist, muß Er groß sein. Nichts kann ohne Gottes Billigung geschehen. Alles, was geschieht, ist Sein Wille, weil jedes Geschehen nicht entgegen Seinen Willen sein kann. Alles, was also geschieht, muß gut sein. Da aber die materielle Welt der Ort ist, wo die Geschöpfe sich dem Willen Gottes widersetzen, ist es natürlich, daß darin bedingte Güte vorkommt. Tatsächlich ist die ganze materielle Schöpfung eine dem Wesen nach fremde Manifestation der wirklichen Natur Gottes. Es ist eine Berichtigung, um dem Bösen der Lebewesen entgegenzuwirken, die sich in der Mißidentifikation ihrer selbst verirrt haben. Die Behinderungen von Geburt, Krankheit, Alter und Tod üben ihre Wirkung nur auf die äußeren Umhüllungen aus, die Körper der bedingten Seelen, die nichts mit ihren ewigen Identitäten zu tun haben. Wir müssen also die Position der Seele als allererstes erkennen. Wenn wir unser Dasein als getrennt von den zeitbegrenzten Angelegenheiten und unseren bevorstehenden Veränderungen des Körpers erkennen, können wir die demütige Haltung echten Nachforschens einnehmen, was uns helfen wird, Zutritt in die Bereiche wahren Theismus zu erlangen.
Historiker und Philosophen rätselraten seit langem vergeblich über die Bedeutung des Lebens. Aber wir haben ihren aus der Einbildung geborenen Erklärungen nichts abzugewinnen, die uns keine Linderung der Leiden dieser Welt verschaffen. Die selbstverwirklichte Seele kann verstehen, wie das bedingte Leben auf Nicht-Zusammenarbeit mit Krishna beruht.
Wir individuellen Seelen sind Ausstrahlungen, die qualitativ wie Krishna, Ihm aber quantitativ unterlegen sind. Gott ist das Unendliche-Absolute. Gott muß eins sein. Wir haben die Eigenschaften unseres Ursprungs, welcher der Hintergrund bzw. der Erhalt allen Daseins ist. Aquinas sagt, daß Gott als 'derjenige, der ist' zu verstehen ist. Dies ist so, weil Sein Dasein die Vorbedingung für alles nachfolgende Dasein ist. Er ist der Ur-Vorfahr aller Manifestationen, welche existieren. Unsere Wahrnehmungen sowohl von uns selbst sowie der Dinge, die sich außerhalb von uns befinden, sind möglich, weil wir alle in ihm_ existieren. 'Ich verehre Govinda, den Urersten Herrn, welcher das Absolute Wirkliche Prinzip ist, da Er das Endgültige Wesen in Form der Erhaltung allen Daseins ist.'- Brahma Samhita, 5/41.
Gott ist das Unbegrenzt Absolute, und wir sind winzige absolute Teile, Seine ewigen Diener. Unser winziger Wille kann nicht gut sein, wenn er sich Gott widersetzt. Die eingreifende Ausströmung, welche jede Möglichkeit zunichte macht, daß wir in Gottes Bereich absoluter Güte Schlechtes hineinbringen, und welche als berichtigendes Mittel wirkt, um uns durch begrenzte Befriedigung zu korrigieren, ist die stoffliche Schöpfung. Krishna ist uns tatsächlich teurer als unser eigenes Selbst. Er ist der Alles-Anziehende und Er ist die Innere Seele aller Seelen. Ohne Krishna läßt sich kein wirkliches Glück finden.
Unwissenheit auf Seiten der widerspenstigen Seelen, die der nicht-erkennenden oder Nicht-Seele verfallen sind, hat ihren Sitz innerhalb der stofflichen Schöpfung. Die träge Seele verändert sich nicht, noch fällt sie herab von ihrer veranlagungsgemäßen ewigen verankerten Position, aber durch ihren teilnahmslosen Egoismus, d.h. dadurch, daß sie ihre Auffassung von sich selbst die Gottheit überragen läßt, macht sie sich gegenüber der Natur ihrer "eigenen Identität blind - mit der ihr eigenen Neigung, herabzufallen. Sie erwirbt die Mentalität, mit der sie zu beherrschen bestrebt, und zu dem Zeitpunkt wird sie von Maya überwältigt.
Maya ist Gottes gute Regelung, welche die abirrenden Seelen beschlagnahmt, indem sie sie in Körper gleich Zwangsjacken einsperrt, um ihre selbstmörderischen Tätigkeiten zu hemmen. Maya ist die materielle Natur. Maya bedeutet, Vergessen Gottes. Maya bedeutet, die Neigung zum Messen (indem man sich zum Richtersitz emporhebt). Maya bedeutet, was keine Wirklichkeit ansich hat. Und Maya bedeutet Gnade. Diese mögen als esoterische Wahrheiten verstanden werden. Durch Gottes unvorstellbare Kraft sind wir mit der Fähigkeit zu falschen Entschlüssen begabt worden, für welche wir verantwortlich sind. Aber zur gleichen Zeit wird uns dringend angeraten, unsere falschen Beurteilungen, nochmals zu überprüfen. Wir sind freiwillig in die aus Materie zusammengesetzten Elemente gekommen, um unser Glück zu suchen. Aber die stoffliche Manifestation zwingt uns in Wahrheit Unfähigkeit auf. Die Schlußfolgerung bleibt uns selbst überlassen. Können wir, die wir absoluten Wissens und absoluter Macht entbehren, unabhängig glücklich sein? Wir sind Personen, die dazu bestimmt sind, die Vollkommenheit Gottes höchsten Willens zu steigern.
Krishnas Beziehung zu der Welt ist unerklärlich. Ist Er Transzendent oder Immanent? Wenn Er Transzendent ist, hat Er dann keine Beziehung zu dieser Welt? Wenn Er Immanent ist, hat Er sich dann überallhin verbreitet und aufgehört, Seine charakteristische Identität zu bewahren? Diese Fragen sind lange debattiert worden.
Sri Chaitanya Mahaprabhu hat uns die Wahrheit über Krishnas unvorstellbare Einheit mit und Unterschiedlichkeit von Seinen vielfachen Energien (Achintya Bheda-abheda Tattva) gelehrt. 'In Meiner transzendentalen Form durchwalte Ich (Krishna) die ganze Schöpfung. Alle Dinge ruhen in Mir, aber Ich bin nicht in ihnen.' - Bhagavad-gita, 9/4. Krishna unterscheidet sich vom Kosmos und von den Lebewesen (jivas) und gleichzeitig ist Er stets identisch mit ihnen, was nur durch Seine Gnade verstanden werden kann.
'Er ist ein undifferenziertes Wesen, da zwischen Kraft und dessen Besitzer kein Unterschied besteht. In Seinem Schöpfungswerk von Millionen von Welten bleibt Seine Kraft untrennbar. Alle Universen existieren in Ihm, und Er ist zur gleichen Zeit in Seiner Fülle in jedem der Atome anwesend, welches im Universum verstreut ist. Solcherart ist der Urerste Herr, den ich verehre.' - Brahma Samhita, 5/1.
Krishna ist das einzige Ziel, welches wert ist, von allen Seelen verehrt zu werden. Wenn wir uns irgend einen phantastischen Begriff der Verehrung ausdenken würden, würden wir zu Götzenanbetern werden. Die vedischen Unterweisungen sind die Unterweisungen Krishnas, und sie sagen, daß das Singen der heiligen Namen Krishnas die Opferhandlung ist, welche wir alle im jetzigen Zeitalter ausüben sollten. Wir sollten alle verkrüppelten Begriffe aufgeben, wie Monismus, Dualismus, Pluralismus, Deismus, Pantheismus usw. und uns als reine Theisten qualifizieren. Unser einziger Vorteil, auf den wir uns verlassen können, ist unsere Liebe zu Gott. Im Augenblick des Todes werden uns all unsere Welterfahrenheit und unserer falsches Prestige, all unser materieller Reichtum und unsere Zuneigung verraten. Wir sollten nicht unser Leben damit verschwenden, vergänglichen Dingen nachzugehen. Wir sollten statt dessen den Weg beschreiten, der uns zurück nach Hause, zurück zur Gottheit führt.
Sri Chaitanya Mahaprabhu hat für alle Zeiten das Problem gelöst, unsere Beziehung mit Krishna wiederherzustellen. Er hat uns versichert, daß wir uns Krishna am besten durch ständiges Singen Seiner Heiligen Namen nähern können. Unsere ganze Aufmerksamkeit wird am besten durch das Wiederholen des Hare Krishna Mantras in Anspruch genommen:
HARE
KRISHNA, HARE KRISHNA, KRISHNA KRISHNA, HARE HARE,
HARE RAMA, HARE RAMA, RAMA RAMA, HARE HARE.
Ein Gedicht von Uttara Dasi
Zum
End der Nacht, wenn nichts mehr spricht,
Verhangen blind und brütend schwarz Belag,
Der Sonne Reinheit Strahl, lebendig Licht,
Am Horizont bricht auf und bringt den Tag.
So
auch ein Acharya kommt, er trägt das Licht entfacht,
Der Gottesliebe reinsten Strahl.
Unsere Zuflucht ist er vor der blinden Nacht,
Vorbei die Dummheit, fort die Qual.
Wenn
wir zu Herzen seine Lehre nehmen,
dann wird Krishna Zentrum unserer Liebe lauter.
Des Meisters Wunsch ist Ziel in unseres Lebens Spann,
Denn er ist Krishnas Freund und eng Vertrauter.
Dies
demütige Gebet, das bring ich dar,
Daß Srila Prabhupad den Glauben in mir festigt gleich;
Er ist die Sonne, all-erleuchtend klar:
Kehr zurück zur Gottheit, zurück in deines Vaters Reich!
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